Eine Woche am Moldau-Stausee

Montag, 13.09.2004: Mit viel Geld hantieren

4 Falträder, 4 Personen und Gepäck im Auto Um kurz vor neun Uhr starte ich und fahre nach einem kurzen Tankstopp zu Michael. Nachdem dieser seine beiden Falträder und Gepäck eingeladen hat, ist der Kofferraum voll – wie soll da noch das Gepäck von Basti und Betty reinpassen? Muss sich zeigen. Eine halbe Stunde später sind wir bei ihnen, schichten etwas herum, klappen einen Rücksitz um. Dann haben wir es tatsächlich geschafft, vier Falträder und vier Personen samt Gepäck in unserem Renault Scénic unterzubringen. Über die Autobahn geht es zügig nach Niederbayern und ab Hengersberg auf der Bundesstraße hinauf in den Bayerischen Wald. Leider sind einige lahme Lastwagen vor uns und außerdem gibt es von Freyung nach Grafenau eine Umleitung, so dass wir nur sehr zäh vorwärts kommen. Bei Philippsreuth geht es über die Grenze und dann auf den schmalen tschechischen Straßen über Unser Ferienhaus Volary (Wallern) nach Horní Planá (Oberplan). Dort ziehen wir uns erstmal Geld aus dem Geldautomaten. Das Gerät bietet als Beträge nur 500, 1000, 1500 oder 2000 Kronen an; wir müssen das Ferienhaus bezahlen und geben darum 14000 Kronen ein – erstaunlicherweise ist der Automat damit einverstanden und rückt die Kohlen raus. Dann holen wir am Tourismusbüro die Schlüssel für das Ferienhaus, kaufen im Supermarkt eine Grundausstattung ein und machen uns auf den Weg ins Ferienhaus, das hinter dem Nachbarort Černa v Pošumaví (Schwarzbach) am See liegt.

Die Straße wird immer schmäler, bis auf Radwegbreite; von dort aus geht es über einen steilen Schotterweg ein Stück nach unten, und wir sind am Haus. Schön! Nachdem wir alles erkundet haben, machen wir uns einen Cappuccino und futtern Kuchen (seit dem Frühstück haben wir schließlich nichts gegessen); dann folgt ein Spaziergang am See auf dem Sandstrand. Eines der herumstehenden Boote gehört zu unserem Am Strand Haus – wir müssen nur noch herausfinden, welches, und den Schlüssel finden, der sich angeblich im Haus befinden soll. Weiter hinten am Strand liegt ein großer Torfklumpen (wie der wohl dorthin gekommen ist?), und daneben fließt ein kleiner Bach durch den Sand in den See; wir bauen Staudämme, wie in besten Kindertagen.

Dann ist es auch schon Zeit, Kerstin und ihren Bruder Martin vom Bahnhof in Budweis (České Budějovice) abzuholen. Wir sind rund eine Stunde mit dem Auto unterwegs; in der Stadt wissen wir leider nicht, wohin wir fahren müssen, denn wir haben im wahrsten Sinne des Wortes keinen Plan. Und wissen erst recht nicht, was „Bahnhof“ auf tschechisch heißt (es wäre „nádraží“ gewesen). Egal. Erstmal ins Zentrum hinein; dann finden wir uns plötzlich auf einer Rechtsabbiegespur, und folgen der anschließenden Straße ein Stück, denn wir erblicken eine Brücke, die von der Grillen in der Nacht Beschaffenheit her für Züge geeignet sein könnte. So ist es auch; den Bahnhof vermuten wir rechts und biegen hinter der Unterführung dorthin ab, sind dann allerdings auf der falschen Seite der Gleise. Nach einigem Herumrangieren halten wir endlich vor dem Bahnhofsgebäude, wo Kerstin und Martin schon warten. Sie steigen ein, dann geht es wieder – ähnlich planlos – zurück. Kurz vor Krumau (Český Krumlov) hatten wir auf der Hinfahrt einen Supermarkt gesehen; dort halten wir an und kaufen noch ein paar Sachen für das Abendessen ein, denn wir wollen grillen. Im Garten gibt es nämlich, neben einem Räucherofen, einen großen Grill; der See ist offenbar das reinste Angler-Mekka, entsprechend sind alle Utensilien vorhanden.

