Ursprünglich war nur eine Arbeitswoche an der "Mama Mia"
in der Veruda / Pula, Kroatien geplant. Da wir aber anschließend
auch noch Zeit hatten und die diffuse Idee mit einem Billigflieger
irgendwohin zu fliegen wegen dem suboptimalen
Preis/Leistungsverhältnis über Ostern aufgegeben hatten,
beschlossen wir die Rückfahrt nach München etwas nach Norden
und Osten auszudehnen und uns ein paar Städte näher
anzuschauen.
Nach ca. 7 Stunden entspannter Fahrt auf fast komplett leeren
Autobahnen erreichen wir am 1. April um 16 Uhr die Marina Veruda in Pula.
Der Himmel ist bedeckt, aber es regnet nicht. Als erstes fallen uns die
neuen absperrbaren Türen an allen Stegen auf.
Glücklicherweise braucht man bisher noch keinen Schlüssel um
sie zu öffnen. Schnell ist das Schiff abgedeckt und unser
Gepäck verstaut. Basti sprizt noch mit dem Wasserschlauch den
Schmutz vom Deck und wir füllen den Wassertank auf.
Anschließend gehen wir in die Pizzeria innerhalb der Marina zum
Essen.
Der nächste Tag bringt viel Sonne und wir polieren und wachsen die
Aufbauten in kurzen Hosen und T-Shirts. Interessanter Weise quittieren
unsere beiden Handys mit wenigen Stunden Abstand den Dienst. Irgendwas
hat nicht mit der
Vertragsverlängerung oder Roamingfreischaltung geklappt, auf jeden
Fall können wir uns in kein Netz mehr einbuchen - naja egal, ich
finde es amüsant, wie Basti ständig in die Marina läuft um
zu telefonieren und dann frustriert zurück kommt, da er niemanden
erreicht hat oder mit dem Auto nach Pula fährt um sich
Telefonkarten auf Vorrat zu kaufen. In den nächsten Tagen basteln
wir an den verschiedensten Dingen herum, entfernen viele nutzlose Kabel
bei den Instrumenten an der Steuersäule,
setzen neue Dichtungen und Blöcke ein und ersetzen die alte
Plastik-Navi durch ein neues Konstrukt aus Sperrholz, mit dem wir recht
zufrieden sind. Dort bauen wir dann auch den neuen MP3-fähigen Radio ein und verkabeln vieles neu. Als mal wieder
die Funken durch einen Kurzschluss am Bohrfutter der
Bohrmaschine fliegen und elektrisch alles tot ist, bricht bei Basti langsam die
Panik aus, da sich seine Eltern für den nächsten Tag
angekündigt haben. Die geschmolzene 50A Sicherung ist aber bald
gefunden und ersetzt und die meisten Geräte sind wieder am Start.
Am Montag, dem 5.April ist im Gegensatz zu den letzten Tagen wieder
schönes Wetter und ich laufe um die Bucht herum zu der erhöht
gelegenen Casino- und Hotelanlage, da ich mir von dort eine gute Sicht über die
vielen Schiffe in den Marinas in der Bucht verspreche. Nach
1,5 Stunden bin ich wieder zurück am Schiff.
Am Dienstag Mittag kommen Bastis Eltern, da am nächsten Tag ein Termin in der Werft in Banjole (wenige Seemeilen südlich von der Veruda) zum Reinigen und Neustreichen des Unterwasserschiffs ansteht. Am Abend zieht ein Gewitter auf und wir können uns auf dem kurzen Weg in die Pizzeria nur noch ins Auto retten um nicht restlos nass zu werden. Da schmeckt die Pizza in dem angenehm geheizten Restaurant natürlich um so besser.
