Andalusien 2004

Brücke zwischen Orient und Okzident

Mietwagenrundreise vom 08.10.-22.10.2004
mit kleinen Wanderungen



Freitag, 08.10.04

Schon früh am morgen, besser gesagt nachts um 4 Uhr treffen wir uns mit Marion und Holger, um zum Flughafen zu fahren. Um 6,05 Uhr geht unser Flug nach Malaga. Einen Vorteil hat der frühe Abflug: Wir sind um 9 Uhr schon in Andalusien und haben dann noch den ganzen Tag vor uns. Schon beim Anflug auf Malaga sieht man Berge und einen weitverzweigten See. Ich bin schon sehr gespannt auf Spanien, vor allem, weil ich noch nie hier war. Wir landen pünktlich. An allen Mietwagenschaltern herrscht gähnende Leere, nur bei “Record” ist ziemlicher Andrang. Wahrscheinlich waren Mehrere so schlau wie wir, das Auto schon von Deutschland aus übers Internet zu buchen. Aber auch wir bekommen unser Fahrzeug und stürzen uns sofort ins Abenteuer. Natürlich zunächst mal in der falschen Richtung. Als wir schon fast in Torremolinos sind, bemerken wir unseren Irrtum. Kann ja jedem mal passieren! Aber jetzt kann uns nichts mehr aufhalten. Andalusien wir kommen!

Blick über die Dächer von Antequera Unser erstes Ziel ist Antequera, eine geschichtsträchtige Kleinstadt auf der Hochebene des Rio Gualdahorce mit uralten Megalithgräbern, die wir allerdings links liegen lassen, denn der Parque Natural “El Torcal” ist uns wichtiger. Hoch über Antequera auf dem Cerro de San Cristobal thront die maurische Alcázaba aus dem 14. Jh. Innerhalb der Befestigungsanlage befindet sich die Renaissancekirche Santa Maria la Mayor mit einer schönen Holzdecke im Mudejar-Stil.

Anmerkung: Kirche Santa Maria la Mayor in Antequera Nach der Reconquista, d.h. nach der Rückeroberung der maurischen Gebiete durch die Christen wurden die noch ansässigen maurischen Handwerker und Architekten mit dem Bau und der Ausschmückung von christlichen Kirchen und Gebäuden beauftragt. Diese Stilmischung ist der sogenannte Mudejar-Stil.

Von der Alcázaba hat man einen schönen Blick über Stadt und Landschaft. Beim anschließenden Bummel durch die Straßen fällt uns vor allem die Sauberkeit auf, die uns auch auf der weiteren Reise überall begegnet ist. Auch sind hier die Hauseingänge besonders bemerkenswert. Direkt an der Straße befindet sich eine schwere Holztüre, dahinter ist ein kleiner Vorraum, ausgekleidet mit bunten Kacheln (Azulejos) und eine schöne, meist schmiedeeiserne Eingangstüre mit Glasfüllung, die manchmal Durchblick gewährt in einen schattigen Innenhof mit Brunnen und Pflanzen. Sehenswert ist auch die ehemalige Klosterkirche der Unbeschuhten Karmeliter Nuestra Senora del Carmen, (1,50 €), ein, lt. Reiseführer, “barockes Kleinod von großer Schönheit”. Mich beeindruckte vor allem der große holzgeschnitzte Hauptaltar, den Rest fand ich jedoch sehr zusammengewürfelt. Nach einem Mittagessen, bei dem die Getränke nicht berechnet wurden, (Wir haben das zwar im Reiseführer gelesen, aber dann eigentlich auf der ganzen Rundreise nicht mehr erlebt!) ging´s weiter zum 13 km entfernten Parque Natural El Torcal de Antequera.

Nationalpark 'El Torcal' Diese fantastische Karstlandschaft umfaßt ein Gebiet von 1170 ha und liegt auf einer Höhe von 1000-1300 m. Auf verschiedenen Wanderwegen kann man dieses Märchenland aus Stein erforschen und die tollen Ausblicke genießen. (Der grün markierte Weg ist der kürzeste und dauert ungefähr 45 Minuten. Wanderschuhe!)Es erinnert ein bißchen an Brice-Canyon in Amerika!

Anschließend fuhren wir noch weiter bis nach Ronda, wo wir übernachteten.


Samstag, 09.10.04

'Tortilla Analusia' Schon beim Frühstück in der Bahnhofsgaststätte in Ronda stand uns die nächste Überraschung bevor. Marion und ich essen nämlich gerne etwas Herzhaftes und in unserer Unwissenheit gingen wir auf den Vorschlag des Wirtes ein: Tortilla Andalusia, was sich dann als kaltes Kartoffelomelett herausstellte,das man noch mit Tomatenpürree verfeinern konnte. Es war wirklich nicht schlecht, aber zum Frühstück für unsere deutschen Gaumen doch etwas ungewöhnlich.

Nach dieser Stärkung waren wir bereit für Stierkampfarena und Altstadt. Ronda ist wirklich sehr sehenswert! Die Stadt liegt grandios wie ein Adlerhorst an der 90 m breiten und 160 m tiefen Schlucht Tajo, die von der kühnen Puente Nuevo überbrückt wird und Altstadt und Neustadt miteinander verbindet. Schmucke weißgetünchte Häuser, alte Adelspaläste und bemerkenswerte Kirchen geben sich ein Stelldichein. Die Hauptkirche Santa Maria Mayor an der Plaza de la Duchesa de Parcent fällt auf durch Balkone an der Vorderfront. Diese dienten früher als Zuschauertribünen bei Stierkämpfen. Gleich nebenan steht ein schöner Renaissance-Palast, der heute als Rathaus fungiert. Auch die kleinere Kirche Espiritú Santo verdient einen Besuch. Kurz dahinter kommt man zur Puerta de Almocábar, dem alten Stadttor am anderen Ende der Altstadt.

Vor allem die Stierkampfarena, die Plaza de Toros,ist sehenswert. StierkampfarenaSie stammt aus dem Jahr 1785 und ist eine der ältesten Arenen des Landes. Innen ist sie in zwei Arkadenreihen gegliedert und bietet 5000 Zuschauern Platz. Leider (bzw. Gott-sei-Dank in Bezug auf die Stiere) wird sie nur noch einmal jährlich genutzt, im September, zur Feria de Pedro Romero. Dann wird in historischen Kostümen gefeiert und gekämpft, die man im angegliederten Museo Taurino besichtigen kann. Dort wird auch dem berühmtesten Sohn der Stadt, dem Torero Pedro Romero gehuldigt

Auf der Weiterfahrt nach Gibraltar kommt man durch das Gebiet der “weißen Dörfer”. Die Landschaft wird jetzt bergig, einsam und verstreut liegen die weißen Dörfer wie helle Farbkleckse an den Hängen. Friedhof BenadalidSo kamen wir zunächst nach Benadalíd, das einen interessanten Friedhof hat. In einem alten Castillo liegen wabenförmige Grabstätten übereinander. Die nächste Station war Gaucín, wo wir zwar zur Festung emporstiegen, aber dann vor verschlossenen Toren standen. Wir wollten nicht bis zur Öffnung warten und bewunderten deshalb nur die Aussicht auf Windräder und Gibraltar. Unterwegs kamen wir dann noch an Jimena de la Frontera vorbei, ein schönes Fotomotiv! Recht nett ist auch Castellar de la Frontera, eine große Burganlage, die ein Wehrdorf umschließt. Alle Häuser wurden von ihren Bewohnern verlassen und waren dem Verfall preisgegeben. In den 70ger Jahren entdeckten deutsche Hippies und Künstler die Burg, sanierten die Gebäude und ließen sich dort nieder.

