Schon früh am morgen, besser gesagt nachts um 4 Uhr treffen wir uns mit Marion und Holger, um zum Flughafen zu fahren. Um 6,05 Uhr geht unser Flug nach Malaga. Einen Vorteil hat der frühe Abflug: Wir sind um 9 Uhr schon in Andalusien und haben dann noch den ganzen Tag vor uns. Schon beim Anflug auf Malaga sieht man Berge und einen weitverzweigten See. Ich bin schon sehr gespannt auf Spanien, vor allem, weil ich noch nie hier war. Wir landen pünktlich. An allen Mietwagenschaltern herrscht gähnende Leere, nur bei “Record” ist ziemlicher Andrang. Wahrscheinlich waren Mehrere so schlau wie wir, das Auto schon von Deutschland aus übers Internet zu buchen. Aber auch wir bekommen unser Fahrzeug und stürzen uns sofort ins Abenteuer. Natürlich zunächst mal in der falschen Richtung. Als wir schon fast in Torremolinos sind, bemerken wir unseren Irrtum. Kann ja jedem mal passieren! Aber jetzt kann uns nichts mehr aufhalten. Andalusien wir kommen!
Unser erstes Ziel ist Antequera, eine
geschichtsträchtige Kleinstadt auf der Hochebene des Rio
Gualdahorce mit uralten Megalithgräbern, die wir allerdings
links liegen lassen, denn der Parque Natural “El Torcal”
ist uns wichtiger. Hoch über Antequera auf dem Cerro de San
Cristobal thront die maurische Alcázaba aus dem 14.
Jh. Innerhalb der Befestigungsanlage befindet sich die
Renaissancekirche Santa Maria la Mayor mit einer schönen
Holzdecke im Mudejar-Stil.
Anmerkung:
Nach der Reconquista, d.h. nach der Rückeroberung der maurischen
Gebiete durch die Christen wurden die noch ansässigen maurischen
Handwerker und Architekten mit dem Bau und der Ausschmückung von
christlichen Kirchen und Gebäuden beauftragt. Diese Stilmischung
ist der sogenannte Mudejar-Stil.
Von der Alcázaba hat man einen schönen Blick über Stadt und Landschaft. Beim anschließenden Bummel durch die Straßen fällt uns vor allem die Sauberkeit auf, die uns auch auf der weiteren Reise überall begegnet ist. Auch sind hier die Hauseingänge besonders bemerkenswert. Direkt an der Straße befindet sich eine schwere Holztüre, dahinter ist ein kleiner Vorraum, ausgekleidet mit bunten Kacheln (Azulejos) und eine schöne, meist schmiedeeiserne Eingangstüre mit Glasfüllung, die manchmal Durchblick gewährt in einen schattigen Innenhof mit Brunnen und Pflanzen. Sehenswert ist auch die ehemalige Klosterkirche der Unbeschuhten Karmeliter Nuestra Senora del Carmen, (1,50 €), ein, lt. Reiseführer, “barockes Kleinod von großer Schönheit”. Mich beeindruckte vor allem der große holzgeschnitzte Hauptaltar, den Rest fand ich jedoch sehr zusammengewürfelt. Nach einem Mittagessen, bei dem die Getränke nicht berechnet wurden, (Wir haben das zwar im Reiseführer gelesen, aber dann eigentlich auf der ganzen Rundreise nicht mehr erlebt!) ging´s weiter zum 13 km entfernten Parque Natural El Torcal de Antequera.
Diese fantastische Karstlandschaft umfaßt ein
Gebiet von 1170 ha und liegt auf einer Höhe von 1000-1300 m. Auf
verschiedenen Wanderwegen kann man dieses Märchenland aus Stein
erforschen und die tollen Ausblicke genießen. (Der grün
markierte Weg ist der kürzeste und dauert ungefähr 45
Minuten. Wanderschuhe!)Es erinnert ein bißchen an Brice-Canyon
in Amerika!
Anschließend fuhren wir noch weiter bis nach Ronda, wo wir übernachteten.
Schon beim Frühstück in der Bahnhofsgaststätte
in Ronda stand uns die nächste Überraschung bevor. Marion
und ich essen nämlich gerne etwas Herzhaftes und in unserer
Unwissenheit gingen wir auf den Vorschlag des Wirtes ein: Tortilla
Andalusia, was sich dann als kaltes Kartoffelomelett
herausstellte,das man noch mit Tomatenpürree verfeinern konnte.
Es war wirklich nicht schlecht, aber zum Frühstück für
unsere deutschen Gaumen doch etwas ungewöhnlich.
Nach dieser Stärkung waren wir bereit für Stierkampfarena und Altstadt. Ronda ist wirklich sehr sehenswert! Die Stadt liegt grandios wie ein Adlerhorst an der 90 m breiten und 160 m tiefen Schlucht Tajo, die von der kühnen Puente Nuevo überbrückt wird und Altstadt und Neustadt miteinander verbindet. Schmucke weißgetünchte Häuser, alte Adelspaläste und bemerkenswerte Kirchen geben sich ein Stelldichein. Die Hauptkirche Santa Maria Mayor an der Plaza de la Duchesa de Parcent fällt auf durch Balkone an der Vorderfront. Diese dienten früher als Zuschauertribünen bei Stierkämpfen. Gleich nebenan steht ein schöner Renaissance-Palast, der heute als Rathaus fungiert. Auch die kleinere Kirche Espiritú Santo verdient einen Besuch. Kurz dahinter kommt man zur Puerta de Almocábar, dem alten Stadttor am anderen Ende der Altstadt.
Vor allem die Stierkampfarena, die Plaza de Toros,ist sehenswert.
Sie stammt aus dem Jahr 1785 und ist eine der
ältesten Arenen des Landes. Innen ist sie in zwei Arkadenreihen
gegliedert und bietet 5000 Zuschauern Platz. Leider (bzw.
Gott-sei-Dank in Bezug auf die Stiere) wird sie nur noch einmal
jährlich genutzt, im September, zur Feria de Pedro Romero.