Als wir zurück am Ferienhaus sind, hat Basti schon das Grillfeuer am Start; wir machen uns an den Nudelsalat und legen das Fleisch in eine Bier-Zwiebel-Sauce ein, und wenig später kann das Abendessen kommen.

Dienstag, 14.09.2004: Mit Schwund muss gerechnet werden

auf dem Weg nach Krumau Ich wache schon relativ früh auf und gehe nach unten in die Stube; Basti und Betty sind auch schon aktiv und wollen joggen gehen. Naja, Sport brauche ich jetzt noch nicht – andererseits ist es auch blöd, hier herum zu sitzen und auf die Anderen zu warten. Nachdem der Frühstückstisch gedeckt ist, hole ich mein Fahrrad aus der Garage, und mache ebenfalls eine kleine Tour in die Umgebung. Gerade verzieht sich der Nebel von der Wasseroberfläche; ich fahre hinauf nach Radslav, das etwas weiter im Süden an einem zum See hin abfallenden Hang liegt, und begegne dort Basti und Betty; dann fahre ich durch das Dorf hinunter in Richtung See und folge der sich kapillar-artig verästelnden Straße bis zum Ende – zuerst Straße, dann schmale Straße, dann Feldweg, und schließlich Trampelpfad. Hinter einem schmalen Waldstreifen befindet sich der See; man tritt zwischen Mantelbrücke den Bäumen hinaus und befindet sich gleich auf dem Sandstrand, vor einem das spiegelglatte Wasser in der Morgensonne. Wenn nicht ein dickbäuchiger Angler mit Gummistiefeln im Wasser stehen würde und wenn die Bäume rundherum etwas exotischer wären, könnte das fast schon Karibik sein (incl. Autoreifen am Strand).

Beim Frühstück beschließen wir, nach Krumau zu fahren – wegen des guten Wetters mit dem Fahrrad. Das heißt aber, dass wir noch zwei Räder in Horní Planá ausleihen müssen, was am schnellsten mit dem Auto geht. Martin und ich fahren hinüber und treffen dort gerade noch die Frau vom Reisebüro an, die gerade weggehen will. Nachdem die Räder verladen und der Geldautomat angezapft ist, schauen wir noch am Bahnhof vorbei – Martin sucht eine Zugverbindung für die Heimfahrt, die bereits ab hier geht, nicht erst von Budweis. Bei der Rückfahrt stoppen wir noch schnell am Bahnhof von Černa v Pošumaví, um zu prüfen, ob der Zug auch dort hält.

Zurück am Ferienhaus ist Basti bereits am Überprüfen der anderen Fahrräder. Beim zweiten Birdy ist der Steuersatz locker, was wir ohne geeignetes Werkzeug zu Das Krumauer Schloss beheben versuchen. Dann können wir endlich fahren; inzwischen ist es halb zwölf. Hinter Černa v Pošumaví entdecken wir einen nach Krumau ausgeschilderten Radweg, und nehmen ihn. Zuerst geht es ein Stück bergauf, dann steht die Abfahrt Richtung Hořice na Šumavě an. Michael jagt an uns vorbei, aber kurz bevor er ganz unten ist, gibt es einen lauten Knall – sein Hinterreifen ist geplatzt. Wegen der langen Abfahrt vermuten wir eine Überhitzung der Bremsen; andererseits sind die Bremsen auch etwas locker und könnten den Mantel aufgerieben haben. Auf jeden Fall ist Letzterer fast rundherum aufgeschlitzt, und der Schlauch ist sauber in Streifen filettiert. Aus die Maus. Schiebend geht es weiter bis in den Ort, wo wir eine Bushaltestelle entdecken; der Bus zurück kommt in wenigen Minuten. Wir geben Michael die Schlüssel für Haus und Auto und verabreden uns in Krumau.