Wir hatten hier auch ein nettes Erlebnis: Bei unserem Bummel durch die Sträßchen des Wehrdorfes, sprach uns ein 90jähriger Herr aus Aachen an. Wir kamen ins Gespräch und er wollte und unbedingt sein Haus zeigen. Es war sehr interessant, solch ein altes Haus von innen zu sehen. Am tollsten war die Aussicht von seinem Balkon! Man konnte den Felsen, die Straße von Gibraltar und Marokko sehen! Allerdings waren seine Töchter, die von einem Spaziergang zurück kamen, weniger begeistert, daß der alte Vater schon wieder Fremde ins Haus geschleppt hatte. Wir wurden dann ziemlich schnell hinauskomplimentiert.

Übernachtet haben wir in San Roque, kurz vor Gibraltar, denn dort ist es sehr teuer. Im Hostal Casa Bernardo Macías, Ausfahrt 116, gab es wirklich schöne Zimmer und preisgünstige Verpflegung. (Übernachtung 39,00 € )


Sonntag, 10.10.04

Regen!
Trotzdem fuhren wir nach dem Frühstück nach Gibraltar. Es sind wirklich nur ein paar Kilometer. Im strömenden Regen passierten wir die Grenzkontrolle. Kurz dahinter muß man tatsächlich über die Start- und Landebahn des Flughafens fahren. Bei der Seilbahntalstation gab´s dann auch einen Parkplatz. (Seilbahnfahrt incl.Audioguide und St.Michaels Cave 24,50 €)

Kaum waren wir an der Bergstation angelangt, kam die Sonne raus und es wurde ein wunderschöner Tag! AffeDie Bergstation besteht aus mehreren Terrassen und überall treiben sich schon die Berberaffen, Macaca Sylvanus, herum. Sie sind mit Vorsicht zu genießen, wie folgende Begebenheit zeigt: Kurz hinter uns kam ein Tourist die Wendeltreppe herauf, wo ein Affe saß. Der Mann hatte einen offenen Rucksack und blitzschnell griff der Affe hinein und holte einen größeren verpackten Gegenstand heraus. Der Besitzer griff natürlich sofort danach und es entwickelte sich ein richtiger Kampf zwischen den beiden. Dabei wurde der Affe richtig böse und fletschte die Zähne. Der Mann konnte ihm dann zwar den Gegenstand entwinden, aber der Affe verfolgte ihn daraufhin auf Schritt und Tritt, bis er das Interesse verlor.
Gibraltar Der eigentliche Gipfel liegt etwas höher als die Bergstation. Dort beginnt ein Wanderweg, die Mediterrenean Steps, der auf der Südseite hoch über dem Meer, mit Blick auf Afrika, um den Felsen herumführt und wieder in die Straße einmündet, die zur St. Michael´s Cave und zur Mittelstation Ape´s Den führt. Der Weg ist zwar etwas verfallen, aber wunderschön! (Wanderschuhe!)

Das totale Gegenteil war die Tropfsteinhöhle. Wenn der Eintritt nicht schon bei unserem Kombiticket dabei gewesen wäre, hätten wir uns sehr geärgert. Normalerweise kostet die Karte 7,00 € und dafür konnte man nur ein kurzes Stück in den Konzertsaal gehen, die restliche Höhle war abgesperrt! Also eher enttäuschend!

Interessant ist dann noch Ape´s Den, die Mittelstation. Dort klettern die Affen ganz frech auf den Autodächern herum, klopfen an die Fenster und betteln.

Durch Gibraltar City sind wir dann nur durchgefahren, denn Sonntags haben alle Geschäfte auf der Mainstreet geschlossen. Jedenfalls ist ein Besuch Gibraltars durchaus lohnend, auch wenn der Felsen total verbaut ist mit Teerstraßen und alten Gefechtsstellungen.


Montag, 11.10.04

Nach nochmaliger Übernachtuntg im Hostal Casa Bernardo Macías ging´s weiter, vorbei an Algeciras nach Tarifa, dem Surferparadies und der südlichsten Stadt Spaniens. Kirche in TarifaVon hier ist es wirklich nur noch ein Katzensprung nach Afrika. Die Straße von Gibraltar ist tatsächlich nur noch 14 km breit. Angeblich bläst hier immer kräftiger Wind. Uns fielen beim Stadtrundgang natürlich die vielen jungen coolen Typen auf. Aber noch bemerkenswerter fand ich die Kirche. Auf allen Altären und Sockeln standen Heiligenfiguren, bekleidet mit richtigen Stoff-, Spitzen- oder Samtgewändern. Später auf unserer Rundreise habe ich so etwas schon immer wieder gesehen, aber nicht so ausgeprägt wie hier. Es muß ja unheimliche Arbeit machen, diese Figuren immer wieder neu anzuziehen, denn die Kleider verstauben doch recht schnell.

Unsere nächste Station war Cádiz, “Senorita del Mar, Novia del Aire!” Fräulein des Meeres, Geliebte des Windes!

Auf einer Landzunge gelegen, mit einer hübschen Altstadt ist Cádiz sehr reizvoll, auch wenn man zuerst durch Industriegebiet und häßliche Wohnblöcke fahren muß. Nach engen Gassen mit teilweise vornehmen Häusern steht man plötzlich an der Plaza San Juan de Dios, einem großen geschäftigen Platz. CadizEr wird dominiert vom Rathaus und daneben von der Catedral Nueva mit ihren zwei Türmen. Den rechten, den Torre Poniente, haben wir bestiegen, seltsamerweise über eine Rampe. Es kam uns sogar eine Mutter mit Kinderwagen entgegen. Mal was Neues: Turmbesteigung mit Kinderwagen! Auf halber Höhe gibt es toll gemauerte Kuppeln zu bewundern. Oben angekommen bietet sich ein herrlicher Rundblick über Stadt und Hafen. Die Kirche selbst war leider geschlossen. Gleich nebenan befindet sich die alte, meist verschlossene Catedral Santa Cruz aus dem 17. Jh. Nicht weit davon gelangt man zum Mercado Central.

