Reisebericht Radtour zur Expo (08.08. - 17.08.2000)

von Christoph Moder

Warum das Ganze?

[...]

Vorbereitungen

Seit Wochen denke ich schon an diese Radtour. Endlich mal dem Alltagswahnsinn entfliehen, dem Stress, ich will was Besonderes.

Das Wetter bleibt unbeständig, der Regen wird im August weniger, aber trotzdem gibt es mindestens einmal am Tag einen längeren Regenschauer; es ist zwar nicht kalt, aber für die Jahreszeit wegen der ständigen geschlossenen Wolkendecke zu kühl, aber vor allem steckt die Feuchtigkeit überall, so macht Radfahren keinen Spaß.

Was braucht man? Wasserdichte Satteltaschen auf jeden Fall, praktisch den gesamten Juli hat es durchgehend geregnet. Und ich leiste mir auch noch Klickpedale.

Dienstag, 08.08.2000

Bis in die Nacht hatte ich noch gepackt, deshalb mache ich mir keinen Stress mit losfahren; um 8 Uhr wollte ich losfahren, so bin ich eben eine halbe Stunde später dran. In Kirchseeon lade ich noch das Zelt ein (zum Glück passt es perfekt obendrauf), und kurz nach neun bin ich in Zorneding beim Michael. Wir lassen es gemütlich angehen, um zehn fahren wir los, und machen erstmal einen Zwischenstopp beim Fotogeschäft – der Apparat braucht noch Filme und eine Batterie (zwei Diafilme, Sonderangebot, 400 ASA). Dann geht es richtig los. Nach Norden, über Grub zum Speichersee, über den Damm, in das Erdinger Moos. Mit leichter Unsicherheit irren wir durch dieses vollkommen ebene Gebiet mit seinen endlosen, breiten, rechtwinkligen und kaum befahrenen Straßen, durch lange Straßendörfer, und finden doch noch den Weg nach Goldach, von wo wir über Hallbergmoos über die Isarbrücke nach Neufahrn (bei Freising) fahren. Von dort aus geht es nach Norden weiter, über die Autobahn; dann verfahren wir uns kurz nach Osten, weil wir denken, wir seien über die Nürnberger Autobahn gefahren, es war aber die Landshuter Autobahn, die sich hier in der Nähe im Neufahrner Autobahnkreuz auf die Nürnberger trifft – wir merken es an den startenden Flugzeugen, die ihre Kurven immer näher zu uns fliegen. Weiter geht es über das Ampertal, über Kranzberg (man fährt einen steilen Berg in den Ort hinauf, und auf der anderen Seite wieder runter, obwohl der Weg doch genauso gut unten im Tal am Ort vorbeigehen könnte. In der Entfernung sehen wir die Nürnberger Autobahn auf der anderen Seite des Tales, und wundern uns, wie wir schon x-mal hier vorbei gefahren sein können (auf der Autobahn), ohne die Landschaft zu kennen. In Allershausen kommt der erste größere Zwischenstopp, im Supermarkt (Edeka) wird eingekauft, wir essen eine Honigmelone. Dann queren wir die Autobahn, das schöne Wetter weicht immer mehr einer Wolkendecke, die sehr nach Regen aussieht. Und ab hier, in der Nähe von Pfaffenhofen (an der Ilm), wird die Landschaft richtig nervig: eine endlose Hügellandschaft, mit wenig Wald, wenig direkten Straßen, ein endloses Auf und Ab kostet bei unserer Menge Gepäck viel Kraft. Scheinbar geht es mehr auf als ab, zumindest bis Scheyern. Dort sehen wir aus der Entfernung die stattliche Abtei, und es geht wieder mehr abwärts. Dafür werden die Wolken immer schwärzer, ein Gewitter zieht auf. Wir fahren weiter, schauen, wie weit wir kommen. In Gröbern in der Nähe von Hohenwart stellen wir uns in einem Bauernhof unter, und nur Sekunden später bricht ein Schauer los – der allerdings so schnell verschwindet, wie er gekommen ist. Wir essen noch ein paar Kekse, und weiter geht's. Endlich lassen wir die Hügellandschaft hinter uns, und das Land bricht an einer Kante ins Donaumoos ab. Das ist wieder eine typische Moorlandschaft: pechschwarze Erde, vollkommen eben, und die Dörfer, insbesondere Karlshuld sind ewig lange Straßendörfer, mit extrem breiten Straßen und Gehwegen, trotzdem halten sich die Leute an das Tempolimit. Das erstaunt uns. In einem Edeka kaufen wir wieder Getränke; und am Ortsausgang erwischt uns das nächste Gewitter. Wir ziehen uns regendicht an, ich probiere meine neuen Gamaschen aus (ganz brauchbar, wenn die Schuhe nicht so wasserdicht sind), aber der Regen wird schnell stärker. Wir stellen uns bei sehr netten Leuten unter, und unterhalten uns eine Weile. Weiter geht es am Neuburger Militärflughafen vorbei, und wir kommen nach Neuburg an der Donau. Eigentlich wollten wir weiter kommen, aber wir haben keine Lust mehr, und fahren auf den durch den Regen etwas schlammigen Campingplatz, der zum Glück recht zentral liegt, und richten uns ein. Danach packen wir unsere Wertsachen in unsere Rucksäcke und gehen in die Stadt. Durch einen Durchgang geht's hinauf in die erstaunlich hochgelegene und gut erhaltene Altstadt und in einem großen Bogen zurück Richtung Donaubrücke. In einer Seitenstraße finden wir eine sehr gute und billige Pizzeria, wo wir essen. Dann laufen wir gemütlich zum Zelt zurück.

Mittwoch, 09.08.2000

Alles ist nass, wir haben es nicht eilig, sondern packen ganz gemütlich unser Zeug und fahren gegen 9 Uhr los. Zuerst geht es noch über einen Berg, der aber nicht so wild ist, und bald sind wir im Wellheimer Trockental. Die Sonne scheint, und es geht einigermaßen flach dahin. Die Museumsbahn, die von Dollnstein in das Tal führte, wurde leider abgerissen; schade. In Dollnstein kaufen wir uns in der Metzgerei etwas zu essen, und radeln weiter nach Treuchtlingen. Dort Essen wir ein Eis, kaufen Getränke ein (in diesem Supermarkt, wieder ein Edeka, gibt es kein Altmühltaler Sprudelwasser aus Treuchtlingen, wohl aber exotisches Zeug wie Evian, das ist doch krank). Aus dem Ort raus fahren wir auf der Straße, die bergauf geht, aber wechseln dann nach unten auf den Fahrradweg. In Graben sehen wir uns den Karlsgraben an, einen Vorläufer des Rhein-Main-Donau-Kanals. Karl der Große (er war sicherlich mehrmals vor Ort) wollte hier Altmühl und Rezat verbinden, wahrscheinlich durch eine Weiherkette, durch die die Schiffe gezogen und getragen werden konnten (statt der Umladung der Waren auf Fuhrwerke). Nach historischen Aufzeichnungen gab es aber Probleme mit dem Wetter; heftige Regenfälle sorgten dafür, dass die Erdmassen, die die Arbeiter ausgehoben hatten, immer wieder in die Grube zurückrutschten. Aber vieles bleibt unklar: wie der Kanal geplant war, wo die vielen Arbeiter herkamen, wie sie versorgt wurden, wo sie wohnten usw., sicher ist: das Projekt ist gescheitert, nur der Karlsgraben ist als Reststück noch zu sehen. Anschließend fahren wir noch ein paar hundert Meter weiter, und sehen uns den südlichsten Punkt der europäischen Hauptwasserscheide an, wo ein Brunnen ist, dessen Wasser sowohl in die Nordsee als auch ins Schwarze Meer fließt. Dann machen wir uns auf den Weg nach Gunzenhausen. Wie im ganzen Altmühltal ist der Radweg gut ausgeschildert, und wir kommen schnell voran und verfahren uns nur einmal. Wir schauen uns die Fußgängerzone an, und fahren dann zum Altmühlsee nach Schlungenhof, wo wir wieder Wasser auffüllen. Dann geht es weiter am See, und im Norden versuchen wir, den Altmühlradweg nach Ornbau zu finden. Keine Chance (Tipp: er beginnt an der Nordwestecke des Sees), wir kommen aber trotzdem irgendwie nach Ornbau. Das ist ein nettes Städtchen; soweit wir wissen, ist die Altmühl der langsamste Fluss von Bayern, und Ornbau die kleinste Stadt Deutschlands, das ist doch was... Dahinter versuchen wir, auf dem Radweg weiterzufahren und enden wieder im Outback. Ab jetzt nur noch Straße! Weiter geht es nach Herrieden, und wir kämpfen uns noch nach Leutershausen weiter. Einen Campingplatz gibt es dort nicht, immerhin ist es eine Stadt, eben mitten in der Landschaft, wo nichts los ist. Wir übernachten auf einem Parkplatz mit Rasensteinen hinter dem Supermarkt.