Kirche in Krumau Wir fahren durch den Ort nach unten, dann führt uns der Radweg auf einem Feldweg bergauf, anschließend wieder runter, dann quasi querfeldein bis in einen Wald, wo es einen Fluss an einer Furt zu überqueren gibt. Drüben geht es wieder steil bergauf, so dass das Vorderrad fast abhebt, dann gleich wieder runter durch einen Hohlweg, und noch ein paar Mal hoch und runter und zickzack ziellos durch die Gegend. Auf der Straße hätten wir mehr oder weniger eben und auf gerader Strecke fahren können, hier haben wir die doppelte Strecke und mindestens den dreifachen Höhenunterschied. Und nicht auf glattem Asphalt, sondern auf Feldwegen, gekiest mit Eisenbahnschotter. Nach dem ersten Berg dachten wir, dass der Radweg danach im Flusstal verlaufen würde – statt dessen queren wir das Tal andauernd und fahren abwechselnd auf beiden Seiten bergauf und wieder bergab. In den Wald Kirche in Krumau hinauf ist es sogar so steil, dass man auch mit den besten Absichten nur noch schieben kann. Für gut drei Kilometer brauchen wir fast eine Stunde. Dann kommt endlich die letzte Abfahrt; bis nach Krumau geht es dann nur noch eben dahin, und wir fahren auf der Autostraße. Als wir die Stadtgrenze erreichen, höre ich, dass auf meinem Handy eine SMS eingegangen ist; ein Stück weiter stadteinwärts halten wir an: Michael meldet, dass er unter der Mantelbrücke (das ist eine mehrstöckige Brücke, die Schloss und Schlosspark verbindet) bereits auf uns wartet – nur gute 100 m entfernt. Wir sperren die Räder an einem Geländer neben der Brücke ab, und laufen unter der Brücke durch in die Altstadt, die sich in einer Schleife der Moldau befindet; das Schloss mit dem markanten Turm thront auf einem Höhenrücken, der die benachbarte Flussschleife ausfüllt.

Krumau Die Altstadt ist wirklich sehr sehenswert, mit ihren engen gepflasterten Gassen, den alten Häusern und bunt bemalten Fassaden wirkt sie sehr malerisch. Autos sind hier praktisch keine anzutreffen, Touristen dafür umso mehr. Aber sie verteilen sich. Wir laufen auf die andere Seite der Altstadt, schauen vom Hang, der gegenüber vom Schloss liegt, auf die Stadt hinunter, und gehen dann wieder zurück zur Kirche, die innerhalb der Flussschleife oberhalb der anderen Häuser thront. Es ist einfach sensationell, immer wieder bietet sich einem eine neue Perspektive, die einfach genial aussieht – die malerischen Häuser, der strahlend blaue Himmel, der sich in den Fensterscheiben spiegelt, und fast immer präsent das Schloss mit seinem dicken Turm. Dann queren wir den Hauptplatz, und als wir wieder am Fluss unterhalb des Schlosses angekommen sind, begeben wir uns in eines der dortigen Restaurants und setzen uns auf die Terrasse direkt am Wasser.

Krumau von Mantelbrücke aus Nach dem leckeren Essen wird es schon wieder Zeit, an die Rückfahrt zu denken. Weil wir so spät losgekommen sind und mit den Fahrrädern so lange gebraucht haben, ist es jetzt schon 18:00 – mit dem Auto können wir nicht alle Räder mitnehmen, und mit den Fahrrädern sollte man jetzt langsam aufbrechen, um nicht in die Dunkelheit zu kommen, außerdem ziehen langsam Wolken auf. Martin und ich nehmen die Räder; auf dem Weg dorthin laufen wir noch durch das Schloss mit seinem Braunbärengehege im Burggraben, den verschiedenen bunt bemalten Innenhöfen, und besichtigen die Mantelbrücke auch von oben. Dann radeln wir los. Diesmal nehmen wir konsequent die Straße; die flachen Steigungen sind meist gut machbar. Nur gegen Ende kommt dann ein Berg, der auch mich ziemlich alle macht, weil er einfach nicht enden will. Aber schließlich gibt es auf der anderen Seite eine schöne Abfahrt, und bald danach sind wir in Černa v Pošumaví. Als wir dann auf den Weg nach Jestřábi zum Ferienhaus einbiegen, werden wir doch noch von den Anderen mit dem Auto überholt – auf den letzten Metern. Mist!