Es gäbe natürlich noch viel mehr in Cadiz zu sehen, aber wir machten nur einen kurzen Rundgang, weil wir noch weiter nach Chipiona wollten. Uferpromenade in ChipionaLt. Reiseführer “ein nettes Fischerdorf”, jedoch hatten wir uns das ganz anders vorgestellt. Kalter Wind und kaltes Meer, viele ältere Leute, ein ziemlich großer Ort mit Strand, eine Straße ist Fußgängerzone und nur hier pulsiert das Leben, sonst alles tote Hose. Unser Quartier, Hostal Rocio, 25,00 €, lag übrigens genau in dieser Straße, so daß wir auch kein Problem hatten ein Restaurant zu finden. Wir haben auch wirklich gut gegessen an diesem Abend, das hat uns wieder versöhnt.


Dienstag, 12.10.04

Heute ist Nationalfeiertag! Nachdem wir in Chipiona von unserer Vermieterin erfuhren, daß in der Nähe des Hostals keine Frühstücksmöglichkeit besteht, machten wir uns gleich auf den Weg nach Jerez de la Frontera, unserem nächsten Ziel.

Anmerkung: Alle Orte, die die Bezeichnung “de la Frontera” tragen, befanden sich im Grenzgebiet und wechselten häufig ihre Besitzer.

JerezJerez, die Hauptstadt des Sherry ist auch ein Zentrum der andalusischen Pferdezucht. Schon im Umland fallen die riesigen Felder und Weinberge ins Auge. Hier gibt es noch immer Großgrundbesitzer, die sprichwörtlichen Sherrybarone. Auch am Stadtrand dreht sich alles um Sherry, hier liegen nämlich die Bodegas. Und im Stadtzentrum wird man natürlich immer wieder an Sherry erinnert durch dekoraitv aufgestapelte Fässer an jeder Ecke. Die Bezeichnung “Sherry” stammt übrigens von den Engländern, die das Wort “Jerez” nicht richtig aussprechen konnten.

Die zweitwichtigste Sache in Jerez sind die Pferde. Seit dem 18.Jh. werden hier die sogenannten “Cartujanos” gezüchtet. Der Name geht zurück auf ein nahegelegenes Karthäuserkloster, wo die Mönche erstmalig diese Pferde aus arabischer Abstammung hervorbrachten.

Als wir in Jerez ankamen, war natürlich unser vorrangiges Problem, ein Frühstück zu bekommen, was am heutigen Feiertag gar nicht so leicht war. Aber nach mehrmaligem Fragen fanden wir ein sehr verstecktes Café, das geöffnet hatte. Ich bin hier zum andalusischen Frühstück übergegangen: Tostada mit Olivenöl und Salz. Schmeckt wirklich gut! Meine Mitreisenden konnte ich allerdings nicht davon überzeugen.

Unser nächstes Ziel war die Real Escuela Andaluza del Arte Ecuestre, die königlich andalusische Schule der Reitkunst. Schon vor dem Eingangstor posierte ein berittener Polizist. Drinnen kann man, wenn man Dressurdarbietungen liebt, eine Pferdeshow bewundern ähnlich wie bei den Lipizzanern in Wien.

Kathedrale in JerezWir haben in Jerez ganz gut im Hostal Sanvi (33,00 € plus 6,00 € Garage) übernachtet. Vor allem liegt es sehr zentral.

Nachmittags besichtigten wir noch den Alcázar, die Kathedrale mit ihrem freistehenden Glockenturm und natürlich eine der “Kathedralen des Weins”, die Bodega Gonzales Byass. Ich fand es etwas befremdlich, daß für die Besichtigung ein Eintrittsgeld von 8,00 € erhoben wurde. Aber es war die einzige Sherrykellerei, die am Feiertag geöffnet hatte. Der Besuch ist ja recht interessant, aber mit Kostproben waren sie sehr knauserig, so daß wir nicht mal unser Eintrittsgeld wieder rausholen konnten.


Mittwoch, 13.10.04

Heute geht´s weiter nach Sevilla, mit einem Abstecher nach Arcos de la Frontera, einem der schönsten weißen Dörfer. Die weißen Würfel der Häuser kleben auf einem Felsen, der sich 160 m über dem Rio Guadalete auftürmt. Auf dem Weg nach SevillaEntsprechend steil und schweißtreibend sind auch die Straßen und Gäßchen, die teilweise von Bögen überspannt sind. Am höchsten Punkt des Ortes, der Plaza del Cabildo, hat man einen herrlichen Blick über die umliegende Ebene. Hier steht auch der Parador und die Hauptkirche, Santa Maria de la Asunción. Ein reich verziertes Portal und barocke Innenausstattung zeichnen sie aus.

Von hier bis nach Sevilla verändert sich wieder die Landschaft. Sanfte Wellen in braungrauen Tönen bieten sich dem weit über das ausgedörrte Land schweifenden Blick dar.
Umso größer ist der Gegensatz, als wir in Sevilla ankommen, der größten Stadt Andalusiens mit 700 000 Einwohnern. Das Problem ist die Quartiersuche. Wir haben zwar einen Hotel- und Unterkunftsführer für ganz Andalusien (Guía de Hoteles y Apartamentos Andalusia), aber um eine bestimmte Pension zu finden, benötigen wir zunächst einen Stadtplan. Die Karten in den Reiseführern erstrecken sich immer nur auf den engsten Innenbereich. Also heißt es, eine Tourismusinformation suchen. Unpraktischerweise gibt es diese immer nur im Zentrum. Wir haben natürlich auch ein Navigationssystem im Auto, aber die Dame will uns immer wieder in gesperrte oder Einbahnstraßen schicken, so daß die Sache sich zu einer nervenaufreibenden Irrfahrt entwickelt. Als wir dann den Stadtplan haben, kurven wir wieder durch die Altstadt. Jetzt sehen wir die Straßen und die Unterkünfte, aber können nicht halten. Irgendetwas machen wir falsch! Endlich, nach mehreren Versuchen, klappt es mit dem Quartier. Es ist ein Hostal, nicht besonders komfortabel (40 €) und das Auto steht ziemlich weit entfernt in einer öffentlichen1 Tiefgarage (24 Std./14 €). In der nächsten Stadt machen wir das Alles anders!

Flamenco

Zur Belohnung gönnen wir und abends eine Flamenco-Show. In der “Casa de la Memoria de Al Andaluz” in der Calle Ximénez de Enciso 28 kann man für 11 € eine wirklich tolle Tanzdarbietung sehen. Nur drei Leute, ein Sänger, ein Gitarrist und die Tänzerin bieten guten Flamenco.