Dann wird in historischen Kostümen gefeiert und gekämpft,
die man im angegliederten Museo Taurino besichtigen kann. Dort
wird auch dem berühmtesten Sohn der Stadt, dem Torero Pedro
Romero gehuldigt
Auf der Weiterfahrt nach Gibraltar kommt man durch das
Gebiet der “weißen Dörfer”. Die Landschaft
wird jetzt bergig, einsam und verstreut liegen die weißen
Dörfer wie helle Farbkleckse an den Hängen. So kamen wir
zunächst nach Benadalíd, das einen interessanten
Friedhof hat. In einem alten Castillo liegen wabenförmige
Grabstätten übereinander. Die nächste Station war
Gaucín, wo wir zwar zur Festung emporstiegen, aber dann
vor verschlossenen Toren standen. Wir wollten nicht bis zur Öffnung
warten und bewunderten deshalb nur die Aussicht auf Windräder
und Gibraltar. Unterwegs kamen wir dann noch an Jimena de la
Frontera vorbei, ein schönes Fotomotiv! Recht nett ist auch
Castellar de la Frontera, eine große Burganlage, die ein
Wehrdorf umschließt. Alle Häuser wurden von ihren
Bewohnern verlassen und waren dem Verfall preisgegeben. In den 70ger
Jahren entdeckten deutsche Hippies und Künstler die Burg,
sanierten die Gebäude und ließen sich dort nieder.
Wir hatten hier auch ein nettes Erlebnis: Bei unserem Bummel durch die Sträßchen des Wehrdorfes, sprach uns ein 90jähriger Herr aus Aachen an. Wir kamen ins Gespräch und er wollte und unbedingt sein Haus zeigen. Es war sehr interessant, solch ein altes Haus von innen zu sehen. Am tollsten war die Aussicht von seinem Balkon! Man konnte den Felsen, die Straße von Gibraltar und Marokko sehen! Allerdings waren seine Töchter, die von einem Spaziergang zurück kamen, weniger begeistert, daß der alte Vater schon wieder Fremde ins Haus geschleppt hatte. Wir wurden dann ziemlich schnell hinauskomplimentiert.
Übernachtet haben wir in San Roque, kurz vor Gibraltar, denn dort ist es sehr teuer. Im Hostal Casa Bernardo Macías, Ausfahrt 116, gab es wirklich schöne Zimmer und preisgünstige Verpflegung. (Übernachtung 39,00 € )
Regen!
Trotzdem fuhren wir nach dem Frühstück nach Gibraltar.
Es sind wirklich nur ein paar Kilometer. Im strömenden Regen
passierten wir die Grenzkontrolle. Kurz dahinter muß man
tatsächlich über die Start- und Landebahn des Flughafens
fahren. Bei der Seilbahntalstation gab´s dann auch einen
Parkplatz. (Seilbahnfahrt incl.Audioguide und St.Michaels Cave 24,50
€)
Kaum waren wir an der Bergstation angelangt, kam die
Sonne raus und es wurde ein wunderschöner Tag! Die Bergstation
besteht aus mehreren Terrassen und überall treiben sich schon
die Berberaffen, Macaca Sylvanus, herum. Sie sind mit Vorsicht zu
genießen, wie folgende Begebenheit zeigt: Kurz hinter uns kam
ein Tourist die Wendeltreppe herauf, wo ein Affe saß. Der Mann
hatte einen offenen Rucksack und blitzschnell griff der Affe hinein
und holte einen größeren verpackten Gegenstand heraus. Der
Besitzer griff natürlich sofort danach und es entwickelte sich
ein richtiger Kampf zwischen den beiden. Dabei wurde der Affe richtig
böse und fletschte die Zähne. Der Mann konnte ihm dann zwar
den Gegenstand entwinden, aber der Affe verfolgte ihn daraufhin auf
Schritt und Tritt, bis er das Interesse verlor.
Der eigentliche Gipfel liegt etwas höher als die Bergstation. Dort
beginnt ein Wanderweg, die Mediterrenean Steps, der
auf der Südseite hoch über dem Meer, mit Blick auf Afrika,
um den Felsen herumführt und wieder in die Straße
einmündet, die zur St. Michael´s Cave und zur
Mittelstation Ape´s Den führt. Der Weg ist zwar etwas
verfallen, aber wunderschön! (Wanderschuhe!)
Das totale Gegenteil war die Tropfsteinhöhle. Wenn der Eintritt nicht schon bei unserem Kombiticket dabei gewesen wäre, hätten wir uns sehr geärgert. Normalerweise kostet die Karte 7,00 € und dafür konnte man nur ein kurzes Stück in den Konzertsaal gehen, die restliche Höhle war abgesperrt! Also eher enttäuschend!
Interessant ist dann noch Ape´s Den, die Mittelstation. Dort klettern die Affen ganz frech auf den Autodächern herum, klopfen an die Fenster und betteln.
Durch Gibraltar City sind wir dann nur durchgefahren, denn Sonntags haben alle Geschäfte auf der Mainstreet geschlossen. Jedenfalls ist ein Besuch Gibraltars durchaus lohnend, auch wenn der Felsen total verbaut ist mit Teerstraßen und alten Gefechtsstellungen.
Nach nochmaliger Übernachtuntg im Hostal Casa
Bernardo Macías ging´s weiter, vorbei an Algeciras nach
Tarifa, dem Surferparadies und der südlichsten Stadt
Spaniens. Von hier ist es wirklich nur noch ein Katzensprung nach
Afrika. Die Straße von Gibraltar ist tatsächlich nur noch
14 km breit. Angeblich bläst hier immer kräftiger Wind.
Uns fielen beim Stadtrundgang natürlich die vielen jungen coolen
Typen auf. Aber noch bemerkenswerter fand ich die Kirche. Auf allen
Altären und Sockeln standen Heiligenfiguren, bekleidet mit
richtigen Stoff-, Spitzen- oder Samtgewändern. Später auf
unserer Rundreise habe ich so etwas schon immer wieder gesehen, aber
nicht so ausgeprägt wie hier. Es muß ja unheimliche Arbeit
machen, diese Figuren immer wieder neu anzuziehen, denn die Kleider
verstauben doch recht schnell.
Unsere nächste Station war Cádiz, “Senorita del Mar, Novia del Aire!” Fräulein des Meeres, Geliebte des Windes!
Auf einer Landzunge gelegen, mit einer hübschen
Altstadt ist Cádiz sehr reizvoll, auch wenn man zuerst durch
Industriegebiet und häßliche Wohnblöcke fahren muß.
Nach engen Gassen mit teilweise vornehmen Häusern steht man
plötzlich an der Plaza San Juan de Dios, einem großen
geschäftigen Platz. Er wird dominiert vom Rathaus und daneben
von der Catedral Nueva mit ihren zwei Türmen. Den
rechten, den Torre Poniente, haben wir bestiegen, seltsamerweise über
eine Rampe. Es kam uns sogar eine Mutter mit Kinderwagen entgegen.