Am Mittwoch um halb neun legen wir ab und dieseln bei leichtem Regen
und ein bisschen Seegang nach Banjole. Dort müssen wir noch etwas
warten, bis der Motorsegler, der vor uns auf den Schlitten zum
Herausholen der Schiffe aus dem Wasser soll, auftaucht. Um ca. 10 Uhr
sind wir dann inkl. Schiff auf dem Trockenen und können dieses per
Leiter verlassen. Tagsüber gehe ich mit Bastis Mutter zum Einkaufen,
dabei begutachten wir die schreckliche Betonburg, die hier in Banjole
gebaut wird. Winzige Zimmer - wir wundern uns, wie dort überhaupt
noch Möbel reinpassen sollen. Während dessen arbeiten
Mitarbeiter der Werft eifrig am Unterwasserschiff der "Mama Mia"
und Basti poliert den Propeller, bis man ihn als Spiegel benutzen kann
- das Schiff sieht wieder wie neu aus. Am Abend gehen wir in Banjole essen und
bekommen ein riesiges und gutes Wiener Schnitzel und zum Abschluss noch
Palatschinken vorgesetzt. In der Nacht gelingen mir noch ein paar
faszinierende, lange belichtete Aufnahmen mit der Digitalkamera. Am
nächsten Morgen geht alles sehr schnell. Wir stehen auf, freuen
uns über den wolkenfreien Himmel und werden bereits vor 9 Uhr
wieder ins Wasser gebracht. Eine halbe Stunde später sind wir
zurück in der Veruda. Hier kleben Basti und ich noch die neuen
Dämmmatten in den Motorkasten. Die Wirkung ist ziemlich
überzeugend.
Am Donnerstag um ca. 13 Uhr verabschieden wir uns von
Bastis Eltern und brechen mit Bastis Golf nach Senj am Velebit auf. Das Wetter
ist immer noch gut, nur bei Rijeka türmen sich Quellwolken und auf
den Bergen hinter der Stadt liegt neuer Schnee. Bei Opatija, kurz vor
Rijeka, werden wir durch endlos viele Baustellen mit Ampeln ausgebremst. Nach
kurzer Zeit haben wir uns dem Fahrstil der Einheimischen angepasst und
nehmen die roten Ampeln auch nicht mehr so genau. In Rijeka ist
ziemlich viel Verkehr und so kommen wir auch hier nur zäh
vorwärts. Danach geht es an der Küste nach Süden, bis
wir Senj erreichen. Die Landschaft mit den zum Teil
komplett kahlen Gebirgshängen und die absolut klare Luft sind wirklich
faszinierend. Wir steigen zur Burg hinauf, geniessen die Sonne und
beschließen hier zu übernachten. Bei diesem herrlichen Wetter
kann man sich gar nicht vorstellen, dass hier oft Wind mit
Orkanstärke herrschen soll. Dieser kommt zustande, wenn sich eine
NO-Strömung am dalmatinischen Gebirge staut und durch eines der
wenigen Quertäler wie hier in Senj "abläuft". Daher
auch die kahlen Hänge und der Name "brüllendes
Maul". Ein privates Zimmer für
ca. 10€ pro Person ist schnell organisiert. Die Vermieter sprechen
zwar kaum ein Wort einer uns geläufigen Sprache, dafür
bestehen sie darauf, dass wir unser Auto in ihre Garage stellen. Den
Sonnenuntergang über der Insel Krk lassen wir uns
natürlich nicht entgehen, danach gehen wir in ein kleines Lokal
zum Essen. Auf unserer nächtlichen Tour durch den Ort fallen uns
extrem viele hübsche junge Mädchen auf, die in ganzen Pulks
herumstehen und ein paar Jungs mit etwas zu coolen Motorrollern.
Da es am nächsten Morgen leicht regnet und windig ist,
verlassen wir Senj schnell. Wir schrauben uns ca. 800m die Passstraße in
das Gebirge hinauf. Ab der Passhöhe finden wir eine geschlossene Schneedecke vor
und geben den Plan auf, die Plitvicer Seen zu besuchen. Stattdessen
setzen wir Kurs auf Zagreb und kommen dort um 11 Uhr an. Nach
einer kurzen Irrfahrt finden wir einen großen Parkplatz und da es
laut GPS nur noch 1,5 km ins Zentrum sind nehmen wir diese
Möglichkeit wahr. Auf unserem Weg ins Stadtzentrum sehen wir diverse Parkkrallen und Abschleppwagen
und sind froh einen "legalen" Parkplatz zu haben.
