von Michael Wack
Um 7.00 Uhr trafen wir (Basti, Christoph und ich) uns bei mir um mit dem Auto in's Karwendel zu fahren. Nach einem kurzen Equipment-Check gings dann auch los; zuerst bis nach Holzkirchen auf der Salzburger Autobahn und dann über Landstrassen, am Walchensee vorbei, direkt nach Mittenwald. Da die Tage zu dieser Jahreszeit schon relativ kurz sind, entschlossen wir uns die ersten 1300 Höhenmeter mit der Karwendel Bahn zurückzulegen. Dadurch konnten wir uns auf unserem restlichen Weg genug Zeit lassen um den phantastischen Ausblick um uns herum zu genießen und auch photographisch festzuhalten. Um kurz nach halb zehn kamen wir an der Bergstation auf 2244m an, packten erstmal unsere Jacken aus, da es hier merklich kühler als im Tal war und sich die Sonne auch noch hinter ein paar Schleierwolken versteckte. Dies änderte sich gottseidank, wie vorhergesagt bald und wir konnten uns über einen herrlich warmen Herbsttag mit viel Sonne und toller Fernsicht freuen. Als ersten und höchsten Gipfel des Tages erklommen wir die 2385m hohe Westliche Karwendelspitze. Der Gipfel ist unschwierig in ca. einer halben Stunde von der Bergstation aus zu erreichen, lohnt sich aber auf jeden Fall wegen der schönen Aussicht nach Mittenwald und auf das Zugspitzmassiv! Nachdem wir uns an der Aussicht satt gesehen hatten und sich die ersten Sonnenstrahlen zeigten, brachen wir Richtung Süden zum Mittenwalder Höhenweg auf. Nachdem wir die Karwendelgrube halb umrundet hatten, erreichten wir den Anfang des Klettersteigs, wo wir vorsichtshalber unsere Brustgurte anlegten, um uns im weiteren Wegverlauf selbst an den dort angebrachten Seilen und Leitern sichern zu können. Hier schloss sich uns ein Grundschullehrer an, der bisher eher in flacheren Gefilden unterwegs war und nicht ganz alleine seinen ersten Klettersteig bezwingen wollte. Ab jetzt gings immer am Grat entlang nach Süden. Zuerst überwanden wir die Nördliche (2372m), Mittlere (2239m) und Südliche (2306m) Linden Spitze. Dann ging es ein Stück hinunter zum Gamsangerl auf 2188m. Hier waren wir uns kurz unsicher über den weiteren Wegverlauf, der laut Führer immer am Grat verlaufen sollte. Leider nahm dieser vor uns einen sehr steilen und unwegsamen Verlauf. Nach kurzer Suche folgten wir dem Weg auf der Ostseite des Grates, der uns nach einem kleinen Umweg direkt auf die Sulzliklamm Spitze (2323m) und somit wieder auf den Grat brachte. Nun führten uns noch einige wenige Drahtseile hinüber zur Kirchlspitze (2302m). Hier endete der versicherte Teil des Mittenwalder Höhenwegs und es ging unschwierig und idyllisch über Bergwiesen und zwischen Latschen, unterhalb der Tiroler Hütte vorbei, Richtung Tal. Um ca. 16.00 Uhr erreichten wir die Brunnsteiner Hütte (1560m) und machten hier nocheinmal eine kleine Pause. Da der Leitersteig laut Führer interessanter als der direkte Abstieg nach Mittenwald sein sollte und nach der Karte keine Gegenanstiege zu erwarten waren, wollten wir diesen gehen. Leider war die Beschilderung dann derart genial gemacht, dass wir den einzig interessanten Teil, eine sehr lange, steile Leiter, geschickt umgingen und stattdessen wieder ein gutes Stück aufsteigen mussten, um den Weg zu erreichen. Da wir irgendwann keine Lust mehr hatten immer auf der gleichen Höhe den Berghang zu queren, sondern lieber vor der Dunkelheit ins Tal kommen wollten, folgten wir einem Wegweiser nach links Richtung Mittenwald und erreichten dieses auch kurze Zeit später. Ein kurzes Stück mussten wir am Talgrund zurück zur Seilbahnstation laufen, um wieder zu unserem Auto zu kommen. Dort angekommen wurde es langsam dunkel und wir fuhren den gleichen Weg, wie auf der Hinfahrt zurück.
Fazit: Eine Tour mit herrlichem Ausblick und mit der Seilbahn ohne Probleme auch an einem kürzeren Tag zu schaffen. Die Schwierigkeit des Klettersteigs ist im Vergleich zu den meisten anderen als gering einzustufen. Für meinen Geschmack sind dort sogar zu viele Sicherungen angebracht (z.B. gibt es selbst an relativ flachen Stellen bereits Leitern, die eher behindern als zu helfen; außerdem sind die Sicherungsseile derart gut verankert, dass, wenn man sich sichern möchte, alle zwei bis drei Meter der Sicherungskarabiner umgehängt werden muss und man nur noch sehr langsam vorwärts kommt.) Außer den üblichen Gefahren beim Bergsteigen, gab es hier keine nennenswerten technischen Schwierigkeiten. Im Sommer ist der Weg angeblich sehr überlaufen; uns begegneten hingegen nur wenige Leute.