Mal was Neues: Turmbesteigung mit Kinderwagen! Auf halber Höhe
gibt es toll gemauerte Kuppeln zu bewundern. Oben angekommen bietet
sich ein herrlicher Rundblick über Stadt und Hafen. Die Kirche
selbst war leider geschlossen. Gleich nebenan befindet sich die alte,
meist verschlossene Catedral Santa Cruz aus dem 17. Jh. Nicht
weit davon gelangt man zum Mercado Central.
Es gäbe natürlich noch viel mehr in Cadiz zu
sehen, aber wir machten nur einen kurzen Rundgang, weil wir noch
weiter nach Chipiona wollten. Lt. Reiseführer “ein
nettes Fischerdorf”, jedoch hatten wir uns das ganz anders
vorgestellt. Kalter Wind und kaltes Meer, viele ältere Leute,
ein ziemlich großer Ort mit Strand, eine Straße ist
Fußgängerzone und nur hier pulsiert das Leben, sonst alles
tote Hose. Unser Quartier, Hostal Rocio, 25,00 €, lag übrigens
genau in dieser Straße, so daß wir auch kein Problem
hatten ein Restaurant zu finden. Wir haben auch wirklich gut gegessen
an diesem Abend, das hat uns wieder versöhnt.
Heute ist Nationalfeiertag! Nachdem wir in Chipiona von unserer Vermieterin erfuhren, daß in der Nähe des Hostals keine Frühstücksmöglichkeit besteht, machten wir uns gleich auf den Weg nach Jerez de la Frontera, unserem nächsten Ziel.
Anmerkung: Alle Orte, die die Bezeichnung “de la Frontera” tragen, befanden sich im Grenzgebiet und wechselten häufig ihre Besitzer.
Jerez, die Hauptstadt des Sherry ist auch ein Zentrum
der andalusischen Pferdezucht. Schon im Umland fallen die riesigen
Felder und Weinberge ins Auge. Hier gibt es noch immer
Großgrundbesitzer, die sprichwörtlichen Sherrybarone. Auch
am Stadtrand dreht sich alles um Sherry, hier liegen nämlich die
Bodegas. Und im Stadtzentrum wird man natürlich immer wieder an
Sherry erinnert durch dekoraitv aufgestapelte Fässer an jeder
Ecke. Die Bezeichnung “Sherry” stammt übrigens von
den Engländern, die das Wort “Jerez” nicht richtig
aussprechen konnten.
Die zweitwichtigste Sache in Jerez sind die Pferde. Seit dem 18.Jh. werden hier die sogenannten “Cartujanos” gezüchtet. Der Name geht zurück auf ein nahegelegenes Karthäuserkloster, wo die Mönche erstmalig diese Pferde aus arabischer Abstammung hervorbrachten.
Als wir in Jerez ankamen, war natürlich unser vorrangiges Problem, ein Frühstück zu bekommen, was am heutigen Feiertag gar nicht so leicht war. Aber nach mehrmaligem Fragen fanden wir ein sehr verstecktes Café, das geöffnet hatte. Ich bin hier zum andalusischen Frühstück übergegangen: Tostada mit Olivenöl und Salz. Schmeckt wirklich gut! Meine Mitreisenden konnte ich allerdings nicht davon überzeugen.
Unser nächstes Ziel war die Real Escuela Andaluza del Arte Ecuestre, die königlich andalusische Schule der Reitkunst. Schon vor dem Eingangstor posierte ein berittener Polizist. Drinnen kann man, wenn man Dressurdarbietungen liebt, eine Pferdeshow bewundern ähnlich wie bei den Lipizzanern in Wien.
Wir haben in Jerez ganz gut im Hostal Sanvi (33,00 €
plus 6,00 € Garage) übernachtet. Vor allem liegt es sehr
zentral.
Nachmittags besichtigten wir noch den Alcázar, die Kathedrale mit ihrem freistehenden Glockenturm und natürlich eine der “Kathedralen des Weins”, die Bodega Gonzales Byass. Ich fand es etwas befremdlich, daß für die Besichtigung ein Eintrittsgeld von 8,00 € erhoben wurde. Aber es war die einzige Sherrykellerei, die am Feiertag geöffnet hatte. Der Besuch ist ja recht interessant, aber mit Kostproben waren sie sehr knauserig, so daß wir nicht mal unser Eintrittsgeld wieder rausholen konnten.
Heute geht´s weiter nach Sevilla, mit einem
Abstecher nach Arcos de la Frontera, einem der schönsten
weißen Dörfer. Die weißen Würfel der Häuser
kleben auf einem Felsen, der sich 160 m über dem Rio Guadalete
auftürmt. Entsprechend steil und schweißtreibend sind auch
die Straßen und Gäßchen, die teilweise von Bögen
überspannt sind. Am höchsten Punkt des Ortes, der Plaza del
Cabildo, hat man einen herrlichen Blick über die umliegende
Ebene. Hier steht auch der Parador und die Hauptkirche, Santa Maria
de la Asunción. Ein reich verziertes Portal und barocke
Innenausstattung zeichnen sie aus.
Von hier bis nach Sevilla verändert sich wieder die
Landschaft. Sanfte Wellen in braungrauen Tönen bieten sich dem
weit über das ausgedörrte Land schweifenden Blick dar.
Umso größer ist der Gegensatz, als wir in Sevilla
ankommen, der größten Stadt Andalusiens mit 700 000
Einwohnern. Das Problem ist die Quartiersuche. Wir haben zwar einen
Hotel- und Unterkunftsführer für ganz Andalusien (Guía
de Hoteles y Apartamentos Andalusia), aber um eine bestimmte Pension
zu finden, benötigen wir zunächst einen Stadtplan. Die
Karten in den Reiseführern erstrecken sich immer nur auf den
engsten Innenbereich. Also heißt es, eine Tourismusinformation
suchen. Unpraktischerweise gibt es diese immer nur im Zentrum. Wir
haben natürlich auch ein Navigationssystem im Auto, aber die
Dame will uns immer wieder in gesperrte oder Einbahnstraßen
schicken, so daß die Sache sich zu einer nervenaufreibenden
Irrfahrt entwickelt. Als wir dann den Stadtplan haben,
kurven wir wieder durch die Altstadt. Jetzt sehen wir die Straßen
und die Unterkünfte, aber können nicht halten. Irgendetwas
machen wir falsch! Endlich, nach mehreren Versuchen, klappt es mit
dem Quartier. Es ist ein Hostal, nicht besonders komfortabel (40 €)
und das Auto steht ziemlich weit entfernt in einer öffentlichen1
Tiefgarage (24 Std./14 €). In der nächsten Stadt machen
wir das Alles anders!