Zunächst kommen wir über einen großen Markt, auf dem geschäftiges Treiben herrscht und erklimmen dann einen kleinen Berg, auf den auch ein kurzer Schrägaufzug hinaufführt. Oben stehen schon viele Leute und blicken über die Stadt. Als wir um den dort oben befindlichen Turm herumlaufen, tut es plötzlich einen ohrenbetäubenden Knall, der uns doch kurze Zeit zu denken gibt. Inzwischen ist klar, es handelte sich um den traditionellen Kanonenschuss, der seit mehr als 100 Jahren jeden Tag um 12 Uhr als Signal zum Mittagessen vom mittelalterlichen Befestigungsturm Lotrscak abgefeuert wird. Peinlich, peinlich - vielleicht sollte man sich doch etwas informieren bevor man sich eine Stadt anschaut. Pflichtschuldigst holen wir uns anschließend auch einen Stadtplan an der Touristeninformation und folgen der vorgeschlagenen Route. Es gibt viele schöne Gebäude und Statuen in der Stadt, aber alles eher punktuell mit "normalen" Straßen verbunden. Irgendwie fand ich Zagreb nicht so richtig gemütlich, was zum Teil aber auch am nicht so tollen Wetter gelegen haben mag. Gegen Abend fahren wir weiter Richtung Graz, die erste Stunde verbringen wir im Stau in Zagreb, danach geht's relativ flüssig auf der Autobahn nach Graz.
Nach kurzem Fußmarsch erreichen wir die Altstadt unterhalb des
Schlossbergs. In der nähe des Rathauses finden wir eine
Touristeninformation, die zwar geschlossen hat, aber einige
Brochüren zum Mitnehmen bietet. Wir decken uns mit Stadtplan,
Infos über Sehenswürdigkeiten und einem Verzeichnis von
Privatquatieren ein. Nach ein paar Telefonaten ist ein geeignetes
lokalisiert. Ein wilder Cruise durch diverse Einbahnstraßen
bringt uns zu unserem Vermieter. Der bietet uns gleich einen
Begrüßungsschnaps an, den wir natürlich nicht ablehnen. Die
Gläser sind erstaunlich groß und bis zum Rand gefüllt.
Unser Gastgeber trinkt nur einen halben und erklärt uns dann, dass
wir jetzt ein paar Kilometer zu unserem Zimmer fahren .... Basti meint,
das macht er dann lieber schnell, bevor der Schnaps anfängt zu
wirken und so sind wir wenige Minuten später in unserer
Unterkunft. Ein großes Zimmer mit Satellitenfernsehen,
Waschmaschine, Bad, Kühlschrank, Kaffeemaschine inkl. Kaffee und Herd, also
fast schon eine Ferienwohnung und das für ein bisschen über
20€ pro Person - das ist ok. Nachdem wir uns erholt, geduscht und
unseren Nachrichtendurst befriedigt haben, fahren wir wieder zurück
in die Stadt. Dort sind wir als erstes vom Kunsthaus, ein sehr organisch
geformtes, schwer zu beschreibendes Gebäude mit diversen
Ausstellungen, fasziniert. Anschließend zieht uns die Insel in
der Mur in ihren Bann, ein künstliches stählernes Konstrukt, das im Fluss schwimmt und
durch zwei bewegliche Stege mit dem Ufer verbunden ist und eine nette
Bar beherbergt. Dort ziehen wir uns jeweils einen Cappuccino und
genießen das Ambiente. Als wir genug haben ziehen wir weiter
durch die Stadt, am Rathaus vorbei und entdecken dann den "Dom im
Berg", ein Stollen mit diversen Nebenrämen innerhalb des
Schlossbergs. Es gibt auch eine kleine Eisenbahn im Berg sowie einen
Aufzug der direkt zu einer Bar oben beim Schloss führt. Alles ist
blau beleuchtet und wirkt irgendwie genial. Als wir alles gesehen
haben, erklimmen wir den Schlossberg mit über 250 Stufen. Oben
treffen wir auf den Uhrturm und haben einen schönen Blick
über das nächtliche Graz. Langsam bekommen wir richtig Hunger
und kehren in einem gemütlichen Irish Pub ein. Basti trinkt
stilecht ein Guiness und wir essen gebratene Kartoffel, die
ausgezeichnet schmecken. Gegen halb eins morgens sind wir wieder
zurück in unserem Quartier und schlafen dort ausgezeichnet -
abgesehen von ein paar kleinen Problemen mit dem Lattenrost in meinem
Bett, aber den haben wir schon am Nachmittag soweit gepatcht, so dass
mich die zwei oder drei fehlenden Latten kaum stören.