Mittwoch, 15.09.2004: Holz vor der Hüttn

Die Nacht über hat es immer wieder geregnet, und auch morgens ist der Himmel noch grau in grau. Darum machen wir keine großen Pläne für Unternehmungen, sondern sitzen lesend im Wohnzimmer. Gegen Mittag entschließen wir uns zu einem Spaziergang, aber lediglich in den Nachbarort Radslav. Dort gibt es einen kleinen Laden, wo wir ein paar Sachen einkaufen wollen, u.a. Kaffee. Leider hat das Geschäft über Mittag geschlossen, darum laufen wir weiter nach Bližná (wo es ein Haus mit einem riesigen Loch in der Fassade gibt – was die wohl unser gemütlicher Kamin angestellt haben?) und über den Berg mit dem Funkmast und anschließend querfeldein zurück zum Ferienhaus. Michael und Kerstin wollen anschließend mit dem Fahrrad noch einmal zu dem Laden fahren und einkaufen, aber kommen unverrichteter Dinge zurück, denn der Laden hat nur in der Hauptsaison auch nachmittags geöffnet.

Zunächst futtern wir erstmal Kuchen; anschließend machen Kerstin, Michael und ich uns auf den Weg nach Černa v Pošumaví zum Einkaufen. Dort finden wir zwar zwei Geschäfte, aber das erste, in einem Hinterhof bei einer Tankstelle, hat neben Autozubehör im Wesentlichen nur ein paar Getränke; im zweiten, auch etwas versteckt gelegen, können wir zumindest Brot und Margarine kaufen. Wir brauchen aber mehr – weil wir eh schon vorne an der Hauptstraße sind (das Ferienhaus ist ca. 3 km entfernt), entschließen wir uns, noch die paar Kilometer nach Horní Planá zu fahren, wo wir alles Benötigte bekommen. Auf dem Rückweg beginnt es zu regnen, aber leider bleibt es nicht bei einem leichten Tröpfeln, so dass wir halbwegs durchnässt ankommen.

Durch den Regen hat es auch zunehmend abgekühlt, so dass wir uns entschließen, das Kaminfeuer in Betrieb zu nehmen. Unter der Treppe steht eine ganze Kiste voller Holz, so dass wir ordentlich einheizen können. Außerdem ist hinter dem Haus noch jede Menge weiteres Holz. So machen wir uns einen gemütlichen Abend am Feuer und ignorieren den Regen, der draußen immer wieder mal angreift.

Donnerstag, 16.09.2004: Auch Fahrräder haben Durst

Fähre über den Moldaustausee Heute ist das Wetter wieder schön und der Himmel weitgehend wolkenfrei. Nach dem Frühstück nehmen Basti und ich uns das Ruderboot und Rudern zur Insel hinüber – was gar nicht so einfach ist, denn dieses idiotische Teil ist, wenn man zu zweit rudert, alles andere als kursstabil und dreht sich mal zur einen, mal zur anderen Seite. Zudem ist der Antrieb irgendwie asymmetrisch, so dass man auf der einen Seite stärker rudern muss als auf der anderen. Auf der Insel gibt es nicht viel zu sehen; sie ist Naturschutzgebiet und mit lichtem Laubwald bewachsen. Rundherum sind Angler aktiv, teils auf Booten und teils auf einer vorgelagerten Sandbank. Wir halten uns nicht lange auf und machen uns auf den Rückweg, für den wir dank optimierter Rudertechnik (die mir eine Blase auf der Hand beschert) nur noch eine knappe halbe Stunde brauchen.