Zur Belohnung gönnen wir und abends eine Flamenco-Show. In der “Casa de la Memoria de Al Andaluz” in der Calle Ximénez de Enciso 28 kann man für 11 € eine wirklich tolle Tanzdarbietung sehen. Nur drei Leute, ein Sänger, ein Gitarrist und die Tänzerin bieten guten Flamenco.
Vormittags besichtigen wir den Alcázar, die Kathedraleund
machen noch, um Zeit zu sparen, eine Stadtrundfahrt.
Schon auf dem Weg zum Alcázar sticht uns die 95m hohe Giralda, das
Wahrzeichen Sevillas, ins Auge. An der Plaza Virgen de los Reyes
erhebt sie sich, einst Minarett der Hauptmoschee der Almohaden, heute
Glockenturm der Catedral (1184-96). Der Turmaufsatz wird bekrönt
von einer 4 m hohen weiblichen Figur, die den Glauben verkörpert
und sich wie eine Wetterfahne dreht (Girar=drehen, daher der Name
Giralda).
Am Südende des Platzes, neben der Catedral liegt der Alcázar,
die Palastburg der Almohaden, die nach der Reconquista die
Residenz der christlichen Könige wurde. Durch die Puerta de la
León betritt man den Palastbereich mit interessantem Museum
(Fächer und Kapelle) und dem Mudejar-Palast aus dem 14. Jh. mit
offiziellen und Privatgemächern, die auch heute noch der
spanischen Königsfamilie zur Verfügung stehen. Im 19. Jh.
wurde noch ein Renaissance-Anbau hinzugefügt. An die einzelnen
Gebäude schließen sich noch weitläufige Gärten
an. Besonders der Mudejarpalast hat uns sehr beeindruckt. König
Pedro I. beschäftigte maurische Handwerker aus Toledo und
Granada, die sich am Vorbild der Alhambra orientierten und einen
orientalischen Traum im Mudejar-Stil verwirklichten. (Eintritt 5€)
Auf der Plaza Virgen de los Reyes warten Pferdedroschken auf Kunden, in einer anderen Ecke spielt ein Zwei-Mann-Orchester klassische Musik, Reisegruppen scharen sich um ihre Führer, Zigeunerinnen verteilen gegen Geld Rosmarinzweige und wahrsagen aus der Hand, und inmitten dieses ganzen Trubels steht eine menschliche, silberne Don Quichote-Statue bewegungslos und still, nur ab und zu mit den Augenlidern zuckend.
Wir überqueren den geschäftigen Platz und tauchen ein in die
feierliche Ruhe und Stille der Catedral (Eintritt 7 €)
1402 beschloss das Domkapitel den Bau dieser monumentalen Kirche, die
1506 vollendet wurde. Sie sollte so groß sein, daß “uns
alle für verrückt erklären”. Entstanden ist die
größte gotische Kathedrale der Welt, deren gewaltiger
5-schiffiger Innenraum (116m lang, 75m breit) mit unzähligen
Kunstwerken ausgeschmückt ist. Im äußeren Rundgang
reiht sich Kapelle an Kapelle. Wie bei allen Bischofskirchen in
Spanien befindet sich gegenüber des Hauptaltares der Chor mit
schönem Gestühl. In der Capilla Mayor schmückt das
größte Rentabel der Welt, entstanden zwischen 1482 und
1564, den Hauptaltar.
Eine riesige Wand aus goldenen Schnitzereien,
die Szenen aus dem Leben Christi und Mariens darstellen, präsentiert
sich dem Betrachter. Bemerkenswert ist auch noch das Grab des
Christobal Colón, des Christoph Kolumbus. Die vier
steinernen Herren, die als Sargträger fungieren, sollen die
spanischen Königreiche Kastilien, León, Navarra und
Aragón darstellen. Vom Innenraum aus geht der Aufstieg zur
Giralda, auch hier wieder über eine Rampe. Oben angekommen wird
man mit herrlicher Aussicht über die ganze Stadt belohnt.
Anschließend nehmen wir noch an einer Stadtrundfahrt teil (11 €). Da Sevilla doch recht weitläufig ist, bietet sich das an. Die Tickets gibt es auch unterwegs in kleineren Geschäften oder an der Abfahrtshaltestelle beim Torre del Oro. Die Route führt unter anderem auch durch das Expo-Gelände auf dem gegenüber liegenden Guadalquivir-Ufer. Wir sind etwas enttäuscht, denn die Pavillons der einzelnen Länder sehen doch schon recht ramponiert aus. Auch die übrige Rundfahrt ist nicht so das große Highlight, denn der Bus steckt immer wieder im dichten Verkehr und im Stau fest und wir kommen auf der offenen Plattform natürlich voll in den Genuß der Abgase! Auch die Ansagen im Audioguide passen nicht so recht zu den momentanen Gegebenheiten. Ist ja klar, das Band läuft ab und der Bus steckt fest!
Jedenfalls sind wir ganz froh, dieser Großstadt wieder zu entkommen.
Weiter geht´s nach Carmona. Das hübsche Städtchen
auf einem Hügel ist schon von Weitem zu sehen. Hinter einem
monumentalen Stadttor erstreckt sich hügelaufwärts die
Altstadt mit Kirchen und gepflegten Häusern, die von einem
stilvollen Parador mit hübschem Innenhof gekrönt wird. Von
der Caféterrasse bietet sich ein herrlicher Ausblick.
Im westlichen Ortsgebiet von Carmona liegt eine römische Nekropole, die aber leider schon geschlossen war.
Unsere Fahrt führte uns dann noch nach Ecija, der “Bratpfanne Andalusiens”. Jetzt im Oktober ist davon natürlich nichts mehr zu bemerken, aber im Sommer sollen hier Temperaturen von 45–50 Grad keine Seltenheit sein. Gegen diese Höllenhitze helfen auch die Schatten der 12 Kirchtürme nichts, denen Ecija den Beinamen “Stadt der Türme” verdankt. Unsere Übernachtung im Hostal Santiago kostete zwar nur 30 €, dafür war das Essen das Teuerste, das wir jemals hatten.