Donnerstag, 14.10.04

Vormittags besichtigen wir den Alcázar, die Kathedraleund machen noch, um Zeit zu sparen, eine Stadtrundfahrt.
Schon auf dem Weg zum Alcázar sticht uns die 95m hohe Giralda, das Wahrzeichen Sevillas, ins Auge. An der Plaza Virgen de los Reyes erhebt sie sich, einst Minarett der Hauptmoschee der Almohaden, heute Glockenturm der Catedral (1184-96). Der Turmaufsatz wird bekrönt von einer 4 m hohen weiblichen Figur, die den Glauben verkörpert und sich wie eine Wetterfahne dreht (Girar=drehen, daher der Name Giralda).

Alcazar in SevillaAm Südende des Platzes, neben der Catedral liegt der Alcázar, die Palastburg der Almohaden, die nach der Reconquista die Residenz der christlichen Könige wurde. Durch die Puerta de la León betritt man den Palastbereich mit interessantem Museum (Fächer und Kapelle) und dem Mudejar-Palast aus dem 14. Jh. mit offiziellen und Privatgemächern, die auch heute noch der spanischen Königsfamilie zur Verfügung stehen. Im 19. Jh. wurde noch ein Renaissance-Anbau hinzugefügt. An die einzelnen Gebäude schließen sich noch weitläufige Gärten an. Besonders der Mudejarpalast hat uns sehr beeindruckt. König Pedro I. beschäftigte maurische Handwerker aus Toledo und Granada, die sich am Vorbild der Alhambra orientierten und einen orientalischen Traum im Mudejar-Stil verwirklichten. (Eintritt 5€)

Auf der Plaza Virgen de los Reyes warten Pferdedroschken auf Kunden, in einer anderen Ecke spielt ein Zwei-Mann-Orchester klassische Musik, Reisegruppen scharen sich um ihre Führer, Zigeunerinnen verteilen gegen Geld Rosmarinzweige und wahrsagen aus der Hand, und inmitten dieses ganzen Trubels steht eine menschliche, silberne Don Quichote-Statue bewegungslos und still, nur ab und zu mit den Augenlidern zuckend.

KathedraleWir überqueren den geschäftigen Platz und tauchen ein in die feierliche Ruhe und Stille der Catedral (Eintritt 7 €) 1402 beschloss das Domkapitel den Bau dieser monumentalen Kirche, die 1506 vollendet wurde. Sie sollte so groß sein, daß “uns alle für verrückt erklären”. Entstanden ist die größte gotische Kathedrale der Welt, deren gewaltiger 5-schiffiger Innenraum (116m lang, 75m breit) mit unzähligen Kunstwerken ausgeschmückt ist. Im äußeren Rundgang reiht sich Kapelle an Kapelle. Wie bei allen Bischofskirchen in Spanien befindet sich gegenüber des Hauptaltares der Chor mit schönem Gestühl. In der Capilla Mayor schmückt das größte Rentabel der Welt, entstanden zwischen 1482 und 1564, den Hauptaltar. AltarEine riesige Wand aus goldenen Schnitzereien, die Szenen aus dem Leben Christi und Mariens darstellen, präsentiert sich dem Betrachter. Bemerkenswert ist auch noch das Grab des Christobal Colón, des Christoph Kolumbus. Die vier steinernen Herren, die als Sargträger fungieren, sollen die spanischen Königreiche Kastilien, León, Navarra und Aragón darstellen. Vom Innenraum aus geht der Aufstieg zur Giralda, auch hier wieder über eine Rampe. Oben angekommen wird man mit herrlicher Aussicht über die ganze Stadt belohnt.

Anschließend nehmen wir noch an einer Stadtrundfahrt teil (11 €). Da Sevilla doch recht weitläufig ist, bietet sich das an. Die Tickets gibt es auch unterwegs in kleineren Geschäften oder an der Abfahrtshaltestelle beim Torre del Oro. Die Route führt unter anderem auch durch das Expo-Gelände auf dem gegenüber liegenden Guadalquivir-Ufer. Wir sind etwas enttäuscht, denn die Pavillons der einzelnen Länder sehen doch schon recht ramponiert aus. Auch die übrige Rundfahrt ist nicht so das große Highlight, denn der Bus steckt immer wieder im dichten Verkehr und im Stau fest und wir kommen auf der offenen Plattform natürlich voll in den Genuß der Abgase! Auch die Ansagen im Audioguide passen nicht so recht zu den momentanen Gegebenheiten. Ist ja klar, das Band läuft ab und der Bus steckt fest!

Carmona: Blick vom Parador Jedenfalls sind wir ganz froh, dieser Großstadt wieder zu entkommen. Weiter geht´s nach Carmona. Das hübsche Städtchen auf einem Hügel ist schon von Weitem zu sehen. Hinter einem monumentalen Stadttor erstreckt sich hügelaufwärts die Altstadt mit Kirchen und gepflegten Häusern, die von einem stilvollen Parador mit hübschem Innenhof gekrönt wird. Von der Caféterrasse bietet sich ein herrlicher Ausblick.

Im westlichen Ortsgebiet von Carmona liegt eine römische Nekropole, die aber leider schon geschlossen war.

Unsere Fahrt führte uns dann noch nach Ecija, der “Bratpfanne Andalusiens”. Jetzt im Oktober ist davon natürlich nichts mehr zu bemerken, aber im Sommer sollen hier Temperaturen von 45–50 Grad keine Seltenheit sein. Gegen diese Höllenhitze helfen auch die Schatten der 12 Kirchtürme nichts, denen Ecija den Beinamen “Stadt der Türme” verdankt. Unsere Übernachtung im Hostal Santiago kostete zwar nur 30 €, dafür war das Essen das Teuerste, das wir jemals hatten.


Freitag, 15.10.04

Heute gings weiter Richtung Córdoba mit zwei Unterbrechungen. Als erstes besuchten wir Almodóvar del Rio, eine Ritterburg wie aus dem Märchen (4,50 €). AlmodovarSo etwa im Jahre 1920 investierte ein damaliger Graf, dessen Namen ich leider vergessen habe, sein gesamtes Vermögen in den Wiederaufbau der Burg. Er unterband vor allem die Sitte der Dorfbewohner, sich Steine von der Burg für ihre Häuserbauten zu holen. Wenn man bei der Besichtigung auf den alten Fotos sieht, in welch erbärmlichen Zustand sich damals die Ruine befunden hat, muß man tatsächlich höchste Hochachtung vor diesem Grafen empfinden. Es standen eigentlich nur noch die Türme und die sahen aus wie hohle Zähne. Man fühlt sich tatsächlich zurückversetzt in frühere Zeiten. Das kleine Lokal im Inneren der Anlage ist erstaunlich billig!