Am nächsten Morgen geben wir die Schlüssel bei unserem Vermieter ab und fahren wieder ins Zentrum von Graz. Dort schauen wir uns alles nochmal ausführlich bei Tageslicht an und sind uns bald einig, dass wir hier bald mal wieder herkommen werden. Ein absolutes Highlight sind auch die Ausstellungen im Kunsthaus. Dort gibt es faszinierende Fotografien von Sol LeWitt zu sehen. Meistens handelt es sich um eine Zusammenstellung von vielen Fotos zu einem Thema z.B. lauter Wolken oder Fensterrahmen. Besonders faszinierend finde ich "Cube": 512 Fotografien eines Würfels, jedesmal anders durch 9 Lampen beleuchtet (2^9=512). Die zweite Ausstellung von Vera Lutter besteht aus vielen sehr großen s/w Bildern mit invertierten Farben. Wir wundern uns über die hohe Auflösung und die anscheinend sehr langen Belichtungszeiten und rätseln schon was man dafür wohl für super teures Equipment braucht. Aber weit gefehlt, all diese Aufnahmen sind mit einer überdimensionalen Lochkamera gemacht - einfach faszinierend. Im obersten Stock des Kunsthauses befindet sich eine große in weichen Kurven gebaute Mauer aus 140 Tonnen Ytong, die auch sehr interessante Perspektiven bietet. Wir verlassen begeistert die Ausstellung und machen uns langsam auf den Weg Richtung Wien, dem Höhepunkt unserer Reise.
Am Abend auf der Autobahn kurz vor Wien rufe ich bei diversen
Jugendherbergen an um uns eine Unterkunft zu besorgen - aber
Fehlanzeige - alles voll. So entschließen wir uns unser Zelt, das
sich Basti von seiner Freundin ausgeliehen hat, in Betrieb zu nehmen
und steuern den nächstgelegenen Campingplatz an. "Camping
Süd" hat zu dieser Jahreszeit leider noch geschlossen, wir
finden aber eine komplexe Beschreibung am Tor, die uns zum
geöffneten "Camping West" bringen soll und wirklich
kommen wir dort einige Zeit später an. Dort sind sicherlich
über hundert Wohnmobile, aber auch ein paar wenige andere
Verrückte, die hier zelten. Wir sind also in guter Gesellschaft.
Wir bauen das Zelt auf, das sich als erstaunlich groß und
brauchbar erweist. Als das geschafft ist, laufen wir zur U-Bahn Station
Hütteldorf und fahren mit der U4 zum Karlsplatz. Dort beginnen wir
unsere nächtliche Erkundungstour durch Wien. Wir sehen die
berühmte Oper, den Stephansdom, das Rathaus und kehren
schließlich im "Gigerl" ein. Dort gönnen wir uns ein Bier,
eine Leberknödelsuppe und überbackene Champignons.
Gegen 23 Uhr sind wir zurück an
unserem Zelt und schlafen sofort ein. Gegen Morgen wird es etwas
frisch, da es draußen nur wenige Grade über Null hat und wir
nur das Fliegengitter des Innenzelts geschlossen haben.
