Marmolada und Nachbargipfel

Anreise: Abfahrt Am Sonntag, dem 01.08.2004 fuhren wir, unser Freund Richard, mein Mann und ich mit dem PKW von München über Garmisch, Mittenwald und Zirler Berg nach Innsbruck. Das ist immer unsere Stecke in den Süden, um bei den Österreichern das "Pickerl" zu sparen. Kurz vor Innsbruck ist es immer ein wenig schwierig, weil unsere lieben Nachbarn natürlich nur den Weg auf die Autobahn ausschildern! Am besten fährt man in den Ort Zirl und dann auf die Bundesstraße 171 Richtung Innsbruck. Hier geht's zunächst am Flughafen vorbei, dann quer durch die Stadt und irgendwann sieht man auch einen Wegweiser zum Brenner. Langkofel Auch hier wieder aufpassen, daß man nicht auf die Autobahn kommt. Die österreichische Brennerautobahn ist sehr teuer! Gute Orientierungsmöglichkeit hat man mit der Berg-Isel-Schanze, das ist die Generalrichtung. Ist man dann auf der alten Brennerstraße, geht es ganz bequem bis zur Brennerpasshöhe, der früheren Grenzstation. Auf der italienischen Seite kann man kurz hinter Brennerbad auf die Autostrada fahren, denn hier zahlt man humane Preise. Achtung: auf der Rückfahrt muß man unbedingt in Sterzing von der Autostrada runterfahren, denn später gibt es keine Abfahrt mehr und man muß wieder die teure österreichische Maut bezahlen!

Wir fuhren dann die Ausfahrt Klausen raus, durchs Grödnertal zum Sellajoch und hinab nach Canazei. Col Ombert - Blick auf Rosengarten Noch ein paar Kilometer Richtung Fedaia-See nach Alba waren schnell geschafft. Cima di Ombretta Dort parkten wir an der Seilbahnstation und wanderten von da aus in etwa 2 Stunden zum Contrinhaus, 2016 m. Der Aufstieg ist am Anfang sehr steil, dann geht man durch ein schönes Hochtal am Contrinbach entlang und zuletzt steigt der Weg nochmals an. Im Contrinhaus waren wir bestens untergebracht mit Halbpension, einem Zimmer mit Stockbetten für uns allein und schönen warmen Duschen (Übernachtung mit Halbpension 40.- €). Man kann natürlich auch Matratzenlager haben, dann ist es etwas billiger. Das Personal und der Hüttenwirt sind sehr freundlich, letzterer hat sogar für uns immer den örtlichen Wetterbericht angerufen, um uns genaue Auskünfte über drohende Gewitter geben zu können.

Auf der Cima di Ombretta mit Blick nach Süden Am Montag, dem 02.08.2004 starteten wir dann gleich zu unserer Eingehtour auf den Col Ombert, 2670 m. Von der Hütte aus geht's zunächst auf einem schönen Weg über Blumenwiesen und dann steil bergauf bis unter die Gipfelfelsen und unschwierig weiter zum Gipfelkreuz. Schöne Aussicht auf Rosengarten, Latemar, Langkofel, Sella und Marmolada! Nach ausgiebiger Rast und Fotopause stiegen wir den gleichen Weg wieder ab, querten jedoch auf halber Höhe zum Passo Pasche zwischen Cime Cadine und Col Ombert (Steinmännchen!) zur Umrundung. Hier fallen überall die alten Kriegsstellungen und Stollen ins Auge. Vor einem dieser Eingänge saß ein herrlicher Steinbock, der sich von uns gar nicht stören ließ. Wir setzten dann unseren Rundweg über den Sentiero de la guerra, einem teilweise sehr schmalen und ausgesetzen Weglein bis zum Passo San. Nicolo fort. Dort steht auch das Rif. P.so S. Nicolo mit viel Betrieb, ganz im Gegenteil zu unserer einsamen Bergtour. Biwakschachtel Von hier aus gibt es auch einen Klettersteig auf den Col Ombert, der aber ziemlich ausgesetzt ist. Auf gemütlichem Wiesenweg stiegen wir dann über die Malga Contrin, eine Alm mit guten Milch- und Quarkprodukten, zum Rif. Contrin ab.

Am nächsten Tag, Dienstag, dem 03.08.2004 nahmen wir gleich den Hausberg, den C.me d`Ombretta orientale, 3011 m, in Angriff. Wir wollten die Süd-Nord-Überschreitung machen und wanderten deshalb zunächst von der Hütte aus Richtung P.so d. Cirelle. Der Weg gabelt sich und wir gingen weiter Richtung P.so Ombrettola. Nach kurzer Zeit beginnt eine Via Ferrata, zwar ausgesetzt, aber gut versichert und nur 55 m hoch. Oben angekommen quert man den großen Geröllkessel unter dem Sasso Vernale mit Gletscherresten. Edelweiß Der Weg ist gut angelegt über die Moränen und steigt zuletzt ziemlich steil zum Grat zwischen Cima d. Ombretta und Ombretta orientale, unserem Ziel, an. Von dort noch ein kurzer Anstieg zum Gipfel, 3011 m. Beeindruckende Ausblicke auf die ganze Marmolada-Südwand! Aber auch nach Süden auf die Pala und nach Osten auf Civetta und Monte Pelmo eröffnen sich herrliche Aussichten! Der Abstieg geht zunächst ziemlich exponiert am Grat zur Cima d. Ombretta und dann sehr steil bergab über Schotter und Geröll vorbei an der Biwakschachtel Biv. Marco dal Bianco zum Ombrettapass. Auf dem Gipfel war es bei uns sehr windig, überall um uns herum zogen sich die Gewitterwolken zusammen, so daß wir doch dann schnell nach unten wollten. Aber leider nicht schnell genug. Das Gewitter hat uns dann doch erwischt und wir waren froh um die Biwakschachtel, in der wir das Schlimmste abwarten konnten.