Gewitterstimmung Wieder zu Hause machen wir Pläne für den restlichen Tag. Wir müssen einkaufen, und das ließe sich mit einer Radtour verbinden. Zum Beispiel auf die andere Seite vom See und weiter nach Horní Planá oder Frymburk (Friedberg). Nachdem das zweite Birdy hergerichtet ist (der Steuersatz hatte nicht gehalten), machen wir uns auf den Weg – hinter Jestřábi steil nach oben, und dann über Bli¸ná an das Ende der Halbinsel bei Dolní Vltavice. Dort gibt es eine Fähre, aber weit und breit kein Personal und auch keine Instruktionen, wie man es erreichen kann. Im Restaurant nebenan frage ich einen Mann, dieser holt den Kapitän, welcher uns über den See fährt und uns an einer einsamen Anlegestelle im Nirgendwo des Südufers abliefert. Die Überfahrt war nett, allerdings sehr viel teurer als erwartet. Anscheinend hat er eine Sonderzulage berechnet, weil es eine irreguläre Fahrt war. Aber das war nirgends angeschrieben, ebensowenig die regulären Abfahrtszeiten.

Am Südufer angekommen entscheiden wir uns, nach links zu fahren. An einer Bucht sehen wir fahlgraue Baumstümpfe im Wasser – wahrscheinlich Bäume, die beim Bau des Staudamms überschwemmt wurden. Über eine schmale kraterübersäte Teerstraße geht es dann weiter Richtung Osten, leider immer nur durch den Wald, ohne Blick auf den See und die Landschaft. Dann verlassen wir den Wald und befinden uns direkt gegenüber von Frymburk. Am dortigen Fähranleger warten schon zwei andere Leute; das Schild sagt uns, dass die nächste Überfahrt in zwanzig Minuten stattfindet; ansonsten solle man per Hammerschlag auf die aufgehängte Eisenbahnschiene mitteilen, dass man eine Sonderfahrt wünscht, was pro Person 75 Kronen zusätzlich kostet. Darauf haben wir keine Lust – lieber warten wir auf die Überfahrt, denn mit dem Fahrrad außen herum über den Staudamm würden wir eine Stunde brauchen.

Cappuccino und Obstknödel in Frymburk Drüben im Frymburk gehen wir zuerst in den Supermarkt und setzen uns dann in ein Café zu Cappuccino und Obstknödel. Dieser Ort hier ist recht hübsch; an die Kirche schließt sich der längliche Hauptplatz an, in dessen Mitte eine kleine Grünanlage mit Bäumen, Bänken, einem Brunnen und einem von einer wasserspeienden Frosch-Skulptur gespeisten Wasserlauf. Dann brechen wir auf zum Rückweg, der etwas hügeliger ist. Angekommen am Ferienhaus tropft irgendwas an meinem Fahrrad – eine der Wasserflaschen, die ich auf den Gepäckträger geschnallt hatte, ist undicht. Der Bowdenzug greift von unten an die Hinterradbremse an, und das überstehende Stück hat sich durch das Gerüttel in die Flasche gebohrt.

Nach dem Abendessen (Nudeln, die größere Mengen an Schleim abgesondert haben), testen wir das gekaufte Mikrowellenpopcorn aus. Die erste Packung produziert wie erwartet einen schwarzen verbrannten Klumpen, aber die zweite Packung gelingt. Die nicht geplatzten Körner werfen wir dann in den Kamin, wo sie weiterpoppen. Lustig.