Donnerstag, 10.08.2000

Erstmal Frühstück und Getränke einkaufen, und dann noch Sonnencrème – gestern hat die Sonne ganz schön gebrannt, ich bin etwas rot geworden. Dann über Colmberg auf die Bundesstraße 13. Dort läuft es ganz gut, es gibt eine phänomenale Abfahrt ins Aischtal, in Rudolzhofen (wo die Straße gesperrt ist, weil die komplette Ortsdurchfahrt erneuert wird; mit dem Radl kommt man trotzdem durch und hat den breitesten Fahrradweg der Welt) füllen wir in einem Gasthaus die Wasservorräte auf, und ziemlich bald sind wir in Uffenheim. Dort versuchen wir, ein Fahrradgeschäft zu finden – Michael bräuchte eine zweite Trinkflasche, und seitdem wir an der Tankstelle Luft aufgefüllt haben, schleift bei ihm die Gepäckträgerbefestigung am Reifen. Das Fahrradgeschäft hat geschlossen, also versuchen wir es selber zu reparieren, und kaufen dazu an der Tankstelle Isolierband; leider sind wir nicht so erfolgreich, obwohl wir eine knappe Stunde rumtüfteln. Weiter geht es nach Gollnhofen, dort zweigen wir von der Bundesstraße ab. Über hügeliges Land geht es weiter nach Marktbreit, aber weil wir uns dem Main nähern, geht es bergab, so dass wir gut vorankommen. Kurz vor Marktbreit kaufen wir nochmal Getränke (Edeka natürlich), und fahren hinunter in die Altstadt von Marktbreit, die einige Fachwerkhäuser zu bieten hat. Auf der rechten Mainseite geht es weiter nach Norden, durch Kitzingen, und bei Dettelbach machen wir wieder einmal eine Pause. Danach gelangen wir dummerweise auf die andere Mainseite (dort ist der Weg nicht so direkt), und versuchen bei Schwarzach wieder auf den Radweg zu gelangen. Keine Chance, wir verfahren uns ein paar mal, und fahren auf der Straße weiter nach Volkach. Dort kaufen wir Getränke, machen einen kurzen Halt in der Altstadt, und fahren weiter auf der Straße nach Norden. Zuerst geht es zweimal steil bergauf, aber dann erwartet uns auch eine lange, flache Abfahrt, die richtig Spaß macht. Dann sehen wir in der Ferne das Kernkraftwerk Grafenrheinfeld, und sind bald darauf in Schweinfurt. Am Ortsrand legt ein heftiger Regenschauer los, wir müssen uns in einem Wartehäuschen unterstellen; aber es ist vorbei, bevor der Boden richtig nass geworden ist. Wir fahren in die Fußgängerzone, und erkundigen uns nach einem Campingplatz. Ja, draußen gäbe es einen, bei der Autobahn. Na gut, etwas weiter im Zentrum wäre uns lieber gewesen, aber wie einer der Männer sicherlich richtig sagt: Schweinfurt ist eine Arbeiterstadt. Wir bauen unser Zelt auf (auf diesem Campingplatz beim „Haus der Naturfreunde“ sind die allermeisten Leute Dauercamper – und alle Vorurteile treffen zu: Satellitenschüssel, Blumen, Musik ertönt, Gartenzwerge waren sicherlich auch dabei) und laufen in das Stadtzentrum. Dummerweise verlaufen wir uns bei unserer Abkürzung durch das Gewerbegebiet, landen fast beim Hafen drüben, und müssen das ganze Stück auf Rangiergleisen zurücklaufen. In der Innenstadt ist nicht viel los; die Gasthäuser haben entweder geschlossen, sind überteuert, an einer Schicki-Micki-Bar, wo die Jugend der Stadt sitzt, kommen wir auch vorbei, an einer türkischen Spelunke, schließlich finden wir in einer Seitenstraße ein nettes Lokal. Wir bekommen auch noch was zu essen (es ist schon nach zehn), die Bedienung ist sehr nett. Später spendiert sie uns noch zwei Cola – großartig. Wir wollen uns mit einem großzügigen Trinkgeld bedanken, aber sie möchte nicht alles nehmen. Dieses Restaurant kann man auf jeden Fall empfehlen.

Freitag, 11.08.2000

Wir brauchen dreimal den Rat von Leuten, um aus der Stadt hinaus auf den Main-Werra-Radweg zu finden. Tipp: Auf der rechten Mainseite nach Westen fahren, zum Stadion hinauf, und von dort nach Niederwerrn. Der Weg ist anfangs nicht schlecht, wir fahren permanent nach oben aus dem Maintal heraus. Über kleine Sträßchen geht es weiter, wir kommen an einem Modellflugplatz vorbei (wo gerade jemand sein Flugzeug abstürzen lässt), auf einem kurzen Stück ist der Weg ein miserabler Schotterweg, und im übernächsten Ort Rannungen machen wir eine Pause und kaufen uns in der Bäckerei etwas zu essen. Das nächste Wegstück führt durch ein Niemandsland, um viele Kurven und über Schotterwege, bis wir nach einigen Kilometern Münnerstadt erreichen. Dort geht es auf der Straße weiter nach Bad Neustadt an der Saale, wo wir wieder Getränke einkaufen. Der Weg geht auf der Straße weiter, und ab hier ist der Autoverkehr ziemlich unangenehm und dicht. Wir wechseln wieder auf den Radweg (und haben wieder Probleme, ihn nicht zu verlieren – die Strecke hat teilweise einen abenteuerlichen Verlauf und ist mies beschildert). In Mellrichstadt machen wir auf dem Marktplatz eine Pause, und beobachten die Bundeswehrler, die sich hier herumtreiben. Weiter geht es wieder auf der Straße; direkt hinter dem Ort folgt ein heftiger Anstieg, und hinter dem nächsten Ort geht es gleich nochmal gewaltig und lange nach oben. Wohl fühlt man sich nicht, die Straße ist nicht sehr breit, und es ist viel Verkehr, auch viel Schwerverkehr. Schließlich erreichen wir endlich die Landesgrenze (nach drei Tagen endlich raus aus Bayern), und besichtigen die erhaltenen DDR-Grenzanlagen: mehrere Schranken, ein Rammbock, ein paar Bunker, beeindruckend. Am Berggipfel sind eine Gedenktafel (mit Stacheldraht verziert), die symbolische „Goldene Brücke“ zwischen den Ländern, ein umgestürzter Bundesadler und andere Symbole. Etwas entfernt steht ein ehemaliger Wachturm, den wir uns auch anschauen: drinnen ist alles verwüstet, Kabel hängen heraus, Heizkörper liegen zerbeult im Treppenhaus, vieles ist kurz und klein geschlagen, alle Scheiben sind kaputt. Aber gut vorstellbar, wie hier Wachposten über den eisernen Vorhang gewacht haben, im Obergeschoss mit Rundumblick; ein Gestell, das wie ein Monitorhalter aussieht, und ein großer Schaltschrank im Keller lassen erahnen, wie die Ausstattung gewesen sein muss. Wir fahren hinunter nach Thüringen, und sind bald in Meiningen. Dort gibt es wieder einen Radweg, direkt an der Werra, nahezu ideal. Aber bald verliert sich der Weg wieder, wir finden ihn wieder, und er leitet uns über eine miese Betonplattenstrecke (bei unserem Gepäck!) an einer Müllhalde vorbei hintenherum in den nächsten Ort. Nein danke, wir haben wieder genug, und nehmen die Straße. Diese ist in sehr gutem Zustand, ganz neu geteert (wie alle Straßen in dieser Gegend außerhalb der Ortschaften), und es geht gut vorwärts. Dazu tragen sicher auch die tieferen Temperaturen am Abend bei. An einer Tankstelle werden nochmal Getränke gekauft, und wir rollen weiter. Hinter Niederschmalkalden ist die Straße sehr gut ausgebaut und breit, und mit einem großzügigen Seitenstreifen, wir kommen gut voran. Am Ende der Ausbaustrecke sollte ein Campingplatz sein, Michael hat ein Schild gesehen; aber wir finden nichts, und auch die Karte auf dem Laptop hilft nicht weiter. Wir beschließen Richtung Bad Salzungen (noch 10 km) zu fahren, weil das immerhin eine größere Stadt ist. Aber nach der Hälfte der Strecke finden wir den Campingplatz Immelborn, an einem See gelegen. Dort machen die Feuerwehren des Landkreises, das Technische Hilfswerk und andere eine Großübung, mit Booten, Spezialfahrzeugen, Pontons usw., der Besitzer des Campingplatzes ist nicht sehr begeistert. Wir bauen unser Zelt auf, holen uns am Kiosk etwas zu essen (es gibt nur Bockwurst), und schauen den Katastrophenschützern zu, wie sie ihr Zeug einpacken und losfahren.