Am Mittwoch wollten die beiden Männer auf die Marmolada steigen. Ich hatte sowieso diese Tour abgelehnt, allein schon 900 m bis zur Scharte und dann noch 400 m Klettersteig auf die Punta Penia, und das Alles wieder zurück! Nein danke, das war mir zuviel! Ich wollte einen Ruhetag einlegen mit Sonnen, Schlafen, Pilzesuchen und Blumenfotografieren. Fedaiasee Überraschenderweise kam mein Mann jedoch schon am frühen Nachmittag zurück. Er war nur bis zur Scharte mitgegangen und dann umgekehrt, unser Freund allerdings hatte allein die Via ferrata zum Marmoladagipfel bewältigt. Nach seinen Aussagen:"Sehr lang. Spektakuläre Tiefblicke. Sehr gut versichert. Aber extrem blitzschlaggefährdet, weil auch das Gestein am Westgrat eisenhaltig ist, zusätzlich zu den ganzen Sicherungen."

Abends wußten wir nicht, wie wir uns weiter entscheiden sollten, denn laut Hüttenwirt war der Wetterbericht nicht gut. Starke Gewitterneigung! Wir beschlossen dann, unseren Standort an den Fedaia-See zu verlegen.

Also stiegen wir am Donnerstag wieder nach Alba ab und fuhren mit dem Auto zum Fedaia-See. Dort mieteten wir uns im Rif. Aufstieg über den Gletscher zur Marmolada Dolomia direkt neben der Seilbahn ein. (Dreibettzimmer mit eigener Naßzelle und Halbpension 45.- €) Wenn man von hier mit der Seilbahn fährt, sind es von der Bergstation nur noch 700 m zum Marmoladagipfel! Außerdem hat man von dieser Seite zwei Möglichkeiten, um auf die Punta Penia zu kommen.

  1. Auf dem Normalweg, d.h. als Gletschertour mit einer Felsrippe zum Überklettern
  2. Aufstieg über ein kleineres Gletscherfeld zur Scharte und dann wieder über die Via ferrata

Wir entschlossen uns, auch ich, am nächsten Tag über den Normalweg, also die Gletschertour, zum Gipfel zu gehen.

Am Freitag, dem 06.08.2004, nahmen wir eine der ersten Bahnen (Betrieb von 8Uhr bis 17Uhr15, Berg- und Talfahrt 7.-€) Es waren viele Bergsteiger unterwegs. Auch aus unserem Quartier eine große, geführte Gruppe, mit Seilschaften bestehend aus 3 x 5 und 1 x 6 Leuten, die als Abschluß einer einwöchigen Dolomitentour noch die Marmoladabesteigung machten. Gipfelkreuz auf der Marmolada Großes Getümmel an der Anseilstelle! Teilweise sah man abenteuerliche Sicherungen! Der Aufstieg selbst verläuft in drei Stufen, immer steile Passagen und dann wieder flachere Abschnitte. Die Spur verläuft an großen Spalten entlang. Die Felsstufe hält etwas auf, weil man sich aus dem Seil ausbinden und hinterher wieder anseilen muß. Außerdem ist es ratsam, den Steinschlaghelm zu benützen wegen der Steinschlaggefahr bedingt durch die vielen Bergsteiger. Nach der Felsstufe geht es recht steil auf einem Firngrat zum Gipfel der Königin der Dolomiten, 3342 m. Hier war nichts mehr zu spüren von der Ruhe und Einsamkeit unserer zwei vorherigen Gipfel. Hier tummeln sich die Bergsteiger, solche, die auf unserem Weg heraufkamen und die anderen, die über die Via ferrata die Punta Penia erklommen haben. Es gibt auch eine kleine Schutzhütte. Und natürlich wieder mal eine grandiose Aussicht! Leider war bei uns der Blick in Richtung Süden (und Contrinhaus) nicht möglich, dort war nur ein dichtes Wolkenmeer. Wir überlegten kurz, ob wir über den Klettersteig zur Seilbahnstation absteigen sollten, entschieden uns jedoch im Hinblick auf die knapp werdende Zeit für den Abstieg über unsere Aufstiegsroute. Also ging's wieder den gleichen Weg zurück. An der Felsrippe waren wir zusammen mit einem spanischen Paar, die uns an ihrem Seil abklettern ließen. Für den weiteren Abstieg legten wir dann doch die Steigeisen an, die wir bis hierher nicht gebraucht hatten. Die Gipfelstürmer Aber der Schnee war jetzt so sulzig und die Spur durch die vielen Begeher so schlecht, daß wir froh um den zusätzlichen Halt waren. Auch das Wetter wurde nun zusehends schlechter, es fing auch noch heftig zu regnen an und plötzlich sahen wir einen Blitz und hörten praktisch im selben Moment einen gewaltigen Donnerschlag. Das Gewitter war direkt über uns und es muß irgendwo oben auf der Marmolada eingeschlagen haben. Wie waren wir froh, daß wir doch schon so weit unten waren! Am anstrengensten waren für mich persönlich die letzten paar hundert Meter vor der Seilbahn. Hier gab's nämlich nicht mehr eine Spur, sondern es waren viele Spuren nebeneinander. Bedingt durch meine Müdigkeit stolperte ich nur noch wie betrunken von einem Loch ins andere. Entsprechend froh war ich, als wir dann an der Seilbahnstation angelangt waren.

Stolz und glücklich traten wir dann am Samstag, den 07.08.2004 die Rückreise nach München an.