Medina al Azahara

Unsere nächste Station war dann Medina al Azahara, der frühere Sommerpalast der Omaijaden am Fuße der Sierra Morena. Nur 8 km westlich von Córdoba liegt das Ruinenfeld der Palaststadt der Kalifen. Erbaut wurde sie 936 als repräsentative Sommerresidenz. In ihrer Glanzzeit sollen bis zu 30000 Menschen hier gelebt haben. Nach nur kurzer Blütezeit wurde die Königsstadt bereits 1010 von Berbertruppen überfallen und dem Erdboden gleichgemacht. Denn die Eindringlinge empfanden den Luxus und die Pracht, mit der sich die Omaijaden umgaben, als gotteslästerlich. Beim Gang durch die weitläufige, in drei Terrassen gegliederte Anlage kann man noch die vergangene Pracht erahnen. Vor allem im Botschaftersaal, dem Dar al Mulk, sieht man die vorzügliche Rekonstruktion und kann sogar den Archäologen auf die Finger schauen. Der Besuch der Ausgrabung ist übrigens für Europöäer frei! Nur der Parkplatz kostete ein paar Cent.

In Córdoba angekommen, ließen wir uns von unserem Navigationssystem ziemlich ins Zentrum leiten, stellten das Auto ab und gingen zu Fuß zur Tourismusinformation. Cordoba_Mesquita_VorderansichtMan sieht, wir haben schon dazugelernt! Die Tourismusinformation ist natürlich wieder ganz innen im Zentrum der Altstadt, direkt an der Mesquita. Allerdings hatten wir auch dann das Glück, zu Fuß ein zentral gelegenes Hostal zu finden. Der Besitzer bot uns sogar eine Wohnung mit 2 Schlafzimmern für nur 54 € an. (Hostal Alcábazar in der Nähe von Mesquita und Alcázar). Er empfahl uns auch für abends ein sehr gutes, nicht teures Restaurant (San Basilio). Außerdem gab er uns den Tipp, daß wir am nächsten Tag vor 9Uhr30 kostenlos in die Mesquita könnten und er bot uns noch an, dann um 8Uhr schon Frühstück für uns zu machen. Gleich um die Ecke war eine Tiefgarage, in der wir unser Auto kostenlos parken konnten. Also alles ganz toll, wenn nicht die Wohnung sehr ramponiert und dreckig gewesen wäre, was wir erst auf den zweiten Blick gesehen haben. Aber er vermietet auch Zimmer, vielleicht sind die besser.

Wir machten am Spätnachmittag noch einen Spaziergang durch die Judería, das alte Judenviertel hinter der Mesquita. In der berühmten Blumengasse, der Calleja de las Flores, waren leider die Geranien und Blumen schon verblüht und die einzige erhalten gebliebene Sinagoga in der Calle Judíos war schon geschlossen. Aber wir sahen den Zoco Munucipal, einen stimmungsvollen Innenhof, in dem córdobesisches Kunsthandwerk hergestellt und verkauft wird. Das Labyrinth der engen, weißgetünchten Gassen und der liebevoll geschmückten Innenhöfe hat einen besonderen orientalischen Zauber.

Abends bekam Marion endlich ihren “Rabo de Toro”, den Stierschwanz, das Nationalgericht Andalusiens. Im San Basilio, dem Lokal, das unser Vermieter empfohlen hatte, wurde er sogar mit Soße serviert. Sehr gut!


Samstag, 16.10.04

Heute mußten wir früh aufstehen, um rechtzeitig in die Mesquita zu kommen. Bei unserem Vermieter konnten wir, wie verabredet, um 8Uhr frühstücken (2,50 €/Pers.), was ja sonst schwierig ist, denn in Andalusien beginnt das Leben meist erst um 9Uhr oder noch später.

Man betritt die Mesquita durch einen Vorhof, ähnlich dem Orangengarten in der Kathedrale in Sevilla, der von den Muslimen für rituelle Waschungen und Koranunterricht benutzt wurde. Cordoba_MesquitaDiese Moschee war für mich das beeindruckenste Bauwerk auf der ganzen Reise! Zunächst müssen sich die Augen an das mystische Halbdunkel gewöhnen. Einzigartig ist der Eindruck der 800 Säulen, alle miteinander durch rot-weiße, doppelte Hufeisenbögen verbunden, die wie ein Palmenwald vor dem ehrfürchtigen Betrachter stehen. Vor allem war zu dieser frühen Stunde die Moschee noch ziemlich menschenleer, was die ergreifende Stimmung noch unterstrich. Der Grundstein wurde im Jahre 785 gelegt und es entstand eine quadratische Moschee mit 11 Schiffen. Während der Omaijadenherrschaft vergrößerte man das Gebäude noch dreimal auf Grund der wachsenden Bevölkerung und des Repräsentationsbedürfnisses. Wenn man bedenkt, daß Córdoba einmal eine blühende Großstadt mit 1 Million Einwohnern und für die Muslimen ein Besuch der Moschee gleichwertig mit einer Reise nach Mekka war, kann man Verständnis für die gewaltigen Ausmaße von 22400 qm aufbringen. Cordoba_Mesquita_Kuppel Nach der Reconquista ließen die Herrschenden leider an den Außenwänden Familienkappellen errichten, um die Adeligen für ihre Hilfe bei den Kriegszügen zu belohnen. Vorher war die Moschee zum Hof hin mit offenen Arkaden abgeschlossen, so daß der ganze Innenraum lichtdurchflutet war. Es muß herrlich gewesen sein! Ein Ort besonderer Prachtentfaltung ist der Mihrab und die Kibla, die Wand, die Richtung Osten, Richtung Mekka zeigt. Sie wird überwölbt von einer muschelförmigen Marmorkuppel, die die Stimme des Imams akustisch verstärkte. Bei unserem Rundgang schwangen immer leise Kirchenlieder durch den Raum. Das war eigentlich recht feierlich, bis wir den Grund dafür sahen. Mitten in dieser wunderschönen Moschee steht eine riesige christliche Kathedrale! Dieser Fremdkörper reißt den staunenden Besucher unvermittelt aus der Märchenwelt heraus. Kaiser Karl V. ließ im 16. Jahrhundert 63 Säulen entfernen und zerstörte dadurch die ganze Perspektive. Als er einige Jahre später das Werk begutachtete, soll er gegenüber dem Domkapitel geäußert haben: “Hier hat man etwas erbaut, was man überall erbauen hätte können, aber etwas zerstört, was einmalig gewesen ist!”

Heute ist die Mesquita die Moschee-Kathedrale von Córdoba und die Gläubigen feierten gerade eine Messe. Cordoba_Brücke Jetzt war uns auch klar, warum wir ohne Tickets rein konnten. Offiziell öffnet die Mesquita erst um 10Uhr. Als wir die Moschee verließen, strömten die Reisegruppen und Menschenmassen herein!