Samstag, 12.08.2000

Wir wollen uns die Schleife, die die Werra von hier nach Westen macht und den Weg mindestens verdoppeln würde, abkürzen, und fahren auf der direkten Straße. Unterwegs kaufen wir uns etwas zu essen, und bald schon geht es den Berg hinauf. Wir haben uns schon gedacht, dass es hügelig sein würde, aber nicht so extrem. Als wir schließlich oben angekommen sind, ist dort ein Restaurant (wo wir Wasser auffüllen), und wir sehen, dass wir den Rennsteig, ein Wanderweg entlang des Thüringer Waldes gequert haben; na dann... Es geht flott hinunter nach Eisenach, und wir fahren mit dem Fahrrad den Fußweg zur Wartburg hinauf; zumindest die erste Hälfte, dann wird es nämlich verflixt steil. Oben angekommen laden wir unser Gepäck um (so dass wir die wertvollsten Dinge im Rucksack mitnehmen), und besichtigen die Burg. Wirklich ein imposantes Ding in einer ebenso imposanten Lage oberhalb der Stadt. Zuerst besichtigen wir den Südturm, in dem der Wiedertäufer Fritz Erbe mehrere Jahre bis zu seinem Tod eingekerkert war (weil er sich weigerte, sein Kind zu taufen, und einer anderen Wiedertäuferin Unterschlupf gewährte, und seine Haltung nicht abschwören wollte). Der Kerker ist unten im Turm, und nur aus dem ersten Geschoss durch das enge „Hungerloch“ zu erreichen, von dem aus es zirka drei Meter in die Tiefe geht. Von der Turmspitze hat man einen schönen Ausblick, in der Ferne sieht man unter Anderem das Burschenschaftendenkmal. Dann kaufen wir uns ein Ticket, um das Burgmuseum und die Lutherstube besichtigen zu können. Das Museum hat allerlei Zeug aus der Ritterzeit und danach, aber es erscheint recht unzusammenhängend. Erwähnenswert sind einige Lutherbilder von Lucas Cranach d.Ä. Dann geht es weiter in die Vorburg, die im Gegensatz zum Südturm und Palas weitestgehend im Originalzustand erhalten ist. Die Lutherstube ist ein Raum mit einem Ofen und Holzwänden, in dem ein u.a. ein Walfischwirbel steht, den Luther als Fußbank benutzt hat. Der Originaltisch ist leider nicht mehr vorhanden, er wurde von „Touristen“ (die bereits seit 400 Jahren hierher pilgern) im Laufe der Zeit zerstört. Der jetzige Tisch stammt immerhin aus Luthers Elternhaus oder so ähnlich. Und was ist mit dem berühmten Tintenfleck? Nicht zu sehen. Man erfährt Folgendes: Unklar ist, ob es ihn jemals gegeben hat. Ob Luther mit seinem Ausspruch, er habe den Teufel mit Tinte bekämpft, das wörtlich gemeint hat, ist die Frage – auf jeden Fall ist in dem Raum nur hinter dem Ofen Mauerwerk, und diese Mauer ist natürlich durch den Ruß des Ofens geschwärzt. Auf jeden Fall war diese Mauer schon seit Jahrhunderten Ziel der Andenkenjäger, und jeder hat sich ein Stück „tintengeschwärzten“ Putz mitgenommen und so im Laufe der Zeit tiefe Löcher in die Wand gegraben. Nach seinem Thesenanschlag in Wittenberg und dem Aufritt vor dem Wormser Reichstag erhält Luther hier Zuflucht; getarnt als Junker Jörg arbeitet er hier, und nur wenige Freunde wissen davon. Er übersetzt die Bibel und schreibt etwa ein Dutzend weitere Abhandlungen; interessant. Steil bergab geht es nach Eisenach hinunter (wo man, wenn man Zeit hätte, Lutherhaus, Bachhaus, die Kirche, wo Luther predigte und Bach getauft wurde u.v.m ansehen könnte). Es ist Samstag kurz vor vier, gleich machen die Geschäfte zu – noch einmal einkaufen muss sein. Danach geht die Straße steil über einen Berg (als ob wir heute nicht schon genug Berge gehabt hätten), und in Creuzburg erreichen wir wieder die Werra. Dort wechseln wir wieder auf den Radweg durchs Werratal, der sich nach einem kurzen Stück aber als Trampelpfad herausstellt. Mit viel Gepäck über Baumwurzeln hoppeln, das ist brutal. Im nächsten Ort wechseln wir auf die Straße, die wieder sehr gut ausgebaut ist, und fahren über Mihla weiter bis nach Frankenroda. Von dort führt keine Straße weiter, aber Radwege, die nicht schlecht sind. In Falken brauchen wir wieder eine Pause, und setzen uns in ein Eiscafé. Weiter geht es auf dem Radweg nach Treffurt, und dann nach Eschwege. In der Stadt verfahren wir uns wieder und driften einige Kilometer nach Süden aus dem Tal hinaus ab; wir müssen wieder zurück, daher schaffen wir unser Etappenziel Witzenhausen nicht, sondern müssen hier übernachten. Hier gibt es ein paar Seen, und der Campingplatz ist riesig und voller Dauercamper. Der Platzwart ist nicht da, also suchen wir uns selber einen Zeltplatz, ohne zu bezahlen.

Sonntag, 13.08.2000

Es ist kalt und neblig; ich friere etwas, alles ist grau in grau. Wir fahren zum Platzwart und bezahlen (er erlässt uns ein Drittel des Preises, da wir den Schlüssel zum Waschraum nicht bekommen hatten), und im Ort holen wir uns in der Bäckerei ein Frühstück. Weiter geht es durchs Werratal bis Witzenhausen, und von dort über einen langen, aber flachen Anstieg ins Leinetal bei Friedland. Wir sind ziemlich geschafft von den vielen Bergen gestern, aber wissen auch: wir müssen heute bis Hannover kommen, weil wir uns für einen weiteren Tag auf den Rädern wohl nicht mehr aufraffen könnten – langsam tut uns alles weh, wir sind geschafft. Der Weg ist leider nicht so eben wie erhofft, aber es geht doch einigermaßen zügig nach Göttingen. Mittags sind wir dort, und gönnen uns einen Eiskaffee. Weiter geht es nach Norden bis Northeim, wo wir Wasser auffüllen, und ein Schild des Radelwegs nach Einbeck sehen. Ideal; wir fahren los, der Weg verzweigt sich mehrere Male; und an der Leine unter der Autobahnbrücke ist Schluss. Scheiß Radwege, andauernd verfährt man sich, die gut 2 Kilometer müssen wir wieder zurück, was das an Zeit kostet, nur weil die keine ordentliche Beschilderung machen können. Aber wir finden den richtigen Weg (sicherheitshalber nochmal nachfragen), und fahren bis kurz vor Einbeck. Um im Tal zu bleiben, biegen wir nach Salzderhelden ab, und suchen ein Restaurant. Gibt nix, auch die Bahnhofsgaststätte hat zu. Wir fahren weiter, plötzlich geht es steil den Berg nach oben – nein, so war das nicht gedacht, wir wollen im Leinetal bleiben. Wir wollen die Bahn überqueren, an einer Rufschranke müssen wir erst drei Züge durchlassen, bis uns geöffnet wird. Dann stehen wir auf einem Feldweg, der in der Wiese endet, und Angler sagen uns, dass es hier nicht weiterginge; wir könnten das Rad am Fluss entlang schieben, über eine Brücke, die allerdings mit Stacheldraht versperrt ist, durch einen Tunnel unter der Bahn durch, ein paar Kilometer außen herum... nein danke, dann lieber wieder zurück über den Bahnübergang, den Berg hinauf, drüben hinunter, nach Kreiensen. Dort gibt es ein Gasthaus; es ist aber niemand da. Wir gehen nochmal in den Biergarten, extra geräuschvoll die Treppe hoch, und dann taucht ein Mann auf. Wir fragen, ob wir was zu essen haben können, ja, ein Schnitzel ist in Ordnung, und ein großes Spezi. Das tut gut. Der Mann ist irgendwie seltsam, nicht gerade freundlich, und es ist auch nicht sehr billig; mit einem weiteren großen Spezi 23 DM. Aber besser als gar nix, wir waren so geschwächt, wir haben unbedingt was gebraucht (abgesehen von den paar Semmeln morgens und dem Eis in Göttingen haben wir nichts gegessen, und sind 100 km gefahren). Aber noch etwa 60 km liegen vor uns, und es ist schon kurz vor sechs abends. Zäh geht es weiter, über eine hügelige Strecke (wenn die Straße schon im Leinetal verläuft, warum muss sie dann an den Hängen bergauf und bergab führen?). Bei Freden geht es nochmal über einen hohen Berg, und gegen sieben sind wir in Alfeld. Wir schmeißen uns jetzt immer wieder Traubenzucker ein, in der Hoffnung, das gibt uns Energie; am Bahnhof ist leider kein Wasser zu bekommen (weil die Toilette abgesperrt ist, der Schlüssel am Kiosk zu haben ist, und der am Sonntag geschlossen hat), aber in einem Kiosk/Restaurant ein Stück weiter haben wir mehr Glück. Das nächste Ziel ist Gronau; auf einer kleinen Straße im Tal kommen wir einigermaßen zügig dorthin, und auch die kühlen Temperaturen am Abend helfen. Dann weiter nach Nordstemmen (schnurgerade auf dem Fahrradweg, auf dem nur die Unebenheiten durch Baumwurzeln stören). Wir fragen eine Dame, ob es hier schon S-Bahn-Anschluss gäbe. Nein, aber in Sarstedt, etwa 10 km weiter. Das schaffen wir heute auch noch. Es geht flott dahin, und bei Einbruch der Dunkelheit sind wir da. Am Bahnhof erkundigen wir uns: Campingplatz? Auf jeden Fall in Hildesheim; S-Bahn? Nein, aber Straßenbahn. Es gäbe aber gar nicht weit weg an einem See ein Bootshaus (zwischen Bahn- und ICE-Strecke), neben dem wir zelten könnten. Warum nicht. Wir rollen langsam dorthin und bauen unser Zelt auf.