Heute am Ostersonntag dem 11.5.2004 genehmigen wir uns erstmal ein
"Wiener Frühstück" inkl. Cappuccino, das auf dem
Campingplatz angeboten wird und studieren den Stadtführer um den
Tagesablauf zu planen. Obwohl das Schloss Schönbrunn nur ein paar
U-Bahn Stationen weiterliegt, verschieben wir dessen Besuch auf einen
Tag mit besserem Wetter und fahren bis in die Innenstadt. Dort laufen
wir zuerst durch den Naschmarkt, der sonntags natürlich geschlossen
ist, dann an der Secession mit einer prachtvollen Kuppel aus Gold
und der Oper vorbei um in die Innenstadt zu gelangen. Um 12 Uhr
folgen wir das erste Mal der Empfehlung im Reiseführer, so oft wie
möglich im Kaffeehaus einzukehren um die Wiener Tradition aufrecht
zu erhalten und finden uns im Cafe Europa wieder. Da es immer wieder
leicht regnet, nehmen wir um 13 Uhr an einer Führung durch die
Oper Teil und erfahren viele interessante Details. Ein Großteil
der Oper wurde im Zweiten Weltkrieg zerstört und ist deshab nicht
mehr im Original erhalten. Jeden Tag wird eine andere Oper gespielt,
das bedingt einen so großen logistischen Aufwand zur Anlieferung
bzw. Abholung von Kostümen (die nicht in der Oper, sondern in
sieben Lagerhäusern, die über die gesamte Stadt verteilt sind,
gelagert werden) sowie zum Umbau und Testen der Kulissen und
Beleuchtung auf der Bühne, dass 24h am Tag durchgearbeitet werden
muss. Die Wiener Oper hat die mit Abstand höchste Auslastung von
96% in Europa. Die Bühne ist riesig, größer als der
Zuschauerraum und ist in diverse Neben- und Hinterbühnen
unterteilt. Zum Wiener Opernball wird auf der Bühne der Logenbogen
nachgebaut, die Sitzreihen ausgebaut und das Tanzparkett eingezogen.
Normale Karten für den Ball kosten 240€, eine Loge 16.000€.
Bei Opern bekommt man Stehplätze mit bester Sicht und Akustik
für 3,50€. Man muss sich allerdings lange anstellen. Nach der
Oper zieht es uns ins naturhistorische Museum, das gegenüber des
kunsthistorischen Museums liegt. Im Inneren fasziniert uns zuerst die
sehr umfangreiche mineralogische Sammlung mit über 3000 Mineralien
sowie einem Stückchen Mond. Anschließend sehen wir
Dinosaurierskelette und viele noch heute lebenden Tiere (Vögel,
Fische, Säugetiere) und absolut geniale Fotografien, die im Rahmen
eines BBC Wettbewerbs entstanden sind. Nun brauchen wir wieder frische
Luft und laufen zum Prater - eigentlich recht enttäuschend, wie ein
normales Volksfest mit überdimensionierten Riesenrad. Ein
Fahrgeschäft zieht uns dann doch aufgrund der Eckdaten in seinen
Bann - 4,2g und 110 km/h. Wir überlegen uns, ob wir das testen
sollen - aber 8€ für 3 Minuten zweifelhaften Spass sind
dann doch zu viel. Um 18 Uhr tanken wir wieder Energie in einem
Kaffeehaus. Nach einer weiteren Runde durch die Altstadt finden wir uns
in einem australischen Pub wieder. Hier wird nur Englisch gesprochen.
Wir bestellen uns stilecht Bier und eine Platte für zwei Personen mit Känguru-,
Krokodil- und Straußenfleisch mit Pommes Frites und gebratenen
Heuschrecken. Gegen Mitternacht sind wir wieder zurück in unserem
Zelt.