Anschließend besichtigten wir noch den Alcázar de los Reyes Christianos, von König Alfonso XI. erbaut. Sein Standbild steht im Eingangsbereich. Von hier aus planten die Katholischen Könige Ferdinand und Isabella die Rückeroberung des Kalifats von Granada, der letzten Bastion der Mauren. Heute kann man im Inneren archäologische Funde, Marmormosaike und einen gut erhaltenen Sarkophag aus dem 3. Jahrhundert sehen. Hübsch sind die Gärten mit großen Fischbecken. (Insgesamt eher enttäuschend!) Auch die arabischen Bäder sind nur noch als Reste zu erkennen. Noch ein kurzer Abstecher zur Puente Romana, zur römischen Brücke unterhalb der Mesquita und schon ging´s weiter nach Baeza, einer schönen Renaissancestadt.

OlivenplantagenWenn man sich der Provinz Jaén nähert, kommt man in die führende Olivenbauregion der Welt. “Das flüssige Gold von Jaén!” So weit das Auge reicht erstreckt sich das gleichmäßige Raster der knorrigen Olivenbäume mit ihren silbergrau schimmernden Blättern über die hügelige Landschaft. Über 38 Millionen Bäume wachsen hier. Circa 560 Millionen Kilogramm Früchte werden hier pro Jahr geerntet. Es sieht lustig aus, die ganze Landschaft ist kariert!

Stolze Renaissancepaläste und stimmungsvolle Plätze sind in Baeza zu finden. Als wichtige Handels- und Grenzstadt zwischen Andalusien und Kastilien im 16. Jh. war der Ort auch 3 Jahrhunderte lang der Sitz einer Universität. Großgrundbesitzer ließen eindruckvolle Paläste errichten. An die Plaza del Mercado Viejo, das Zentrum von Baeza, schließt sich die Plaza del Pópulo an. Um einen Brunnen mit Löwenskulpturen gruppieren sich schöne alte Gebäude. Links liegt die alte Fleischerei aus dem 16. Jahrhundert, die mit dem Wappen Kaiser Karl V. versehen ist. An der Stirnseite steht die Casa del Pópulo (1559), wo unten die Kanzleischreiber ihre Amtsstuben hatten und oben das Bezirksgericht tagte. Daneben rechts befindet sich das Stadttor Puerta de Jaén und das Tor Arco de Villalar, das an den Sieg Kaiser Karl V. in der Schlacht von Villalar 1521. Beim weiteren Rundgang kommt man an der Antigua Universidad und am Palacio de Jabalquinto vorbei. Etwas weiter bergauf erblickt man die Catedral Santa María. Leider war mal wieder alles geschlossen, es war ja auch Samstag nachmittag!

Die Nachbarstadt Ùbeda haben wir aus diesem Grund auch nicht besucht, obwohl es auch ein “Schmuckstück der Renaissance” sein soll.

Unser Ziel war heute Cazorla und der Parque Natural de Cazorla y Segura.Cazorla

Cazorla ist ein nettes Bergstädtchen mit 10000 Einwohnern und liegt auf einer Höhe von 886  m.

Allerdings war es am Wochenende sehr gut besucht. Im ersten Hotel, wo wir nachfragten (Hotel Guadalquivir) bekamen wir die Auskunft: Todo completo! Es lag auch sehr zentral mitten im Ort, vielleicht war es deshalb belegt. Wir übernachteten dann im Hotel Amsterdam für 30 €.


Sonntag, 17.10.04

Wanderung zum Pico de Cabana, 2028 m.

Nach einem Besuch der Tourismusinformation, wo wir eine Karte kauften, fuhren wir frohgemut in den Parque Natural de Cazorla y Segura. Vorbei an einem Mirador mit Blick weit übers Land, ging es zunächst recht flott voran. Jedoch war dann irgendwann die Teerstraße zu Ende und wir kamen nur noch mit 20 km/h, auf einer laut Wanderführer (Wanderungen in Andalusien) “passablen Schotterstraße”, vorwärts. Es war eine sehr staubige Angelegenheit! Auch unsere Karte stellte sich als schöne Zeichnung, aber nicht als verläßliche Hilfe heraus. Jedenfalls zog sich der Weg sehr in die Länge. Irgendwo dazwischen kamen wir an der Quelle des Guadalquivir vorbei, dieser Lebensader von Andalusien, der die Städte Córdoba und Sevilla durchfließt und nach etwa 650 km in den Atlantik mündet. Hierher machen natürlich viele Spanier ihren Sonntagsausflug. Aber ab da waren wir allein mit einer grandiosen Natur, mit knorrigen, windgeformten Wetterkiefern, schroffen Felsen und immer wieder herrlichen Ausblicken. Nach stundenlangem Geschüttel fanden wir dann endlich den Anfangspunkt unserer Wanderung auf 1900 m Höhe.

Vom Parkplatz sieht man schon das Feuerwachthäuschen auf dem Pico de Cabana. Es sind etwa 250 Höhenmeter zu bewältigen. Zunächst verläuft der Weg auf einer Forststraße, dann geht er in einen markierten Wanderweg über. Das Gelände ist unschwierig, so daß man auch weglos vorwärts kommt. Cazorla-WanderungImmer wieder bieten sich herrliche Ausblicke auf Olivenplantagen, Täler und Orte. Man wandert durch eine ganz außergewöhnliche Flora und Fauna. Die Wetterkiefern und Pinien bieten wirklich eine tolle Kulisse. Ausgedehnte Wälder aus Schwarz- und Strandkiefern, Eichen, Eschen und Lärchen geben eine Vorstellung vom einstigen Waldreichtum Andalusiens. Teilweise bilden die schroffen Felsen Höhlen. Am Weg wachsen immer wieder Herbstzeitlosen. Beinahe wäre ich auf eine große haarige Raupe getreten, die hier unterwegs ist. Über uns kreisen Adler und Greifvögel. Es werden mit zunehmender Thermik immer mehr. Im Fernglas kann man 5-7 von ihnen gut beobachten, man kann sogar die Federn an den Flügelspitzen sehen, die sich im Wind nach oben biegen. Von weiter oben sieht man einen riesigen, türkisblauen Stausee, den Embalse de Negratin, der mit seinen vielen Armen die Täler ausfüllt wie ein gewaltiger Krake. Kurz vor dem Feuerwachthäuschen passiert man noch ein großes Felsentor, das wir von unten schon gesehen haben. Oben hat natürlich ein Wächter Dienst. Er erzählt mir, daß die Station Tag und Nacht besetzt ist, im 24-stündlichen Wechsel, wobei er zweimal pro Woche eingeteilt wäre. Der Pico de Cabana ist mit 2028m tatsächlich ein herausragender Punkt und man hat 360- Grad-Rundsicht über den ganzen bewaldeten Nationalpark. Das Gebiet macht einen menschenleeren Eindruck, aber wahrscheinlich täuscht das. Schon auf den letzten Wegmetern fallen uns viele Marienkäfer auf und jetzt hinter dem Häuschen finden wir 1000de von ihnen. In dichten Trauben sitzen die Käfer in jeder Felsritze. Beim Abstieg beobachten wir noch einen Mistkäfer, der sich mit einer gewaltigen Dungkugel abmüht. Es ist wirklich keine Menschenseele unterwegs.