Montag, 14.08.2000

Endlich angekommen. Aber nicht wirklich fit, und noch ohne Unterkunft. Wir wissen fast gar nichts. Weder wo es hier in der Umgebung einen Campingplatz gibt, noch wie die Belegung während der EXPO aussieht – ob alles weit und breit ausgebucht ist und man nur zu Wucherpreisen in ungünstig gelegenen Hotels unterkommt, oder ob es kein Problem darstellt. Egal, heute machen wir alles in Zeitlupentempo. Ganz langsam aufstehen, sich umschauen, Zeit vertrödeln, irgendwann dann in die Stadt laufen (nein, wir fassen die Räder nicht mehr an!). Wir laufen bis in die Fußgängerzone von Sarstedt, setzen uns dort in ein Café, und trinken einen Eiskaffee. Auf dem Weg zurück schauen wir in einem Fahrradgeschäft (das gleichzeitig Elektrogeschäft ist – faszinierend) vorbei, sehen uns die Biogrip-Handgriffe und stabile Gepäckträger an, kaufen wir uns in einem Supermarkt etwas zu trinken und einige Birnen ein, und schlendern wieder zurück. An einer schattigen Bank machen wir Pause, essen und trinken. Es ist heiß, wir sind erschöft, immer noch dreckig von ein paar hundert Kilometern Straße, und es ist schon früher Nachmittag – wir brauchen jetzt einen Campingplatz. Wir haben zwar schon einige Leute gefragt, aber die wussten auch nichts; allerdings wüßten wir wohl auch keine Antwort, wenn uns jemand fragte, wo bei uns zuhause der nächste Campingplatz ist. Gelbe Seiten, das ist die nächste Idee. Weil die nächste Telefonzelle (einen speziellen Typ von eckigen Kartentelefonen gibt es hier) geplündert ist, pilgere ich ins Postamt. Die Gelben Seiten bieten zwar nur drei weit verstreute Plätze, aber die sehr nette Dame am Schalter sagt, ganz in der Nähe der EXPO gäbe es einen neben der Straße. Anhand des Stadtplanes kommen wir darauf, dass der irgendwo bei [...] sein muss, sie sagt, das seien so etwa 10 Kilometer. Na gut, das ist doch was; wenn dieser Platz voll ist, dann können uns die Leute dort sicher weiterhelfen. Wir laufen zurück zum Zelt, packen es zusammen, und radeln – ganz gemütlich – Richtung Norden (langsam hassen wir Fahrräder; alles tut uns weh). Bei der Abzweigung nach Osten, wo der Campingplatz nach ein paar hundert Metern liegen sollte, nehmen wir anscheinend den falschen Weg; wir fragen eine Passantin, die sagt, der Campingplatz sei geradeaus bei der neuen Fußgängerbrücke. An einem Stadtplan stellen wir unseren Irrtum fest; aber weil die Frau bestätigt hat, dass geradeaus ein Campingplatz ist, fahren wir weiter. Tatsächlich, da ist einer: direkt neben der Bahnlinie, in Sichtweite der EXPO und des Bahnhofs Laatzen, und (wenn man die unattraktiveren Plätze unten an der Bahn nimmt) nur 10 DM pro Person und Nacht. Super!
Wir bauen unser Zelt auf, duschen, und fahren mit der S-Bahn nach Hannover (inzwischen ist es halb fünf). Hier sind die ganzen neuen S-Bahnen im Einsatz, die bei uns in München so dringend gebraucht würden, und das bei einem derart winzigen Streckennetz von gerade einmal vier Ästen (München hat 12), die außerdem deutlich kürzer als die Münchner Strecken sind. Nach bereits zwei Stationen ist man am Hauptbahnhof (sehr schön und neu; wahrscheinlich ebenfalls für die EXPO komplett neu ausgestattet), wo wir aussteigen und in die Fußgängerzone (praktisch keine alten Gebäude, daher nicht so schön, aber sehr groß über mehrere Straßen) gehen. Wir kaufen uns Fischsemmeln, und später dann noch ein Eis (eine große Kugel für eine Mark!), und dann müssen wir schon wieder zurück. Diesmal mit der Stadtbahn; das ist eine Straßenbahn, die auf den meisten Linien in der Innenstadt unterirdisch fährt und an hohen Bahnsteigen hält, beim Halt auf der Straße senkt sich vor den Türen eine Stufe ab, darunter schiebt sich eine weitere Stufe heraus, so dass man über eine Treppe aussteigen kann – eine Alternative zu Niederflurbahnen. Die Züge fahren generell sehr flott, und sind topmodern eingerichtet: ein Display zeigt die nächste Haltestelle, eine automatische Ansage gibt es auch, und außerdem sind an der Decke Bildschirme, die die nächsten Stationen übersichtlich anzeigen, und daneben Bildschirme für aktuelle Nachrichten und Werbung. Bald sind wir an der EXPO, und mit dem Abendticket (15 DM), das wir uns vorher gekauft hatten, geht's rein. Erstmal einen Überblick verschaffen. Wir kommen durch eine Halle, wo u.a. Russland, die Philippinen, Slowenien und die Olympischen Spiele vertreten sind. Alles nicht so besonders, und entsprechend ist die Halle ziemlich ausgestorben. Weiter geradeaus kommen wir schließlich zum T-Digit, einem riesigen Würfel auf einem „Stiel“, dessen eine Stirnfläche ein riesiger Bildschirm ist. Die Idee ist nicht dumm, so eine zentrale Informationsstelle, wo Nachrichten und Ähnliches einem großen Publikum gezeigt werden können, aber die Umsetzung ist schlecht: der Informationsgehalt ist gering, Schlagzeilen laufen zwar als Ticker ständig unten entlang (dahinter jeweils: www.tagesschau.de), mehr als Stichworte bekommt man aber nicht geliefert, und das Programm besteht zur Hälfte aus Telekom-Werbesendungen. Na super. Wir laufen weiter, über die Brücke ins Ostgelände.
Und gleich auf den neunstöckigen Riesenbriefkasten der Deutschen Post. Unten stehen Briefkästen aus allen möglichen Ländern, man wird nach kurzer Wartezeit mit dem Aufzug nach oben gefahren, und hat eine nette Aussicht auf das Gelände. Hier ist auch ein mehrstöckiger Briefkasten, in den man einen „Brief an die Zukunft“ mit seinen Wünschen und Hoffnungen einwerfen kann; diese Briefe werden zusammenkopiert und zusammen mit Briefen aus der ganzen Welt, die ein Mann, der die Welt auf dem Fahrrad umrundet, sammelt, zum längsten Brief der Welt in das Guinness Buch der Rekorde eingehen. Runter geht es zu Fuß, an der Wand sind „Informationen“ über die Post – naja, eher ein Abdruck ihrer Internetseite, weder interessant noch informativ.
Weiter geht es in den äthiopischen Pavillon, wo es vor allem um die historische Bedeutung des Landes geht – das Skelett des Urmenschen „Lucy“ und Ähnliches ist ausgestellt.