Heute gings weiter Richtung Córdoba mit zwei Unterbrechungen. Als
erstes besuchten wir Almodóvar del Rio, eine Ritterburg
wie aus dem Märchen (4,50 €). So etwa im Jahre 1920
investierte ein damaliger Graf, dessen Namen ich leider vergessen
habe, sein gesamtes Vermögen in den Wiederaufbau der Burg. Er
unterband vor allem die Sitte der Dorfbewohner, sich Steine von der
Burg für ihre Häuserbauten zu holen. Wenn man bei der
Besichtigung auf den alten Fotos sieht, in welch erbärmlichen
Zustand sich damals die Ruine befunden hat, muß man tatsächlich
höchste Hochachtung vor diesem Grafen empfinden. Es standen
eigentlich nur noch die Türme und die sahen aus wie hohle Zähne.
Man fühlt sich tatsächlich zurückversetzt in frühere
Zeiten. Das kleine Lokal im Inneren der Anlage ist erstaunlich
billig!
Unsere nächste Station war dann Medina al Azahara, der frühere Sommerpalast der Omaijaden am Fuße der Sierra Morena. Nur 8 km westlich von Córdoba liegt das Ruinenfeld der Palaststadt der Kalifen. Erbaut wurde sie 936 als repräsentative Sommerresidenz. In ihrer Glanzzeit sollen bis zu 30000 Menschen hier gelebt haben. Nach nur kurzer Blütezeit wurde die Königsstadt bereits 1010 von Berbertruppen überfallen und dem Erdboden gleichgemacht. Denn die Eindringlinge empfanden den Luxus und die Pracht, mit der sich die Omaijaden umgaben, als gotteslästerlich. Beim Gang durch die weitläufige, in drei Terrassen gegliederte Anlage kann man noch die vergangene Pracht erahnen. Vor allem im Botschaftersaal, dem Dar al Mulk, sieht man die vorzügliche Rekonstruktion und kann sogar den Archäologen auf die Finger schauen. Der Besuch der Ausgrabung ist übrigens für Europöäer frei! Nur der Parkplatz kostete ein paar Cent.
In Córdoba angekommen, ließen wir uns von unserem
Navigationssystem ziemlich ins Zentrum leiten, stellten das Auto ab
und gingen zu Fuß zur Tourismusinformation. Man sieht, wir
haben schon dazugelernt! Die Tourismusinformation ist natürlich
wieder ganz innen im Zentrum der Altstadt, direkt an der Mesquita.
Allerdings hatten wir auch dann das Glück, zu Fuß ein
zentral gelegenes Hostal zu finden. Der Besitzer bot uns sogar eine
Wohnung mit 2 Schlafzimmern für nur 54 € an. (Hostal
Alcábazar in der Nähe von Mesquita und Alcázar).
Er empfahl uns auch für abends ein sehr gutes, nicht teures
Restaurant (San Basilio). Außerdem gab er uns den Tipp, daß
wir am nächsten Tag vor 9Uhr30 kostenlos in die Mesquita
könnten und er bot uns noch an, dann um 8Uhr schon Frühstück
für uns zu machen. Gleich um die Ecke war eine Tiefgarage, in
der wir unser Auto kostenlos parken konnten. Also alles ganz toll,
wenn nicht die Wohnung sehr ramponiert und dreckig gewesen wäre,
was wir erst auf den zweiten Blick gesehen haben. Aber er vermietet
auch Zimmer, vielleicht sind die besser.
Wir machten am Spätnachmittag noch einen Spaziergang durch die Judería, das alte Judenviertel hinter der Mesquita. In der berühmten Blumengasse, der Calleja de las Flores, waren leider die Geranien und Blumen schon verblüht und die einzige erhalten gebliebene Sinagoga in der Calle Judíos war schon geschlossen. Aber wir sahen den Zoco Munucipal, einen stimmungsvollen Innenhof, in dem córdobesisches Kunsthandwerk hergestellt und verkauft wird. Das Labyrinth der engen, weißgetünchten Gassen und der liebevoll geschmückten Innenhöfe hat einen besonderen orientalischen Zauber.
Abends bekam Marion endlich ihren “Rabo de Toro”, den Stierschwanz, das Nationalgericht Andalusiens. Im San Basilio, dem Lokal, das unser Vermieter empfohlen hatte, wurde er sogar mit Soße serviert. Sehr gut!
Heute mußten wir früh aufstehen, um rechtzeitig in die Mesquita zu kommen. Bei unserem Vermieter konnten wir, wie verabredet, um 8Uhr frühstücken (2,50 €/Pers.), was ja sonst schwierig ist, denn in Andalusien beginnt das Leben meist erst um 9Uhr oder noch später.
Man betritt die Mesquita durch einen Vorhof, ähnlich dem
Orangengarten in der Kathedrale in Sevilla, der von den Muslimen für
rituelle Waschungen und Koranunterricht benutzt wurde. Diese Moschee
war für mich das beeindruckenste Bauwerk auf der ganzen Reise!
Zunächst müssen sich die Augen an das mystische Halbdunkel
gewöhnen. Einzigartig ist der Eindruck der 800 Säulen, alle
miteinander durch rot-weiße, doppelte Hufeisenbögen
verbunden, die wie ein Palmenwald vor dem ehrfürchtigen
Betrachter stehen. Vor allem war zu dieser frühen Stunde die
Moschee noch ziemlich menschenleer, was die ergreifende Stimmung noch
unterstrich. Der Grundstein wurde im Jahre 785 gelegt und es entstand
eine quadratische Moschee mit 11 Schiffen. Während der
Omaijadenherrschaft vergrößerte man das Gebäude noch
dreimal auf Grund der wachsenden Bevölkerung und des
Repräsentationsbedürfnisses. Wenn man bedenkt, daß
Córdoba einmal eine blühende Großstadt mit 1
Million Einwohnern und für die Muslimen ein Besuch der Moschee
gleichwertig mit einer Reise nach Mekka war, kann man Verständnis
für die gewaltigen Ausmaße von 22400 qm aufbringen.
Nach
der Reconquista ließen die Herrschenden leider an den
Außenwänden Familienkappellen errichten, um die Adeligen
für ihre Hilfe bei den Kriegszügen zu belohnen. Vorher war
die Moschee zum Hof hin mit offenen Arkaden abgeschlossen, so daß
der ganze Innenraum lichtdurchflutet war. Es muß herrlich
gewesen sein! Ein Ort besonderer Prachtentfaltung ist der Mihrab
und die Kibla, die Wand, die Richtung Osten, Richtung Mekka zeigt.
Sie wird überwölbt von einer muschelförmigen Marmorkuppel,
die die Stimme des Imams akustisch verstärkte. Bei unserem Rundgang schwangen
immer leise Kirchenlieder durch den Raum. Das war eigentlich recht
feierlich, bis wir den Grund dafür sahen. Mitten in dieser
wunderschönen Moschee steht eine riesige christliche Kathedrale!