Der Ostermontag ist unser letzter Tag in Wien und begrüßt uns
bereits in der Früh mit wunderschönen Wetter. Ein Mädel vom Nebenzelt
schenkt uns drei Ostereier. So gestärkt brechen wir Richtung
Schloss Schönbrunn auf. Bei diesem Wetter macht es wirklich
Spass im Schlossgarten herumzulaufen und zur Gloriette
hinaufzusteigen. Von dort haben wir einen schönen Blick über
Wien. Da wir gerade in Schlossstimmung sind, fahren wir zum Naschmarkt
und laufen von dort zum Belvedere. Dieses ist zwar etwas kleiner als
Schönbrunn aber dafür auch irgendwie übersichtlicher und
gemütlicher. Dort sitzen wir lange auf einer Bank in der Sonne. Um
15 Uhr bereiten wir uns im Cafe auf den Besuch des Hundertwasserhauses vor.
Dieses erreichen wir auch wenig
später. Die bunte Fassade mit den vielen verschiedenen verbauten
Materialien und Formen ist wirklich nett anzuschauen. Leider ist das
Haus so gut wie nicht zu fotografieren, da die umgebenden Straßen
zu schmal sind. Die Postkarten sind vom Dach eines angrenzenden Hauses
aufgenommen - nur dort kommt man natürlich nicht so einfach hin.
Am Donaukanal geht es zurück in die Innenstadt, wo wir uns endlich
ein Stück original Sachertorte gönnen. Zu Abend essen wir ein
Menü im Diglas. Nach langer Suche finden wir das Flex, eine Art
Diskothek im ehemaligem U-Bahnschacht, aber es ist fast niemand da, der
Eintritt ist teuer und die Toiletten versifft - so gehen wir gleich
wieder und drehen eine letzte Runde durch die Innenstadt - vorbei an
Stephansdom und Oper um um Mitternacht wieder zurück auf dem
Campingplatz zu sein.
Dienstag Morgen bestellen wir unser klassisches Wiener
Frühstück auf dem Campingplatz, bezahlen für unseren
Aufenthalt und fahren Richtung Norden zur tschechischen Grenze ins
ehemalige Mähren. An der Grenze stoßen wir auf Excalibur City,
eine ganze Ansammlung von Duty Free Shops, die allerdings bereits ihren
Namen geändert haben, da die Tschechei in wenigen Wochen zur EU
gehören wird und es dort somit keine zollfreie Zone mehr geben
wird. Auf der anderen Seite der Grenze wird die Landschaft immer weiter
und flacher. Wir sehen riesige Felder und cruisen zu den Klängen
von Enigma dahin. 120km vor Prag halten wir an einer Raststätte an
und wollen einen Kaffee trinken, doch die Bedienung will Pause machen
und wirft uns mehr oder weniger raus - Pech gehabt - Wir kaufen uns
nebenan in der Tankstelle erstaunlich billige Sandwiches und weiter
geht's nach Prag. Basti versucht eine Unterkunft zu organisieren,
landet aber nur bei einer Kommerzbank in Prag. So stellen wir das Auto auf einen
P+R Parkplatz und fahren mit der U-Bahn zum Muzeum am Wenzelplatz,
einem ehemaligen Pferdemarkt. Von dort laufen wir etwas herum und
finden eine Zimmerauskunft, die uns ein günstiges Hotel vermittelt.
Ca. 20€ pro Person inkl. Frühstück.