Dann ist der jordanische Pavillon an der Reihe: ein großer, rechteckiger, nach oben offener tiefergelegter Raum (wie ein Schwimmbad ohne Wasser), in dem verschiedene Gegenstände herumstehen, die das Land symbolisieren – der Hintergedanke war, ein dreidimensionales Mosaik des Landes zu erschaffen. Man bekommt ein Heftchen, in dem die Bedeutung der Gegenstände beschrieben ist, es gibt keine festgelegte Route, sondern man sucht sich seinen eigenen Weg. Ausgestellt sind z.B. ein großes Drahtauto, so wie es die Kinder als kleine Versionen sich als Spielzeug basteln, eng nebeneinandergestellte Felsblöcke, zwischen denen man durchgehen kann, die den Sik von Petra darstellen, oder ein Stück Eisenbahnschiene, die die Hejaz-Bahn symbolisiert. Ein sehr interessanter Pavillon.
Wir laufen weiter an das südliche Ende des Geländes, das parkähnlich gestaltet ist, ruhen uns aus und sehen uns die beleuchteten vogelscheuchenartigen Figuren, die dort aufgestellt sind, an.
Dann gehen wir zurück, und in den rumänischen Pavillon. Er hat Quaderform, und scheint aus einem Metallgerüst zu bestehen, dessen Verkleidung Efeu und andere Kletterpflanzen sind. Das Innere ist ein großer Raum, direkt neben dem Eingang ist ein Brunnen mit Trinkwasser, überall stehen Werke von rumänischen Künstlern, auf der einen Seite ist eine kleine Tribüne, auf der ein paar Puppen sitzen, wo man der Live-Musik, die hier gespielt wird, zuhören kann. Auf der anderen Seite ist eine Ausstellung über das neue Stadtzentrum von Bukarest. Die Stadt leidet nämlich noch darunter, dass nach dem verheerenden Erdbeben von 1977 der Diktator Ceaucescu zwei historische Stadtteile (von der Größe wie Pariser Arrondissements) abreißen ließ – obwohl sie vom Erdbeben kaum betroffen waren, oder vielleicht genau deshalb – und dort das gigantische Haus des Volkes baute, das von der Größe nur noch vom Pentagon übertroffen wird. Nach seinem Tod hat man das Gebäude fertiggestellt und dann einen Architektenwettbewerb ausgeschrieben, damit die riesigen Freiflächen außen herum verschwinden, dem Haus seine dominierende Stellung genommen wird, und die ganze Umgebung (mit der Prachtstraße, die breiter als die Champs-Elysées sein musste) wieder zu einer Einheit mit dem Rest der Stadt wird. Daher wird Bukarest mit Berlin verglichen, weil es ähnliche architektonische Narben der Vergangenheit bewältigen muss. Ebenfalls ein sehr interessanter Pavillon.
Nach einem Abendessen bei McDonald's (eine der wenigen halbwegs günstigen Methoden satt zu werden) schauen wir uns den estnischen Pavillon nebenan an. Was ist das? Tanzende Christbäume auf dem Dach, oder wie? Der Pavillon ist ein Quader, auf dem Dach sind Metallgitter-Querbalken, auf denen jeweils aufgereiht Tannenbäumchen stehen, und unter den Bäumchen sind orangefarbene Kegel (mit der Spitze nach unten, wie Karotten). Diese Balken sind links und rechts exzentrisch auf Rotoren befestigt, so dass sie sich auf und ab bewegen, und außerdem haben die Rotoren auf beiden Seiten eines Balkens sowie an benachbarten Balken jeweils einen Gangunterschied, so dass sich die Bäumchen nicht synchron bewegen, sondern in einer großen Wellenbewegung. Das Innere des Pavillons ist fast dunkel, es ist in drei identische Räume unterteilt, in denen jeweils nur eine Leinwand ist, auf die Filme projiziert werden. Die Filme zeigen kurze Szenen über das Land, und statt eines Kommentars werden nur Fragen eingeblendet. Von jedem Bäumchen auf dem Dach geht ein Drahtseil durch den Pavillon hindurch, unter dem Pavillon sind an den Seilen waagerechte Kreuze, auf deren Enden Steinplatten liegen; durch den blauen diffus-transparenten Boden des Pavillons sieht man von innen diese Steinplatten, die sich zusammen mit den Bäumen auf und ab bewegen, das sieht dann fast so aus, als würde man durch bewegtes Wasser auf den steinigen Grund schauen. Wie gesagt: durch die Räume laufen die Seile einfach durch, am unteren Ende sind die Seile mit einer Plastikummantelung umgeben, die im UV-Licht gelb leuchtet, man steht zwischen den Seilen und schaut sich die Filme an. Ein echt geniales Konzept!
Es ist halb zehn, die Pavillons schließen jetzt; dafür kommen jetzt verschiedene Lichteffekte zur Geltung und verleihen dem Gelände ein faszinierend-bizarres Aussehen. Die Lampen stabförmigen Lampen auf dem Übergang zum Westgelände sind angeschaltet, in der Nähe des deutschen Pavillons stehen mehrere Windfiguren, mehrere Meter hohe Windsäcke in Menschenform, die durch einen starken Ventilator unten aufgerichtet werden und sich im Wind hin und her beugen, am französischen Pavillon ist ein Weinberg, in dem Metallstangen stehen, die, in der Beleuchtung irisierend, einfach genial aussehen. Wir gehen zum Open-Air-Kino, das hier bis Anfang September jeden Abend einen Film auf der größten mobilen Leinwand der Welt zeigt; heute ist die Vorpremiere des amerikanischen Teenie-Films „On The Road“ zu sehen, wir schauen ihn uns an. Mit Geräuscheffekten fährt die anfangs waagerecht stehende Leinwand nach oben und stellt sich senkrecht, dazu passend werden orangefarbene aufgeblasene Stoffschläuche, die um die Zuschauer herum meterhoch nach oben ragen, durch Lichtblitze immer wieder kurz von innen erleuchtet. Dann beginnt der Film. Die Story ist schnell erzählt: ein Student will ein Video an seine Freundin, die am anderen Ende der USA in Texas studiert, schicken. Dummerweise wird die falsche Kassette, die sie nie hätte bekommen dürfen, losgeschickt, so macht er sich mit drei Freunden auf den Weg, um dafür zu sorgen, dass der Brief nicht bei ihr ankommt. Und auf der Fahrt dorthin erleben sie eine Menge Abenteuer, die ihr Leben verändern. Ganz nett, lustig, schöner Film – mehr aber auch nicht. Auf dem Heimweg sehen wir am EXPO-See noch etwas Faszinierendes. Es ist die Performance „Flambée“: Im Wasser stehen drei Baukräne, grau angestrichen, und von ihren Auslegern fließt bzw. tropft Wasser als breiter Wasservorhang herunter, und auf diese Wasservorhänge werden Filmsequenzen projiziert; außerdem ertönt Musik aus Lautsprechern, und gelegentlich brechen meterhohe Flammen aus dem Wasser hervor, deren Hitze man bis auf die Tribüne spürt. Wir bleiben nur kurz, und können daher auch nicht sagen, warum im Teich auch noch ein Bagger (ebenfalls grau, statt einer Schaufel hat er eine überdimensionale Hand mit ausgestrecktem Zeigefinger) und ein VW Käfer stehen. Aber auf jeden Fall spektakulär.