Dieser Fremdkörper reißt den staunenden Besucher
unvermittelt aus der Märchenwelt heraus. Kaiser Karl V. ließ
im 16. Jahrhundert 63 Säulen entfernen und zerstörte
dadurch die ganze Perspektive. Als er einige Jahre später das
Werk begutachtete, soll er gegenüber dem Domkapitel geäußert
haben: “Hier hat man etwas erbaut, was man überall erbauen
hätte können, aber etwas zerstört, was einmalig
gewesen ist!”
Heute ist die Mesquita die Moschee-Kathedrale von Córdoba und die
Gläubigen feierten gerade eine Messe. Jetzt war uns auch klar, warum wir
ohne Tickets rein konnten. Offiziell öffnet die Mesquita erst um
10Uhr. Als wir die Moschee verließen, strömten die
Reisegruppen und Menschenmassen herein!
Anschließend besichtigten wir noch den Alcázar de los Reyes Christianos, von König Alfonso XI. erbaut. Sein Standbild steht im Eingangsbereich. Von hier aus planten die Katholischen Könige Ferdinand und Isabella die Rückeroberung des Kalifats von Granada, der letzten Bastion der Mauren. Heute kann man im Inneren archäologische Funde, Marmormosaike und einen gut erhaltenen Sarkophag aus dem 3. Jahrhundert sehen. Hübsch sind die Gärten mit großen Fischbecken. (Insgesamt eher enttäuschend!) Auch die arabischen Bäder sind nur noch als Reste zu erkennen. Noch ein kurzer Abstecher zur Puente Romana, zur römischen Brücke unterhalb der Mesquita und schon ging´s weiter nach Baeza, einer schönen Renaissancestadt.
Wenn man sich der Provinz Jaén nähert, kommt
man in die führende Olivenbauregion der Welt. “Das
flüssige Gold von Jaén!” So weit das Auge reicht
erstreckt sich das gleichmäßige Raster der knorrigen
Olivenbäume mit ihren silbergrau schimmernden Blättern über
die hügelige Landschaft. Über 38 Millionen Bäume
wachsen hier. Circa 560 Millionen Kilogramm Früchte werden hier
pro Jahr geerntet. Es sieht lustig aus, die ganze Landschaft ist
kariert!
Stolze Renaissancepaläste und stimmungsvolle Plätze sind in Baeza zu finden. Als wichtige Handels- und Grenzstadt zwischen Andalusien und Kastilien im 16. Jh. war der Ort auch 3 Jahrhunderte lang der Sitz einer Universität. Großgrundbesitzer ließen eindruckvolle Paläste errichten. An die Plaza del Mercado Viejo, das Zentrum von Baeza, schließt sich die Plaza del Pópulo an. Um einen Brunnen mit Löwenskulpturen gruppieren sich schöne alte Gebäude. Links liegt die alte Fleischerei aus dem 16. Jahrhundert, die mit dem Wappen Kaiser Karl V. versehen ist. An der Stirnseite steht die Casa del Pópulo (1559), wo unten die Kanzleischreiber ihre Amtsstuben hatten und oben das Bezirksgericht tagte. Daneben rechts befindet sich das Stadttor Puerta de Jaén und das Tor Arco de Villalar, das an den Sieg Kaiser Karl V. in der Schlacht von Villalar 1521. Beim weiteren Rundgang kommt man an der Antigua Universidad und am Palacio de Jabalquinto vorbei. Etwas weiter bergauf erblickt man die Catedral Santa María. Leider war mal wieder alles geschlossen, es war ja auch Samstag nachmittag!
Die Nachbarstadt Ùbeda haben wir aus diesem Grund auch nicht besucht, obwohl es auch ein “Schmuckstück der Renaissance” sein soll.
Unser Ziel war heute Cazorla und der Parque Natural
de Cazorla y Segura.
Cazorla ist ein nettes Bergstädtchen mit 10000 Einwohnern und liegt auf einer Höhe von 886  m.
Allerdings war es am Wochenende sehr gut besucht. Im ersten Hotel, wo wir nachfragten (Hotel Guadalquivir) bekamen wir die Auskunft: Todo completo! Es lag auch sehr zentral mitten im Ort, vielleicht war es deshalb belegt. Wir übernachteten dann im Hotel Amsterdam für 30 €.
Wanderung zum Pico de Cabana, 2028 m.
Nach einem Besuch der Tourismusinformation, wo wir eine Karte kauften, fuhren wir frohgemut in den Parque Natural de Cazorla y Segura. Vorbei an einem Mirador mit Blick weit übers Land, ging es zunächst recht flott voran. Jedoch war dann irgendwann die Teerstraße zu Ende und wir kamen nur noch mit 20 km/h, auf einer laut Wanderführer (Wanderungen in Andalusien) “passablen Schotterstraße”, vorwärts. Es war eine sehr staubige Angelegenheit! Auch unsere Karte stellte sich als schöne Zeichnung, aber nicht als verläßliche Hilfe heraus. Jedenfalls zog sich der Weg sehr in die Länge. Irgendwo dazwischen kamen wir an der Quelle des Guadalquivir vorbei, dieser Lebensader von Andalusien, der die Städte Córdoba und Sevilla durchfließt und nach etwa 650 km in den Atlantik mündet. Hierher machen natürlich viele Spanier ihren Sonntagsausflug. Aber ab da waren wir allein mit einer grandiosen Natur, mit knorrigen, windgeformten Wetterkiefern, schroffen Felsen und immer wieder herrlichen Ausblicken. Nach stundenlangem Geschüttel fanden wir dann endlich den Anfangspunkt unserer Wanderung auf 1900 m Höhe.
Vom Parkplatz sieht man schon das Feuerwachthäuschen auf dem
Pico de Cabana. Es sind etwa 250 Höhenmeter zu bewältigen.
Zunächst verläuft der Weg auf einer Forststraße, dann geht
er in einen markierten Wanderweg über. Das Gelände ist unschwierig,
so daß man auch weglos vorwärts kommt. Immer wieder bieten sich
herrliche Ausblicke auf Olivenplantagen, Täler und Orte. Man
wandert durch eine ganz außergewöhnliche Flora und Fauna.
Die Wetterkiefern und Pinien bieten wirklich eine tolle Kulisse.