Cazorla-FuchsWieder am Auto, wir wollen gerade losfahren, ruft Marion: “ Da ist ein Fuchs!” Und tatsächlich, da steht nicht weit entfernt ein wunderschöner Grisfuchs. Er schaut uns recht erwartungsvoll an, hält aber dann, als wir ihn fotografieren wollen, doch einen gewissen Sicherheitsabstand ein. Aber er kommt immer wieder in die Nähe des Autos. Richard hat die Idee, ihm ein Stück Brot auf einen Stein zu legen, und als die Luft rein ist, holt er sich doch tatsächlich den Happen. Er wagt sich sogar bis auf 1m neben das Auto und nimmt sich das erneut ausgelegte Brot. Das beweist, daß es hier doch nicht so einsam ist, wie wir dachten. Der Fuchs ist jedenfalls an Autos und Menschen gewöhnt und wurde scheinbar schon häufiger gefüttert.

Auf der Weiterfahrt nach Tiscar, nochmals 1 Stunde Schotterstraße, springt auch noch ein Rotwild in Panik kurz vor unserem Kühler über die Straße. Tiere gibt es also genug.

Tiscar liegt sehr malerisch am Berghang. Die wenigen weißen Häuschen werden von einer Burgruine bewacht. Von hier aus könnte man auch noch einen nette Wanderung machen, aber leider waren wir schon zu spät dran. Also ging´s zurück nach Cazorla mit nochmaliger Übernachtung im Hotel Amsterdam.


Montag, 18.10.04

Embalse NegratinWeiterfahrt nach Guadix, vorbei am Embalse de Negratin, dem Stausee, den wir schon vom Pico de Cabana sahen. Jetzt verändert sich wieder die Landschaft. Wir haben die Olivenbauregion verlassen, und fahren nun durch eine Gegend, ganz eben mit plötzlichen Abbrüchen. Es sieht aus wie Sand oder Sandstein. Die Straßen führen durch Sandwände. Die Straße ist in den Sand hineingeschnitten.

Als wir uns Guadix nähern, nimmt der Sandstein die Form von vielen Spitzen und Hügeln an. In diese Berge sind die Höhlenwohnungen von Guadix bebaut. Allerdings besichtigten wir zunächst die protzige Renaissance-Kathedrale dort, aber nur von außen. Der Alcázar ist praktisch baufällig und die Höhlenwohnungen, die wir eigentlich sehen wollten, sind weit entfernt. GuadixWir fuhren weiter nach Purullena, dem nächsten Ort Richtung Granada. Dort gibt es auch Höhlenwohnungen und außerdem ist er bekannt für Keramikverkauf. Leider fanden wir keine “freundliche Hausfrau, die uns ihre Höhlenwohnung zeigte”, wie es im Reiseführer steht, aber schon die Kamine, die irgendwo aus den Hügeln ragen, sind interessant.

In Granada, der dritten großen Stadt auf unserer Reise, waren wir am geschicktesten. Diesmal mieteten wir uns nämlich schon kurz vorher in Albolote, einem Vorort, ein. Wir wohnten im “ Hotel Principe Filipe” wirklich ganz vorzüglich! Sehr zu empfehlen! Mehr Komfort als zwei Sterne normalerweise versprechen! (44€ plus 7%) Es gab dort auch ein preisgünstiges, schönes Restaurant.

Nachdem wir nun schon eine Unterkunft hatten, konnten wir ganz locker in die Innenstadt fahren, das Auto im Zentrum in eine Tiefgarage stellen und Granada zu Fuß erobern. GranadaDas ist die beste Methode, um sich die spanischen Städte anzuschauen. Die Altstadt wird beherrscht von der Catedral Santa Maria de la Encarnación, die über die Gran Viá de Colón zugänglich ist. Sie wurde 1523 an der Stelle der ehemaligen Hauptmoschee errichtet und es vergingen fast 200 Jahre bis zur Fertigstellung dieser riesigen Renaissancekathedrale. Die halbrunde Capilla Mayor wird von einer 45 m hohen Kuppel überwölbt. Man blickt frei auf den Hauptaltar, da das sonst im Mittelschiff übliche Chorgestühl hier entfernt wurde. Besonders auffallend sind große Altargemälde von Alonso Cano, die zwischen den Säulen ausestellt werden. Wunderschöne Bilder aus dem Leben Mariens, aber auch herrliche Marienstatuen wurden von diesem begnadeten granadiner Künstler geschaffen. In der Schatzkammer kann man außerdem Werke von bedeutenden spanischen Malern und Bildhauerns bewundern.

Die seitlich an der Kathedrale liegende Capilla Real, die Grabstätte der Katholischen Könige, konnten wir leider nicht besichtigen. Wir kamen zu spät, sie war schon geschlossen. Dafür machten wir noch einen Bummel durch die Alcaicería, den alten maurischen Bazar. Leider zerstörte 1843 eine Feuersbrunst die Gebäude, die originalgetreu wieder aufgebaut noch immer das Flair eines orientalischen Souk vermitteln. Auf Grund der einsetzenden Dunkelheit entschlossen wir uns ins Hotel zurückzufahren.


Dienstag, 19.10.04

Heute waren wir die Ersten am Ticketschalter der >Alhambra! Um 7 Uhr30 standen wir schon an, im strömenden Regen, ohne Frühstück, weil man uns im Hotel sagte, dann wäre der Andrang noch nicht so groß! Wir konnten dann auch wirklich als eine der Ersten mit der Besichtigung beginnen. Die Ticketschalter liegen am hinteren Ende der Anlage, was den Vorteil hat, daß dort genügend Parkplätze vorhanden und auch von der Autobahn aus leicht zu erreichen sind. Aber es bedeutet auch, daß man eine größere Strecke, ungefähr 20 Minuten, laufen muß, um überhaupt zum Eingang des Nasridenpalastes zu kommen. Granada_Alhambra_SäulenDiese Zeit muß man einkalkulieren, denn die Tickets sind mit genauen Uhrzeiten versehen und nur da wird man eingelassen. Wahrscheinlich will man so die Besucherströme kanalisieren. Wir hatten natürlich große Erwartungen, vor allem, weil in den Reiseführern Formulierungen wie: “Traumhaft! Höhepunkt der Reise! Märchenhaft!” gebraucht werden. Bei uns lag zum einen kein Schnee auf der Sierra Nevada, so daß der bekannte Anblick “Alhambra vor Schneegebirge” nicht geboten war. Außerdem regnete es, wie gesagt, was eher einen düsteren Gesamteindruck sowohl innen wie auch außen erzeugte. Wenn die Sonne scheint und durch die durchbrochenen Gitter in die Räume fällt und alles lichtdurchflutet ist, sieht der Nasridenpalast wahrscheinlich ganz anders aus. Vielleicht waren wir aber auch von den vielen grandiosen Gebäuden und Sehenswürdigkeiten, die wir auf unserer Reise schon gesehen hatten, verwöhnt und übersättigt. Jedenfalls war für uns persönlich die Alhambra etwas enttäuschend!