Dienstag, 15.08.2000

Zuerst wollen wir uns um unsere Rückreise kümmern. ICE soll es schon sein, und billig. Wir laufen zum Messebahnhof, und nachdem der bescheuerte Automat mit Touchscreenbedienung uns kaum weiterhelfen kann (kennt kein Guten-Abend-Ticket), wenden wir uns an den Schalter. Fahrrad mit dem ICE sei nicht möglich, weil der ICE kein Fahrradabteil hat; nur der ICT, der in die Schweiz fährt, hat sowas. Wir müssten einen Interregio nehmen und irgendwo umsteigen, und das Guten-Abend-Ticket geht auch nicht, weil wir damit zu lange unterwegs sind. Wir nehmen uns eine Broschüre über Fahrradtransport mit der Bahn, und entdecken dort die Möglichkeit, die Räder per Kuriergepäck heimzuschicken. Das kostet für zwei Räder 82 DM, aber wir können ICE fahren, und weil der so schnell ist (bis München Pasing 4 Stunden 34 Minuten), das Guten-Abend-Ticket nehmen – und kommen sogar noch billiger weg als mit IR. Achja, das ginge auch, meint der Mann am Schalter, aber wir müssten eine Abholadresse angeben können, nein, vom Bahnhof die Räder abholen zu lassen, das ginge nicht. Zurück zum Campingplatz lassen wir uns dort die Adresse des Campingplatzes geben, die Dame ist sehr freundlich und sagt, sie werde sich um die Abholung kümmern, und will unser Trinkgeld nicht annehmen. Von diesem Benehmen könnten sich die von der Bahn mal was abschauen. Mit einem kurzen Anruf erfahren wir, dass der früheste Abholtermin morgen früh sei, und laufen wieder zum Bahnhof, um die Sache zu buchen. Jetzt endlich geht es auf die EXPO.
Dort bleiben wir gleich in der Halle am Westeingang hängen, wo sich die Konzerne, die die EXPO sponsern, eingerichtet haben. Die Bahn hat einen sehr interessanten Stand, mit vielen Informationen, und einer riesigen projizierten Deutschlandkarte, in der in 24 Minuten ein Großteil der Zugbewegungen in Deutschland in 24 Stunden dargestellt werden (angeblich 30000 von etwa 40000 Zugverbindungen, S-Bahnen u.ä. waren nicht dabei). Die Post hat ein großes Postamt mit vier Internet-Computern eingerichtet, die Lufthansa und die Sparkasse sind auch da.
Weiter geht es in die Halle mit den afrikanischen Ländern. Dazu gibt es nicht viel zu sagen; jedes Land hat nur einen kleinen Stand und zeigt seine Lebensweise, seine Besonderheiten und verkauft Kunsthandwerk. Alle Stände sehen ähnlich aus, die Schnitzkunst scheint auch überall ähnlich zu sein. Sicher hat Afrika mehr zu bieten, als es hier scheint. Bei den wohl etwas reicheren südafrikanischen Ländern ist es etwas besser; Lesotho informiert über sein Staudammprojekt, mit dem Strom gewonnen wird und Wasser für die südafrikanische Provinz Gauteng (mit dem Großraum Johannesburg/Pretoria) gesammelt wird; das kleine Königreich kann jetzt Wasser und Strom an Südafrika verkaufen. Und Südafrika (hat wohl den größten Stand in der Halle) stellt nicht nur sein hochentwickeltes Telekommunikationsnetz vor, sondern auch kleine Erfindungen für die arme Bevölkerung (wie z.B. eine Spritze, deren Nadel sich automatisch nach Gebrauch zurückzieht, so dass man sich nicht verletzen kann) oder seine Bemühungen gegen AIDS.
Weiter geht's ins Ostgelände, wo wir zuerst in den Pavillon von Litauen gehen. Von außen sieht dieses Ding wie ein gelber Fernseher aus; innen gibt es vor allem einen Film, der einen Flug über Litauen zeigt. Wir haben ihn uns nicht angeschaut, weil die Schlange davor zu groß war; und die Multimedia-Terminals und Bildschirme überzeugen nicht so sehr.
Nebenan ist der lettische Pavillon, in Würfelform, und ein nach innen geneigtes schilfgedecktes Dach wie ein quadratischer Trichter. Wie die Pavillons der beiden anderen baltischen Staaten ist auch dieser recht klein; es stehen einige Computer herum, wo man seine persönlichen Daten und eine Nachricht an die Zukunft eingeben kann, und dies dann umgearbeitet in ein rasterartiges Symbol ausgedruckt bekommt, die Nachricht erscheint auch auf einem zentralen Bildschirm.
Der schweizer Pavillon ist im Prinzip ein riesiger Holzstoß. Eben wie die Schweizer so sind: einfach aber nobel. Holzlatten sind rechtwinklig aufeinander aufgeschichtet, mehrere Meter hoch, und ergeben so die Wände eines Labyrinths, in dessen Inneren an einer Bar Wein und Essen verkauft wird und Musiker spielen (z.B. Hackbrettmusik). Schwer zu beschreiben, simpel aber faszinierend.
Dann geht es nach Großbritannien. Dieser Pavillon ist von außen gesehen ein Blechquader. Durch eine Nachbildung der Tür von Downing Street No. 10 gelangt man ins Innere (daneben hängt die frühere, echte Tür), und erfährt gleich eine typisch britische Anekdote: Bei der Renovierung stellte man fest, dass das Haus des Premierministers früher einmal gelb war und nur durch den Smog im Laufe der Zeit schwarz geworden ist – man säuberte das Gebäude und strich es schwarz. Dann werden mit Fotos und Texten schöne Landschaften des Landes gezeigt und Umweltprojekte sowie deren Bedeutung erklärt, aber vor allem werden britische Produkte gezeigt: der Psion-Organizer, der iMac (der Designer ist Brite), Robbie Williams und so weiter... also ganz in der Tradition der ersten Weltausstellung.
Nach einer kurzen Erfrischung im McDonald's geht es in den italienische Pavillon, der von außen sehr spektakulär aussieht: ein silbernes UFO auf Stelzen, und außen herum gehen Aufgänge nach oben. Das war es aber auch. Im Inneren stehen ein paar technische Ausstellungsstücke mit etwas Text dazu, z.B. drei Autos, ein Motor, eine Tafel mit einer kurzen Geschichte der Elektrizität und der Telekommunikation, das ist eigentlich alles, ohne jeden Zusammenhang, wenig Information, wenig spektakulär, eine Enttäuschung.
Wir sind durch die Hitze müde und geschafft und gehen wieder nach Süden, wo ein Amphitheater aus Gras ist, wo man sich bequem hinlegen kann. Dort machen wir es uns gemütlich, und schlafen ein bisschen. Von unten, wo ein Teich ist, kommen dauernd Enten nach oben gewatschelt, die dann entweder wieder zurück fliegen oder eine Runde drehen und wieder runterlaufen, unbeeindruckt von den Leuten. Irgend etwas muss die Vögel am Aufstieg reizen.
Als nächstes laufen wir zum Pavillon der Vereinigten Arabischen Emirate, der die Form einer runden, weißen Burg hat und von Sand umgeben ist. Nach einer kurzen Wartezeit ist man drinnen; es beginnt mit dem Anfang der Menschheit, Skeletten im Sand, und geht weiter in die heutige orientalische Welt, mit einem Markt mit bunten, duftenden Gewürzen. Und natürlich werden im Shop dann auch orientalische Dinge verkauft. Nicht schlecht, aber etwas unspektakulär.
Dann geht's in den Pavillon von Monaco. Warum dieses winzige Land einen so großen Pavillon haben muss, ist die Frage. Fünf Stockwerke kann man über die Treppen an den Ecken der weißen Stahlkonstruktion nach oben gehen, und hat von dort eine ordentliche Aussicht; außen herum um den Pavillon ist Wasser, und zwei Luxusyachten schwimmen darin. Das passt. Im ersten Stock gibt es noch eine Ausstellung mit einem Modell des Hafens und einigem Infomaterial, eine Dame erklärt, dass im Westen ein neuer, kleiner Stadtteil schwimmend in der Nähe des Hubschrauberlandeplatzes gebaut werden soll; im Erdgeschoss ist Michael Schumachers Ferarri samt Boxencrew aufgebaut, und irgendwo im zweiten Stock gibt es noch ein Restaurant (wahrscheinlich mit nicht ganz billigen Preisen), der Rest ist für Besucher gesperrt. Offenbar sollen vor allem reiche Leute geworben werden, nach Monaco zu ziehen, für den Normalbesucher hat der Pavillon nämlich sehr viel weniger zu bieten als seine Größe suggeriert – da hätte auch ein kleiner Infostand gereicht.
Wir haben Hunger, und haben gestern etwas von einem All-you-can-eat-Buffet gelesen. Wir gehen zum Info-Point, aber der Computer dort kann uns auch nicht weiterhelfen.
Gegenüber liegt der chinesische Pavillon, den wir uns jetzt anschauen. Das 360°-Kino beginnt gerade, deshalb schauen wir uns zuerst den Film an. Gezeigt werden verschiedene Landschaften und Städte, vor allem dynamisch aus der Hubschrauberperspektive. Der Film beginnt mit einem Flug über die große Mauer, und den sinngemäßen Worten „In diesem großen und fruchtbaren Land lebt das tapfere Volk der fleißigen Chinesen“, es werden ländliche Szenen gezeigt, ebenso wie Großstädte; es wird gesagt, dass Hongkong und Macao in das Mutterland zurückgekehrt sind, und dass die vom Volk lang erhoffte Wiedervereinigung mit Taiwan auch bald erfolgen werde, die Vorgehensweise „ein Land, zwei Systeme“ sei goldrichtig, es wird von der boomenden Wirtschaft und dem hohen Wirtschaftswachstum geredet, das aus dem Fischerdorf Shenzhen eine Großstadt gemacht hat, und von der modernen Großstadt Shanghai – dummerweise wird in keinem Ton erwähnt, dass sowohl Shenzhen (an der Perlflussmündung bei Hongkong) als auch Shanghai seit einigen Jahren Sonderwirtschaftszonen sind, in denen im Prinzip freie Marktwirtschaft herrscht und dass praktisch alle ausländischen Investitionen dort getätigt werden, kein Wunder, dass die Wirtschaft dort blüht. Im Pavillon selbst ist ein bisschen Raumfahrt zu sehen, und ein Modell des Drei-Schluchten-Staudammprojekts. Eigentlich nicht schlecht gelungen, wenn auch der Film nichts anderes als Propaganda ist.
Dann haben wir Hunger, aber finden unser All-you-can-eat-Restaurant nicht. In der Nähe des Nord-Eingangs finden wir aber ein Restaurant, wo es immerhin eine Schweinshaxe für 15 DM gibt, das ist auch gut. Danach laufen wir Richtung Westen, entdecken eine Installation vom WWF mit einem riesigen aufrechten Tier aus Pflanzen, und ganz in der Nähe einen riesigen Schokoladenmann (soll er symbolisieren), aus Gummi, durch ein Gebläse aufgeblasen. Und ein Tipi-Zelt (die Zeltstangen sind Baumstämme aus dem Schwarzwald), ein Otoberfestzelt mit Blasmusik, einen Irish Pub mit Lifemusik, eine ganze Menge weiterer Länderpavillons, die westliche Endstation der Gondelbahn, ... hier gibt es morgen viel zu entdecken.