Freitag, 17.09.2004: Frischer Fisch

Kerstin und Michael gehen BadenHeute ist wieder ein Faulenzertag; wir verbringen die meiste Zeit am Strand, lesend, schwimmend oder im Ruderboot. Gegen Nachmittag raffen wir uns dann auf, noch etwas einzukaufen, und fahren mit dem Auto nach Horní Planá. Im Supermarkt holen wir Vorräte für den Rest unseres Aufenthaltes (ist schon erstaunlich, was sechs Leute so alles wegfuttern); außerdem hätten wir gerne frischen Fisch gehabt. Wie gesagt, der See ist ein Angler-Mekka und Angelzubehör findet man im winzigsten Kaff an jeder Ecke, aber Fisch scheint niemand zu verkaufen. Ich frage im Tourismus-Büro nach: In Horní Planá, obwohl der größte Ort im Umkreis, gibt es keinen, aber in Černa v Pošumaví (bis ich dieses Wort verstanden habe!) soll es einen Fischhändler geben. Also fahren wir hin. Basti erinnert sich zum Glück, dass er an der Ausfallstraße Richtung Krumau etwas von Fisch gelesen hat, ansonsten hätten wir wieder ewig herumgesucht. Es handelt sich um eine kleine Fischzucht; wir Abendstimmung bestellen sechs Forellen, die der Fischhändler mit dem Kescher frisch aus dem Becken holt, mit einem Schlag betäubt und gleich ausnimmt. Bis wir zu Hause sind, zappeln die Fische noch in der Tüte – frischer geht es wirklich nicht. Aber erstmal brauchen wir noch Zubehör, um den Räucherofen in Betrieb nehmen zu können (Räuchermehl, außerdem etwas, um die Fische einlegen zu können). Wir schauen noch bei einem Anglergeschäft in Černa v Pošumaví (nichts, Verkäuferin spricht nicht einmal Englisch/Deutsch) und auf der anderen Seite des Damms in Hůrka vorbei (ebenfalls nichts im Angebot) und kehren unverrichteter Dinge zurück zum Ferienhaus. Michael improvisiert etwas, um die Fische einlegen zu können; außerdem entdecken wir in einem Schuppen einen Sack mit Sägemehl und eine Rolle mit Draht, um die Fische aufhängen zu können. Ist doch alles da! Und so setzen wir die Kartoffeln auf und werfen Grill und Räucherofen an. Das wird ein Festessen heute! Nach der Hauptspeise kommen die Leute vom Tourismusbüro vorbei, um die geliehenen Fahrräder abzuholen (was für ein Service!), und dann geht es zur Nachspeise, geräucherte Forellen und geräucherte Eier.

Samstag, 18.09.2004: Große Rundfahrt

Holašovice Nach dem Frühstück fahre ich Martin zum Bahnhof nach Hůrka (Stuben); anschließend machen wir uns fertig für einen Ausflug nach Budweis. Jetzt sind wir nur noch zu fünft, und passen daher alle in das Auto. Zuerst geht es nach Krumau, und hinter der Stadt weiter auf winzigen Sträßchen in das Dorf Holašovice. Dieses wurde in einem Reiseführer empfohlen, denn rund um den Dorfanger steht ein komplettes barockes Häuser-Ensemble, welches als Weltkulturerbe unter dem Schutz der Unesco steht. Ein Haus neben dem anderen, meist einfarbig bemalt mit Zierstreifen und Jahreszahlen, manche Giebel sind geschwungen und manche geradlinig. Hübsch!

Weiter geht es Richtung Hluboká nad Vltavou (Frauenberg), immer in Richtung der Kühltürme von Temelín, das man in der Ferne sieht. Wir haben den Böhmerwald jetzt endgültig verlassen, das Land ist eben, und wir fahren durch Alleen, vorbei an mehreren Seen. Dann sehen wir ein stattliches Schloss bei Frauenberg Gebäude – das muss das Schloss sein! Also rein in den Parkplatz. Aber es ist nur das Jagdschlösschen Ohrada (mit einem Zoo daneben und dem ältesten Jagdmuseum der Welt); das eigentliche Schloss, für das die Stadt berühmt ist, ist auf der anderen Seite des Sees auf einem Hügel zu sehen. Wir laufen hinüber, und bleiben im Ort erstmal in einem Gasthaus hängen – Hunger macht sich bemerkbar. Außerdem ist das Essen hier gut und günstig; ich genehmige mir beispielsweise gebratene Froschschenkel, zu einem Preis, für den ich zu Hause nicht einmal Pommes bekäme.