Es ist eine weitläufige Anlage, an der vordersten, der Altstadt zugewandten, westlichen Spitze befindet die Alcazaba, der Festungsbereich. Im Inneren sind noch die Soldatenquartiere zu erkennen, von den Türmen bieten sich schöne Ausblicke über Granada. In östlicher Richtung, auf dem Weg zum, Nasridenpalast kommt man am Palacio Carlos V. vorbei. Das ist wieder mal eine Bausünde von Kaiser Karl V. Alhambra 'Loewenhof'Er ließ nämlich dafür einen Teil des Nasridenpalastes entfernen, um einen wuchtigen Renaissancebau hineinzuklotzen. Der Kontrast zu filigranen Bauweise der Alhambra könnte nicht größer sein. Der Palast umschließt einen kreisrunden Innenhof mit Säulenreihen, in dem früher Stierkämpfe abgehalten wurden. Auch hier gilt der Ausspruch: Hier hat man etwas erbaut, was man überall erbauen hätte können, aber etwas Einmaliges zerstört!

Daran schließt sich der Königspalast der Nasriden an. Erbaut von 1333-1391 von verschiedenen Herrschern entfaltet sich die Pracht im Inneren der einzelnen Paläste. Schwerelose Stuckarbeiten, Holz und Keramik schmücken die Wände. Die einzelnen Paläste sind um Innenhöfe angeordnet, in denen ohne Besucher nur das Plätschern der Brunnen zu hören wäre. Besonders schön und bekannt ist der Patio de los Arrayanes, der Myrtenhof. Alhambra Myrthenof 'Torre de Comares'Traumhaft spiegelt sich die Fassade des Torre de Comares in der langgestreckten Wasserfläche, die von immergrünen Myrtenhecken begrenzt wird. Sehenswert ist auch der Botschaftersaal, Sala de Embajadores, mit einer herrlichen Zedernholzkuppel und floralen Arabesken und Azulejos. Durch die Festernischen bieten sich immer wieder neue Ausblicke auf Granada. Der bekannteste Teil der Alhambra ist wohl der Patio de Leones, der Löwenhof. 124 grazile Säulen bilden einen traumhaften Arkadenumgang und in der Mitte steht der namengebende Brunnen, der von zwölf wasserspeienden Löwen getragen wird. Bei uns haben sie aber nicht gespritzt! Man verläßt den Nasridenpalast durch den Jardín de Lindaraja, wo auch die Reste der arabischen Bäder liegen. Nun führt der Weg wieder zurück bis fast zum Eingang, um die Gartenanlage Generalife mit schönen Wasserspielen zu erreichen.

Nach dem Besuch der Alhambra stiegen wir nach unten in die Altstadt, um den Hügel des Viertels Albaicín, der alten Medina zu erklimmen, von wo man wieder tolle Ausblicke auf die Alhambra hat.

Sierra NevadaAnschließend entschlossen wir uns noch zu einer Fahrt auf die Sierra Nevada. Bis auf halbe Höhe war´s ja ganz interessant, aber dann kam nur noch Sommerskigebiet, kahle Hänge, hingeklotzte Hotels, alles verlassen und total häßlich! Vielleicht sollte man diese Gegend nur im Winter besuchen!


Mittwoch, 20.10.04

Nach einer nochmaligen Übernachtung im Hotel Principe Filipe ging´s heute weiter an die Costa del Sol nach La Herradura. Im Ort selbst entdeckten wir einen Wegweiser nach Marina Puerte del Este und fuhren kurzentschlossen hin. Puerte del EsteWir fanden einen netten kleinen Hafen mit kleinem Strand und auch eine schönes Appartement (90 € pro Tag). Von unserer Terrasse aus hatten wir einen schönen Blick über den Hafen bis nach Almunécar. Das Essen in den Lokalen ist dort zwar etwas teuer und frühstücken kann man nur in La Herradura, weil so früh noch nichts offen ist, aber der Ort ist wirklich sehr schön! Leider war das Meer recht frisch, was uns eigentlich erstaunte. Vielleicht wurde vom Atlantik so viel kaltes Wasser hereingespült.


Donnerstag, 21.10.04

Höhle in NerjaVormittags haben wir uns von der doch anstrengenden Rundreise am Strand erholt, nachmittags besichtigten wir Las Cuevas in Nerja, sehr schöne Tropfsteinhöhlen. Wirklich empfehlenswert!


Freitag, 22.10.04

Unser Rückreisetag! Nach einem kurzen Einkaufsaufenthalt in La Herradura fuhren wir nach Málaga. Unterwegs konnten wir die Bauarbeiten an der neuen Autobahn von Málaga nach Almería beobachten. Mit vielen Brücken wird die Trasse angelegt. Riesige Kräne hoben gigantische Betonteile auf die schon errichteten Pfeiler. Wenn dieses Teilstück fertiggestellt ist, kann man sehr schnell die Costa del Sol bereisen. Das attraktivste Küstenstück ist von Salobrena bis Nerja, von da bis Málaga ist die Gegend nicht mehr so schön, vor allem, weil zu den Autobahnbaustellen auch noch die großen Foliengewächshäuser kommen.

Malaga-Geburtshaus von PicassoUnser Rückflug ging erst um 20Uhr, so daß wir noch genügend Zeit hatten, uns in Málaga umzusehen. Es ist eine typische Großstadt, mit 555000 Einwohnern die zweitgrößte Stadt Andalusiens. Mitten im Zentrum befindet sich die Catedral, 1528-1783. Die Einwohner nennen sie “La Manquita”, die einarmige Frau, weil nur an der Westseite ein Turm steht, der andere ist unvollendet. Nicht weit entfernt davon steht das Geburtshaus von Pablo Ruiz y Picasso an der Plaza de la Merced. Nur einen Katzensprung von hier kann man den Gibralfaro besteigen, auf dessen Spitze das Castillo de Gibralfaro thront. Man hat von da eine herrliche Aussicht über die Stadt mit der Stierkampfarena und den beeindruckenden Hafen.

Ohne Probleme gaben wir den Mietwagen am Flughafen zurück. Um 20.05 Uhr ging pünktlich unser Flug und um 22.30 Uhr waren wir wieder in München.

Autor: Renate Wack

RenateWack@gmx.de

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