Eine halbe Stunde später sind wir mit der U-Bahn wieder beim Auto
und versuchen aus dem Parkautomaten schlau zu werden, leider sind alle
Anzeigen ausschließlich auf tschechisch. Der Mann im
Schrankenhäuschen erkennt anscheinend unsere Probleme, winkt uns,
kassiert 10 Kronen und öffnet uns die Schranke manuell. Uns
gelingt trotz diverser Einbahnstraßen eine ziemlich direkte
Ansteuerung des Hotels. Wir checken ein und fragen nach dem Hotelparkplatz,
der uns wegen der unsicheren Verhältnissen auf den Straßen
empfohlen wurde. Leider befindet sich dieser "10 min zu
Fuß" entfernt. Mit dem Auto cruisen wir mindestens doppelt
so lange durch unzählige Einbahnstraßen, die uns immer in
die verkehrte Richtung führen. Endlich steht das Auto sicher und
wir sind wieder zurück in unserem Hotel. Nur drei Sterne, aber
dafür wirklich nett und gepflegt. Nach einer kurzen Pause brechen
wir nochmals in die Stadt auf und machen schöne Fotos vom Rathaus,
der Karlsbrücke, dem Blick auf die Burg und vielem anderen. Optisch
ist die Stadt wirklich beeindruckend. Aber wie sich auch am
nächsten Tag noch zeigen wird, gefällt uns die
Mentalität einfach nicht - es fehlt uns irgendwie das Stilvolle
von Wien. Die Gastronomie ist zwar deutlich günstiger als z.B. in
Wien, dafür sind die Eintrittspreise wesentlich höher und man
soll für jede Kleinigkeit bezahlen. Darüber hinaus werden wir
öfters von seriös gekleideten Herren angesprochen, die uns
eine Strip-Show nach der anderen aufdrängen wollen. Auch
eindeutigere Angebote von Prostituierten bleiben natürlich nicht
aus. Wir lehnen ab und sind bald ziemlich genervt. Laut
Reiseführer sollte man auch auf seine Sachen gut aufpassen, da es
viele Taschendiebe gibt - für uns keine Stadt zum
Wohlfühlen.
Am nächsten Morgen frühstücken wir gemütlich im
Hotel, geben den Zimmerschlüssel zurück, deponieren unser
Gepäck in einem dafür vorgesehenen Raum und machen uns auf
um Prag bei Tag kennen zu lernen. Vorbei am Muzeum gelangen wir wieder
zum Rathaus und weiter über eine Moldaubrücke zum Ostende der
Prager Burg. Von dort oben hat man einen genialen Blick über die
Richtung Süden hintereinanderliegenden Moldaubrücken. Langsam
schlendern wir durch die größte Burganlage Europas und
arbeiten uns zur Kathedrale hinauf. Innerhalb der Kirche bin ich von
dem direkten Sonnenlicht begeistert, das direkt durch die klaren
Scheiben dringt. Ein so helles Licht habe ich in einer Kirche noch nie
erlebt, wirklich angenehm - auch zum Fotografieren. Das
goldene Gässchen und andere Gimmicks, die alle extra Eintritt
kosten, sparen wir uns und schieben uns mit den Unmengen anderer
Touristen hinunter Richtung Karlsbrücke. Dort verprassen wir unsere
letzten Kronen in einem Straßencafe. Anschließend gehen
wir über die Brücke zum jüdischen Viertel und
besichtigen dort einige Gebäude. Beeindruckend sind die vielen
Namen von toten Juden, die an die Wände geschrieben sind, sowie
der alte Friedhof mit 12000 Gräbern, so dass die Grabsteine fast
keinen Platz mehr finden. Am Nachmittag genießen wir noch etwas
das schöne Wetter in der Innenstadt, essen ein Eis und schauen uns
das stündliche Schauspiel an der astronomischen Uhr am Rathaus an.
Dann laufen wir zum Auto, holen unser Gepäck im Hotel ab und
fahren auf die Autobahn Richtung Plzen - immer der untergehenden Sonne
entgegen. Mindestens 10 km vor dem Grenzübergang Waidhaus
beginnt die fast endlose Schlange von LKWs, die auf die Abfertigung
warten. Ich frage mich, wie das jemals in absehbarer Zeit klappen soll.
Mit dem PKW können wir glücklicherweise, abgesehen von ein
paar Brummi-Fahrern, die recht unmotiviert auf der Autobahn herumlaufen,
relativ problemlos bis kurz vor die Grenze durchfahren. Eine halbe
Stunde müssen auch wir dann warten. Der deutsche Polizist fragt
uns nach Waffen und diversem anderen, was man nicht dabei haben sollte,
lässt uns aber letztendlich ohne Kontrolle passieren. Über
Regensburg erreichen wir innerhalb von 2 Stunden München.
Insgesamt waren wir rund 2200 km unterwegs, haben sehr viel gesehen und sind uns sicher, dass Graz und Wien einen weiteren Besuch wert sind.