Ausgedehnte Wälder aus Schwarz- und Strandkiefern, Eichen,
Eschen und Lärchen geben eine Vorstellung vom einstigen
Waldreichtum Andalusiens. Teilweise bilden die schroffen Felsen
Höhlen. Am Weg wachsen immer wieder Herbstzeitlosen. Beinahe
wäre ich auf eine große haarige Raupe getreten, die hier
unterwegs ist. Über uns kreisen Adler und Greifvögel. Es
werden mit zunehmender Thermik immer mehr. Im Fernglas kann man 5-7
von ihnen gut beobachten, man kann sogar die Federn an den
Flügelspitzen sehen, die sich im Wind nach oben biegen. Von
weiter oben sieht man einen riesigen, türkisblauen Stausee, den
Embalse de Negratin, der mit seinen vielen Armen die Täler
ausfüllt wie ein gewaltiger Krake. Kurz vor dem
Feuerwachthäuschen passiert man noch ein großes Felsentor,
das wir von unten schon gesehen haben. Oben hat natürlich ein
Wächter Dienst. Er erzählt mir, daß die Station Tag
und Nacht besetzt ist, im 24-stündlichen Wechsel, wobei er
zweimal pro Woche eingeteilt wäre. Der Pico de Cabana ist mit
2028m tatsächlich ein herausragender Punkt und man hat 360-
Grad-Rundsicht über den ganzen bewaldeten Nationalpark. Das
Gebiet macht einen menschenleeren Eindruck, aber wahrscheinlich
täuscht das. Schon auf den letzten Wegmetern fallen uns viele
Marienkäfer auf und jetzt hinter dem Häuschen finden wir
1000de von ihnen. In dichten Trauben sitzen die Käfer in jeder
Felsritze. Beim Abstieg beobachten wir noch einen Mistkäfer, der
sich mit einer gewaltigen Dungkugel abmüht. Es ist wirklich
keine Menschenseele unterwegs.
Wieder am Auto, wir wollen gerade losfahren, ruft Marion: “
Da ist ein Fuchs!” Und tatsächlich, da steht nicht weit entfernt
ein wunderschöner Grisfuchs. Er schaut uns recht erwartungsvoll an,
hält aber dann, als wir ihn fotografieren wollen, doch einen gewissen
Sicherheitsabstand ein. Aber er kommt immer wieder in die Nähe
des Autos. Richard hat die Idee, ihm ein Stück Brot auf einen
Stein zu legen, und als die Luft rein ist, holt er sich doch
tatsächlich den Happen. Er wagt sich sogar bis auf 1m neben das
Auto und nimmt sich das erneut ausgelegte Brot. Das beweist, daß
es hier doch nicht so einsam ist, wie wir dachten. Der Fuchs ist
jedenfalls an Autos und Menschen gewöhnt und wurde scheinbar
schon häufiger gefüttert.
Auf der Weiterfahrt nach Tiscar, nochmals 1 Stunde Schotterstraße, springt auch noch ein Rotwild in Panik kurz vor unserem Kühler über die Straße. Tiere gibt es also genug.
Tiscar liegt sehr malerisch am Berghang. Die wenigen weißen Häuschen werden von einer Burgruine bewacht. Von hier aus könnte man auch noch einen nette Wanderung machen, aber leider waren wir schon zu spät dran. Also ging´s zurück nach Cazorla mit nochmaliger Übernachtung im Hotel Amsterdam.
Weiterfahrt nach Guadix, vorbei am Embalse de Negratin, dem Stausee,
den wir schon vom Pico de Cabana sahen. Jetzt verändert sich wieder die
Landschaft. Wir haben die Olivenbauregion verlassen, und fahren nun durch
eine Gegend, ganz eben mit plötzlichen Abbrüchen. Es sieht aus
wie Sand oder Sandstein. Die Straßen führen durch Sandwände. Die
Straße ist in den Sand hineingeschnitten.
Als wir uns Guadix nähern, nimmt der Sandstein die Form von vielen
Spitzen und Hügeln an. In diese Berge sind die Höhlenwohnungen
von Guadix bebaut. Allerdings besichtigten wir zunächst die
protzige Renaissance-Kathedrale dort, aber nur von außen. Der
Alcázar ist praktisch baufällig und die Höhlenwohnungen,
die wir eigentlich sehen wollten, sind weit entfernt. Wir fuhren
weiter nach Purullena, dem nächsten Ort Richtung Granada.
Dort gibt es auch Höhlenwohnungen und außerdem ist er bekannt
für Keramikverkauf. Leider fanden wir keine “freundliche Hausfrau,
die uns ihre Höhlenwohnung zeigte”, wie es im Reiseführer
steht, aber schon die Kamine, die irgendwo aus den Hügeln ragen,
sind interessant.
In Granada, der dritten großen Stadt auf unserer Reise, waren wir am geschicktesten. Diesmal mieteten wir uns nämlich schon kurz vorher in Albolote, einem Vorort, ein. Wir wohnten im “ Hotel Principe Filipe” wirklich ganz vorzüglich! Sehr zu empfehlen! Mehr Komfort als zwei Sterne normalerweise versprechen! (44€ plus 7%) Es gab dort auch ein preisgünstiges, schönes Restaurant.
Nachdem wir nun schon eine Unterkunft hatten, konnten wir ganz locker in die
Innenstadt fahren, das Auto im Zentrum in eine Tiefgarage stellen und Granada zu
Fuß erobern. Das ist die beste Methode, um sich die spanischen
Städte anzuschauen. Die Altstadt wird beherrscht von der
Catedral Santa Maria de la Encarnación, die über die
Gran Viá de Colón zugänglich ist. Sie wurde 1523 an der
Stelle der ehemaligen Hauptmoschee errichtet und es vergingen fast 200 Jahre bis
zur Fertigstellung dieser riesigen Renaissancekathedrale. Die
halbrunde Capilla Mayor wird von einer 45 m hohen Kuppel überwölbt.
Man blickt frei auf den Hauptaltar, da das sonst im Mittelschiff
übliche Chorgestühl hier entfernt wurde. Besonders
auffallend sind große Altargemälde von Alonso Cano, die zwischen den
Säulen ausestellt werden. Wunderschöne
Bilder aus dem Leben Mariens, aber auch herrliche Marienstatuen
wurden von diesem begnadeten granadiner Künstler geschaffen. In
der Schatzkammer kann man außerdem Werke von bedeutenden
spanischen Malern und Bildhauerns bewundern.