Dann laufen wir hoch zum Schloss. Es ist im Marktplatz von Budweis vom Schwarzen Turm aus Windsor-Stil errichtet, wirkt mit seinem Zuckerbäcker-Stil (schneeweiß, überall Zinnen, Ornamente, verzierte Scheiben, Hirschgeweihe) von außen etwas künstlich und Disney-artig, aber trotzdem beeindruckend und wunderschön. Das Innere besichtigen wir nicht, sondern spazieren im Park herum.

Nachdem wir endlich wieder zurück am Auto sind, machen wir uns auf den Weg nach Budweis – viel Zeit haben wir ja nicht mehr, nachdem wir den Nachmittag so gemächlich vertrödelt haben. Wir suchen uns in der Nähe der Innenstadt einen Parkplatz (die Kommunikation mit dem Parkplatzwächter gestaltet sich etwas schwierig, weil er keine bekannte Sprache spricht), und marschieren dann zum quadratischen Hauptplatz mit dem großen Brunnen in der Mitte. Umgeben ist der Platz von prächtigen Häusern mit herrschaftlich-strengen Fassaden und Arkaden. Wir setzen uns in eines der Straßencafés und ziehen uns einen Cappuccino; anschließend steigen wir auf den Schwarzen Turm, von dem aus man eine schöne Aussicht auf die Stadt hat. Danach laufen wir noch eine Runde um die Altstadt am Wasser entlang, wo sich die durch die Abendsonne in warmen Farbtönen leuchtenden Fassaden der Häuser spiegeln.

19.09.2004: ReakTour

Um halb acht stehen wir auf, packen unser Zeug, verarbeiten die restlichen Eier zu einem Frühstücksomelette Christophs einsamer Abschied vom Moldaustausee und reinigen das Haus. Dann bringt Michael die Kerstin zum Bahnhof; während dessen machen wir einen letzten Spaziergang zum Strand, wo sich gerade der Nebel von der Wasseroberfläche verzieht. Als Michael wieder zurück ist, laden wir unser Gepäck in das Auto, sperren das Haus zu und fahren ab. In Horní Planá tauschen wir Hausschlüssel gegen Kaution (es gab gar keine Endabnahme des Hauses, man vertraut uns einfach...) und schauen noch ein bisschen dem Mountainbike-Rennen zu, das auf und rund um dem Stadtplatz stattfindet. Dann geht es auf der selben Route wie bei der Anreise zurück in Richtung Grenze. Kerstin schreibt, dass sie mit dem Zug inzwischen in Volary sei – wir erreichen den Ort mit dem Auto nur wenige Minuten später. Die tschechischen Züge müssen wirklich langsam sein. An der Straße zur Grenze stehen wieder etliche Frauen herum; warten die etwa alle auf den Bus?

In Deutschland kommen wir diesmal gut voran, und sind relativ bald auf der Autobahn. Basti hat inzwischen seinen Arbeitskollegen, der im Outback hinter Landshut wohnt, kontaktiert, so dass wir auch noch einen Abstecher zu ihm machen. Auch Michael und ich haben ihn kennen gelernt, als wir am Garchinger Forschungsreaktor (an dem wir nachher auch noch vorbei fahren werden) ein Praktikum gemacht haben. Wenn man jetzt noch bedenkt, dass wir aus Tschechien, nicht weit von Temelín, kommen, und in der Nähe von Ohu die Autobahn verlassen, ist das heute eine echte Reaktor-Tour. Nachdem wir bei Heinz ein paar nette Stunden verbracht haben, fahren wir weiter; Betty und Basti steigen in Dachau aus, kurz darauf sind auch Michael und ich zu Hause.

http://www.ckrumlov.cz/de/region/obce/i_cernav.htm