Mittwoch, 16.08.2000

Wir stehen früh auf, um pünktlich um 8 Uhr unsere Fahrräder abgeben zu können (die Abholung ist irgendwann zwischen 8 und 13 Uhr), und fahren dann gleich nach Hannover, um die Stadt zu besichtigen. Am Bahnhof gibt es ein kostenloses Heftchen, in dem allerhand Wissenswertes über die Stadt drinsteht. Zuerst ziehen wir uns in der Fußgängerzone ein Frühstück rein, und dann geht es weiter auf dem roten Faden. Der rote Faden, das ist ein roter Streifen auf der Straße, der etwa 4 km durch die ganze Innenstadt an allen Sehenswürdigkeiten vorbei führt; im Rathaus kann man sich ein dazu passendes Heftchen kaufen. Wir laufen los, durch die Fußgängerzone, am Kröpcke (ein früherer Verkehrsknotenpunkt, heute mitten in der Fußgängerzone) und an der Marktkirche vorbei, ans „Hohe Ufer“ (eine Straße an der Leine; daher hat die Stadt auch ihren Namen: von der Siedlung „an de hohe Ofer“), wo Nana-Skulpturen der Künstlerin Niki de Saint-Phalle stehen, und von dort aus weiter Richtung Neues Rathaus. Unterwegs kaufen wir noch einen Film und in einer Bäckerei etwas zu Essen, finden ein Haus mit einem faszinierenden Innenhof (ein Kunstwerk aus lauter Stahlsäulen, oder wie man die Dinger nennen kann). Das Neue Rathaus ist ein recht großes Gebäude aus dem Anfang des 20. Jahrhunderts, mit einer großen Kuppel, in der ein Schrägaufzug entlang der Kuppelwölbung nach oben fährt – der einzige dieser Art in Deutschland. Im Erdgeschoss gibt es mehrere Modelle, die die Stadt im 17. Jahrhundert, 1939, 1945 und heute zeigen. Dazu ist zu sagen, dass die Stadt sehr stark im Krieg zerstört wurde (zu 85%), und daher seine Altstadt, die den gesamten Bereich zwischen den Stadttoren ausfüllte, verloren hat. Heute stehen nur noch sehr wenige alte Häuser, und das ist wirklich schade: die Fußgängerzone ist zwar nicht klein, sieht aber nur durchschnittlich aus, weil die Häuser dort genauso aussehen wie in den Außenbezirken. Leider können wir nicht auf die Kuppel hinauf fahren, weil die Wartungsarbeiten am Aufzug nicht abgeschlossen sind; aber bis zur ersten Gallerie kann man hoch. Das machen wir, und der Ausblick ist auch da nicht schlecht. Wie wir erfahren, ist der weiße Berg, den wir bei Sarstedt das erste Mal gesehen haben, eine Abraumhalde eines Kalibergwerks, von denen es mehrere in der Umgebung gibt (eine weitere Abraumhalde wird begrünt und eine andere wieder zurück in den Schacht gefüllt); der andere Berg in der Ferne ist die Mülldeponie Altwarmbüchen. Die Kraftwerke im Nordwesten und Osten sind Kohlekraftwerke am Mittellandkanal, und natürlich sieht man auch die EXPO sehr gut. (Das Ostgelände wurde übrigens extra für die EXPO angelegt, während das Westgelände das normale Messegelände inkl. Parkplätze ist) Richtung Südwesten sieht man in der Nähe das Niedersachsenstadion am Maschsee, der im Dritten Reich von Zwangsarbeitern angelegt wurde. Und zu diesem See wollen wir jetzt auch hin, denn da ist das Sprengel-Museum, das angeblich nicht schlecht sei. Wir laufen dorthin; weil gerade eine Sonderausstellung über Kurt Schwitters („Aller Anfang ist MERZ“) eingerichtet wird und dieser Teil des Museums nicht besichtigt werden kann, ist der Eintritt kostenlos. Fein. Das Museum sieht von außen sehr modern aus, und innen kann man sich fast verlaufen, so verwirrend sind die Ausstellungen im Untergeschoss angelegt. Wir sind richtig erstaunt, was dort alles für Kunstwerke hängen: jede Menge Picassos, Paul Klee, Franz Marc, Wassily Kandinsky, Gabriele Münter, natürlich Kurt Schwitters (der aus Hannover stammt), inklusive einer Rekonstruktion seines Merzbaus, Jawlensky, Beckmann, Nolde, Dix, Arp, Moore, Duchamp, Dalí, Miró ... so ziemlich jeder moderne Künstler, dessen Namen wir schon einmal gehört haben, ist hier vertreten. Wir sind schwer beeindruckt. Oben gibt es noch eine Ausstellung von James Turrell, die sich mit Licht befasst; in einer Kabine kann man die Helligkeit und die Farbkomponenten der additiven Farbmischung Rot, Grün und Blau sowie Blitzfrequenz und Lautstärke eines Tones einstellen, ein weiteres Objekt ist ein Tunnel, der praktisch absolut dunkel ist; man tastet sich am Handlauf nach innen und setzt sich auf einen von zwei Stühlen und wartet – nach einigen Minuten hat sich das Auge angepasst, und man sieht gegenüber einen ganz schwachen Lichtkreis, gerade so wahrnehmbar. Und „Slow Dissolve“ ist ein Raum mit gedämpftem Licht, auf dessen eine Wand ein magentafarbenes Rechteck projiziert ist. Faszinierend. Wir kommen dann an der Ruine der Aegidienkirche, die im Zweiten Weltkrieg zerstört wurde, vorbei; im Inneren ist eine Installation aus Kreuzen, die in der Mitte viele Nägel haben – ja, genau, die sind von Günther Ücker. Wir laufen an der Oper vorbei zurück zum Hauptbahnhof, und fahren mit der Stadtbahn Richtung Sarstedt zurück zum Campingplatz. Was gibt es noch zu Hannover zu sagen? Aufgefallen sind uns die vielen Kunstwerke, die im Stadtgebiet herumstehen; sogar manche Bushaltestellen wurden zu Kunstwerken umgestaltet. Und die vielen Brunnen – gut, es sind vielleicht gar nicht so viele, aber es sind keine alten Brunnen nach dem Standardschema, sondern immer sehr faszinierend gemachte Wasserspiele. Die Fahrradwege sind hier deutlich breiter als woanders, man fährt auch mehr Fahrrad – aber nicht schneller, und die Fahrräder sind im Allgemeinen besser. Auch Bromptons scheint es einige zu geben, wir haben an einem Tag mindestens drei gesehen – dazu muss man in München wochenlang unterwegs sein. Die Fußgängerzone ist relativ groß für so eine „kleine“ Stadt (500000 Einwohner). Und was gibt's sonst noch zu sagen? Berühmte Hannoveraner sind der Mathematiker Leibniz, Freiherr von Knigge, Wilhelm Busch (es gibt ein Museum über ihn), der Keksfabrikant Bahlsen (der seine Kekse nach dem Mathematiker Leibniz benannte), der Schokoladenfabrikant Sprengel (sein Enkel gründete das Sprengel-Museum). Neben Bahlsen und Sprengel haben Hapag-Lloyd, Pelikan, Continental und TUI ihren Sitz in Hannover, und auch der Baggerhersteller Hanomag (wie der Name schon sagt...). Hannover hat die größte Messegesellschaft der Welt und richtet einige der weltgrößten Messen (CeBIT, Hannovermesse) aus – das kommt daher, weil nach dem Zweiten Weltkrieg die Messestadt Leipzig im Osten lag. Es gibt dort auch das weltgrößte Schützenfest, die Chaostage, einen internationalen Feuerwerkswettbewerb... wer hätte das gedacht?
Zurück am Campingplatz machen wir noch einen kleinen Abstecher in den Park der Sinne, der auf der anderen Straßenseite liegt. Ein netter kleiner Park, mit duftender Blumen in einer Ecke, einem gedeckten Tisch komplett aus Stein gemeißelt, einem Xylophon mit Steinplatten, Parabolspiegeln, um sich flüsternd über mehrere Meter Distanz zu unterhalten, Wasserspielen mit Schleuse und Wasserrad, verschiedener Bodenbelag (Holz, Pflaster, Sand ...); nicht schlecht gemacht.
Am Campingplatz erfahren wir, dass es Probleme bei der Abholung der Räder gab: der Fahrer wollte 20 DM für Verpackungen, oder die Räder überhaupt nicht mitnehmen. Dabei hatten wir doch am Schalter angegeben, dass wir Verpackungen brauchen! Des Rätsels Lösung: Natürlich hatten wir es angegeben, aber der Mann am Schalter hat es uns nicht berechnet; obwohl er doch wusste, dass wir bei der Abholung nicht da sein würden, außerdem: was bringt es, wenn ich bereits bei der Buchung angebe, dass ich eine Verpackung brauche, wenn es sowieso erst bei der Abholung entschieden und bezahlt wird? Dieser Bahnangestellte ist sowas von unfähig, alles muss man nachkontrollieren und nachrechnen, sonst geht es schief.
Wir legen uns ins Zelt und schlafen ein bisschen, bevor wir zur EXPO aufbrechen. Auf der EXPO ziehen wir uns das Westgelände rein: die Halle mit den südamerikanischen und die Halle mit den südostasiatischen Ländern (der Stand des Zentralrats des Islam ist sehr interessant), dann haben wir auch schon wieder Hunger. Auf geht's zum All-you-can-eat, das 19 DM kostet. Es ist aber etwas enttäuschend: die Auswahl ist etwas mickrig (Reis, Hühnerfleisch, Gemüse, Wassermelone, Krabbenbrot, Salat), und so sehr gut schmeckt es auch nicht. Als wir fertig sind, haben die meisten Pavillons schon geschlossen. Wir laufen ins Ostgelände rüber; auf dem Weg dorthin am T-Digit sehen wir eine große Menschenmenge auf der Treppe sitzen: sie schauen sich das Fußball-Länderspiel Deutschland-Spanien an, das auf dem Bildschirm live aus dem Niedersachsen-Stadion übertragen wird (da waren wir doch vorhin, am Maschsee, wo das Stadion ist ...). Weiter hinten stehen überall Kerzen herum: das ist von der Lichterkette, die heute abend veranstaltet wurde, heute ist EXPO-Halbzeit. Im Open Air Kino läuft heute eine israelischer Film namens „Kadosh“ (heilig), der vom Leben orthodoxer Juden handelt. Nach der Hälfte des Films sind wir müde und gehen; der Film ist zwar interessant, aber kein bisschen spannend. Man hat den Eindruck, dass die orthodoxen Juden genau so eine „das ist so“-Gesellschaft und Haarspalter sind wie bereits in der Bibel beschrieben: „Darf ich am Sabbat Tee kochen? Ja, wenn ich die Teeblätter zuerst hinein gebe, dann ist es nämlich kein kochen“ erinnert stark an die Diskussion, ob man am Sabbat einen Kranken heilen darf (Matth. 12).