Die seitlich an der Kathedrale liegende Capilla Real, die Grabstätte der Katholischen Könige, konnten wir leider nicht besichtigen. Wir kamen zu spät, sie war schon geschlossen. Dafür machten wir noch einen Bummel durch die Alcaicería, den alten maurischen Bazar. Leider zerstörte 1843 eine Feuersbrunst die Gebäude, die originalgetreu wieder aufgebaut noch immer das Flair eines orientalischen Souk vermitteln. Auf Grund der einsetzenden Dunkelheit entschlossen wir uns ins Hotel zurückzufahren.
Es ist eine weitläufige Anlage, an der vordersten, der Altstadt
zugewandten, westlichen Spitze befindet die Alcazaba,
der Festungsbereich. Im Inneren sind noch die Soldatenquartiere zu erkennen,
von den Türmen bieten sich schöne Ausblicke über Granada.
In östlicher Richtung, auf dem Weg zum, Nasridenpalast kommt man am
Palacio Carlos V. vorbei. Das ist wieder mal eine Bausünde
von Kaiser Karl V. Er ließ nämlich dafür einen Teil des
Nasridenpalastes entfernen, um einen wuchtigen Renaissancebau hineinzuklotzen.
Der Kontrast zu filigranen Bauweise der Alhambra könnte nicht
größer sein. Der Palast umschließt einen kreisrunden Innenhof
mit Säulenreihen, in dem früher Stierkämpfe abgehalten wurden.
Auch hier gilt der Ausspruch: Hier hat man etwas erbaut, was man überall
erbauen hätte können, aber etwas Einmaliges zerstört!
Daran schließt sich der Königspalast der Nasriden an.
Erbaut von 1333-1391 von verschiedenen Herrschern entfaltet sich die Pracht
im Inneren der einzelnen Paläste. Schwerelose Stuckarbeiten, Holz und
Keramik schmücken die Wände.
Die einzelnen Paläste sind um Innenhöfe angeordnet, in
denen ohne Besucher nur das Plätschern der Brunnen zu hören
wäre. Besonders schön und bekannt ist der Patio de los
Arrayanes, der Myrtenhof. Traumhaft spiegelt sich die Fassade des
Torre de Comares in der langgestreckten Wasserfläche, die
von immergrünen Myrtenhecken begrenzt wird. Sehenswert ist auch
der Botschaftersaal, Sala de Embajadores, mit einer herrlichen
Zedernholzkuppel und floralen Arabesken und Azulejos. Durch die
Festernischen bieten sich immer wieder neue Ausblicke auf Granada.
Der bekannteste Teil der Alhambra ist wohl der Patio de Leones,
der Löwenhof. 124 grazile Säulen bilden einen traumhaften
Arkadenumgang und in der Mitte steht der namengebende Brunnen, der
von zwölf wasserspeienden Löwen getragen wird. Bei uns
haben sie aber nicht gespritzt! Man verläßt den
Nasridenpalast durch den Jardín de Lindaraja, wo auch
die Reste der arabischen Bäder liegen. Nun führt der Weg
wieder zurück bis fast zum Eingang, um die Gartenanlage
Generalife mit schönen Wasserspielen zu erreichen.
Nach dem Besuch der Alhambra stiegen wir nach unten in die Altstadt, um den Hügel des Viertels Albaicín, der alten Medina zu erklimmen, von wo man wieder tolle Ausblicke auf die Alhambra hat.
Anschließend entschlossen wir uns noch zu einer
Fahrt auf die Sierra Nevada. Bis auf halbe Höhe war´s
ja ganz interessant, aber dann kam nur noch Sommerskigebiet, kahle
Hänge, hingeklotzte Hotels, alles verlassen und total häßlich!
Vielleicht sollte man diese Gegend nur im Winter besuchen!
Nach einer nochmaligen Übernachtung im Hotel Principe Filipe ging´s
heute weiter an die Costa del Sol nach La Herradura. Im Ort
selbst entdeckten wir einen Wegweiser nach Marina Puerte del Este und fuhren
kurzentschlossen hin. Wir fanden einen netten kleinen Hafen mit
kleinem Strand und auch eine schönes Appartement (90 € pro
Tag). Von unserer Terrasse aus hatten wir einen schönen Blick
über den Hafen bis nach Almunécar. Das Essen in den
Lokalen ist dort zwar etwas teuer und frühstücken kann man
nur in La Herradura, weil so früh noch nichts offen ist, aber
der Ort ist wirklich sehr schön! Leider war das Meer recht
frisch, was uns eigentlich erstaunte. Vielleicht wurde vom Atlantik
so viel kaltes Wasser hereingespült.
Vormittags haben wir uns von der doch anstrengenden
Rundreise am Strand erholt, nachmittags besichtigten wir Las
Cuevas in Nerja, sehr schöne Tropfsteinhöhlen. Wirklich
empfehlenswert!
Unser Rückreisetag! Nach einem kurzen Einkaufsaufenthalt in La Herradura fuhren wir nach Málaga. Unterwegs konnten wir die Bauarbeiten an der neuen Autobahn von Málaga nach Almería beobachten. Mit vielen Brücken wird die Trasse angelegt. Riesige Kräne hoben gigantische Betonteile auf die schon errichteten Pfeiler. Wenn dieses Teilstück fertiggestellt ist, kann man sehr schnell die Costa del Sol bereisen. Das attraktivste Küstenstück ist von Salobrena bis Nerja, von da bis Málaga ist die Gegend nicht mehr so schön, vor allem, weil zu den Autobahnbaustellen auch noch die großen Foliengewächshäuser kommen.
Unser Rückflug ging erst um 20Uhr, so daß wir
noch genügend Zeit hatten, uns in Málaga umzusehen. Es
ist eine typische Großstadt, mit 555000 Einwohnern die
zweitgrößte Stadt Andalusiens. Mitten im Zentrum befindet
sich die Catedral, 1528-1783. Die Einwohner nennen sie “La
Manquita”, die einarmige Frau, weil nur an der Westseite ein
Turm steht, der andere ist unvollendet. Nicht weit entfernt davon
steht das Geburtshaus von Pablo Ruiz y Picasso an der Plaza de la
Merced. Nur einen Katzensprung von hier kann man den Gibralfaro
besteigen, auf dessen Spitze das Castillo de Gibralfaro thront. Man
hat von da eine herrliche Aussicht über die Stadt mit der
Stierkampfarena und den beeindruckenden Hafen.
Ohne Probleme gaben wir den Mietwagen am Flughafen zurück. Um 20.05 Uhr ging pünktlich unser Flug und um 22.30 Uhr waren wir wieder in München.
Autor: Renate Wack RenateWack@gmx.de Für Fragen stehe ich gerne zur Verfügung.