Donnerstag, 17.08.2000

Wir packen unser Zeug zusammen und bauen das Zelt ab (leider hat es in der Nacht mehrmals geregnet, so dass es ziemlich nass ist). Dann laufen wir mit unserem ganzen Gepäck zum Bahnhof (Wahnsinn, wie schwer das ist – kaum zu glauben, dass wir es fast 800 km quer durch Deutschland geradelt haben, wenn wir schon auf den paar hundert Metern zum Bahnhof schlapp machen. Dort wollen wir es in ein Schließfach sperren, so dass wir heute abend von der EXPO aus direkt in den Zug steigen können. Aber es gibt nur eine Gepäckaufbewahrung; die ist teurer (6 DM pro Gepäckstück!), hat nicht rund um die Uhr geöffnet, und eine lange Schlange steht an. Gut gemacht, liebe Bahn! Wenigstens können wir die Satteltaschen zusammenhängen, so dass sie nur als ein Gepäckstück zählen.
Am Westeingang der EXPO stehen an den Eingängen riesige Menschenmassen. Nachdem wir unsere Karten gekauft haben, entschließen wir uns, zum Nordwesteingang zu gehen; der Fußmarsch dauert eine Weile, und dabei beginnt es zu regnen, aber man kommt sofort rein – das hat sich gelohnt.
Zuerst besichtigen wir den Pavillon von Venezuela: ein rundes, kegelförmiges Gebäude aus einem Stahlrahmen, das außen herum terrassenförmig mit Pflanzenkästen versehen ist, und läuft in Kanälen von einer Terrasse zur nächsten und versorgt die tropischen Pflanzen mit Wasser. Das Dach besteht aus Segmenten, die wie Blütenblätter aussehen, und es lässt sich auch hydraulisch, ganz langsam und unhörbar, wie eine Blume öffnen und schließen. Man betritt den Pavillon unten und geht im Inneren durch die Ausstellungen, die über die Landschaft, die Bevölkerung (z.B. Karten, welche Indianerstämme wo leben), die Geschichte und die Wirtschaft informieren, spiralförmig nach oben. An den Außenseiten stehen Aquarien mit tropischen Fischen; unter anderem wird ein Zitteraal und Piranhas gezeigt. Oben verlässt man den Pavillon über einen Gang, der außen herum nach unten führt. Fazit: Die Ausstellung ist nicht schlecht gemacht, aber seine Architektur macht diesen Pavillon zu einer Sensation.
Weiter geht es in den nepalesischen Pavillon. Dieser ist im Prinzip ein überdachter Gang, der quadratisch um eine Wasserfläche herumführt. Ausgestellt ist wenig, nur ein paar Bilder. Aber der Pavillon ist wie ein Tempel gestaltet, alles aus Holz geschnitzt; mehrere hundert Familien haben detailverliebt an diesem Ding gearbeitet. Ein nepalesischer Tempel, nur für die EXPO! Nicht schlecht.
Der thailändische Pavillon ist ebenfalls wie ein Tempel gestaltet, in einer Wasserfläche stehend. Man wird von zwei Thailänderinnen freundlich begrüßt und geht in den dunklen Innenraum, der Ausstellungen über das Land, den Reisanbau, und die Lösungsansätze für die Probleme des Landes zeigt. An der Decke werden Filme auf Stofftücher projiziert, und ein weiteres interessantes Ding ist ein Diorama, in das irgendwie Filmsequenzen mit Figuren hineinprojiziert werden, so dass sich eine Art dreidimensionaler Film ergibt. Technisch wohl nicht so aufwändig wie der Multimedia-Overkill mit haufenweise Flachbildschirmen der anderen Pavillons, trotzdem sehr gut gelungen – so etwas haben wir noch nie gesehen. Auch ein sehr feiner Pavillon.
Dann wollen wir diese großen Figuren, die wir gestern gesehen haben, fotografieren. Wir laufen dorthin (das Gelände ist größer als man denkt); in den Schokoladenmann kann man jetzt hineingehen, das Ding hat innen einen Stahlrahmen, und an vier Automaten kann man Schokolade kaufen – dicke Tafeln für 5 DM.
Weiter geht es in den Themenpark, wir entscheiden uns für die Halle mit dem Thema Energie. Kurz zusammengefasst: groß, aufwändig, praktisch ohne Informationsgehalt, nutzlos, nicht sehenswert. Offenbar von den Energiekonzernen finanziert, werden Dinge wie ein Teil einer Turbine gezeigt, oder Bohrinseln, ein Stück einer Pipeline, oder eine schematische Brennstoffzelle; aber alles sehr allgemein gehalten, mit ein paar blinkenden Lämpchen versehen, erfährt man nichts, was man nicht sowieso schon viel genauer weiß.
Dann haben wir Hunger – es rächt sich, dass wir nicht gefrühstückt haben. Irgendwo wird schon ein McDonald's sein, die ganze Zeit kommt man an einem vorbei. Aber wir finden nichts, kommen am T-Digit vorbei, und gehen dort in einen Info-Point. Dummerweise ist das Ding ganz im Westen, also wieder ein ganzes Stück laufen.
Nach dem Essen geht es in den isländischen Pavillon. Dieser ist ein blauer Würfel, an dessen Wänden überall Wasser herunterläuft. Innen geht man über einen spiralförmigen Aufgang nach oben und kann sich dabei an Multimedia-Terminals Infos über das Land reinziehen. Unten in der Mitte des Aufgangs ist eine runde Projektionsfläche, auf die von oben Flüge über isländische Landschaften projiziert werden. Es werden auch Vulkanlandschaften und Geysire gezeigt, und dabei spritzt eine mehrere Meter hohe Wasserfontäne aus der Leinwand nach oben. Geniale Idee. Ansonsten hat der Pavillon aber nicht viel zu bieten.
Dann wollen wir zu „Planet of Visions“, einer der Hauptattraktionen der EXPO. Auf dem Weg dorthin sehen wir uns den Stand der Österreicher in der Halle an: man geht über eine Rampe nach oben, und dort gibt es nur allerlei Sitzgelegenheiten, Sofas, Stühle; der gesamte Pavillon ist nur zum Relaxen da, mehr wird nicht geboten. Ist vielleicht auch besser so. Nebenan sind die Stände von Andorra und Liechtenstein; uns scheint, je kleiner das Land, desto größer muss der Ländername draufstehen (bei Andorra sind die Buchstaben über zwei Meter groß).
Bei „Planet of Visions“ ist die Schlange diesmal etwas kürzer, zum Glück; aber trotzdem stehen wir etwa 50 Minuten an. Bei unseren schweren Rucksäcken ist das anstrengend. Die Ausstellung empfängt uns mit einem Raum, an dessen Decke auf dem Kopf stehend eine Landschaft gebaut ist, die sich in der darunter liegenden Wasserfläche spiegelt und dann richtig herum aussieht. Weiter geht es in einen Raum mit einer Landschaft, die man durch spezielle „Ferngläser“ ansieht: Kameras mit Flachbildschirmen hintendran, zu den beobachteten Objekten werden Informationen eingeblendet. Dann kommt eine Führung durch die Zukunft; man durchwandert ein Grabungsfeld, in dem Archäologen Gegenstände aus dem Jahr 2030 ausgraben, sieht Möglichkeiten für Verkehr und Gesundheitswesen in der Zukunft – aber alles nicht sehr spektakulär, und überall sind deutlich die Logos der Sponsoren zu sehen. Vielleicht ganz nett, aber kein Muss, und für diese lange Wartezeit erst recht nicht.
Als nächstes laufen wir zum T-Digit und schauen auf den Plan, wo denn die Halle mit den eiförmigen Robotern ist. Ein netter Info-Scout fragt uns, ob er helfen kann, und sagt, die seien in der Halle 4 des Themenparks, im Abschnitt „Wissen“. Wir laufen dorthin, durch einen ewig langen „Zeittunnel“, und sind schließlich da: ein großer, dunkler Raum, der nur an den Wänden bläulich beleuchtet ist; eine ganze Menge von eiförmigen Robotern fährt herum (zwischen einem knappen Meter und über zwei Meter groß) und projizieren auf ihre Milchglas-Oberflächen Filmsequenzen, die sie per Wave-LAN als MPEG empfangen. Gesteuert werden die Roboter von Computern auf Linux-Basis, und erkennen Hindernisse mit einem IR-Sensor (tatsächlich stoßen sie nie zusammen; zur wenn man sich selbst absichtlich davor stellt, haben sie offensichtlich Probleme wegen der kurzen Distanz). Eine wirklich faszinierende Sache, und keinerlei Wartezeit.
Dann in das Lab.01 von DaimlerChrysler, das jede Menge Computerspielzeuge bereit hält: Eine Maus mit Force Feedback, ein 3D-Joystick für die Navigation in VR, ein sprachgesteuertes PacMan, Lichtflecke, die sich durch Bewegungen steuern lassen... eigentlich nicht schlecht gemacht, obwohl nur wenig wirklich Innovatives dabei war.
Dann stolpern wir in eine Halle, in der sich die Telekom mit Internetterminals und WAP-Handy-Simulatoren breit gemacht hat; nach kurzem Aufenthalt geht es durch einen EXPO-Shop, wo wir uns T-Shirts kaufen, wieder hinaus. Was machen wir mit der restlichen Zeit? Wir fahren mit dem Bus zur Halle 10 und weiter ins Ostgelände, wo wir uns den holländischen oder norwegischen Pavillon anschauen wollen; aber die Schlangen sind zu groß, es reicht nur für den schwedischen.
Der ist nach dem IKEA-Prinzip aufgebaut; im Inneren ist eine Ausstellung von kleinen schwedischen Erfindungen wie z.B. schadstofffreier Wandfarbe, Küchenbürste mit auswechselbarem Kopf, umweltfreund­lichen Stoffen usw.; ein Highlight ist eine Art Ping-Pong-Spiel, das man mit seinen Gehirnströmen steuert. Ein ganz netter Pavillon.
Dann ist die Zeit um – wir müssen zum Bahnhof. Zwei Busse sind so überfüllt, dass wir nicht reinpassen, die U-Bahn würde einen zu großen Umweg machen, an der Gondelbahn steht eine lange Schlange... wir gehen zügig zu Fuß zur Halle 10 und fahren von dort mit dem Bus weiter zum Westeingang, so klappt es doch noch. Tja, das war die EXPO. Schnell noch an der Tankstelle ein paar Vorräte einkaufen, das Gepäck am Bahnhof holen, und auf den Zug warten. Der ICE ist fein, und in einer halben Stunde mit Tempo 250 sind wir schon in Göttingen (wofür wir mit dem Rad einen guten halben Tag gebraucht haben). Zügig geht es weiter, bis kurz vor Würzburg sind wir sogar wenige Minuten zu früh – aber dann fährt der Zug langsam, und kommt einige Minuten zu spät in Würzburg an. Wir fragen beim Schaffner, was wir tun sollen, weil wir in München zum Umsteigen in die letzte S-Bahn nur 8 Minuten haben. Dieser meint, der Zug hole das schon wieder rein. In Nürnberg müssen wir aber auf einen Anschlusszug warten, und erreichen 15 Minuten Verspätung. Der Schaffner meint, wir sollten bis Augsburg warten, aber er wird es durchgeben; und tatsächlich: bis München Pasing hat der Zug nur noch knappe 4 Minuten Verspätung, der Lokführer sagt durch, dass Anschlussreisende die S5 nach Ebersberg noch erreichen werden. Das ist doch ein Service!
... naja, und irgendwann gegen halb zwei bin ich dann zu Hause...