von Basti Mühlbauer
Da in den Semesterferien noch 2 Wochen Zeit waren, wollen wir
diesmal im April segeln gehen. Die ersten 2 Wochen der Osterferien
verbringe ich mit meinen Eltern auf der Mama-mia. Wir erledigen
diverse Kleinarbeiten am Schiff, lassen das Unterwasserschiff in
der Werft neu streichen und den Rumpf aufpolieren. Eigentlich
wollte ich dann die Tage alleine am Boot warten, bis Michael,
Christoph und Chrisi nach Kroatien kommen, aber wir werden einen
Tag früher in der Werft fertig, und so entschließe ich
mich, doch noch mit heimzufahren.
Und so treffen wir uns
alle bei mir daheim am Sonntag nachmittag. Christoph hat Michael in
Zorneding mit seinem Clio abgeholt, und sie sind zusammen nach
Dachau gefahren. Chrisi, gerade aus Thailand gekommen, landet auch
pünktlich in München und so können wir gegen 16 Uhr
losfahren. Es ist zwar ein bisschen eng im Clio, aber das macht uns
nichts aus, wir fahren ja in den Urlaub. Da wir uns das Pickerl und
die Maut für den Tauerntunnel sparen wollen fahren wir
über Innsbruck und dann über den Felbertauernpaß
und den Plöckenpaß Richtung Trieste. Mittlerweile ist es
dunkel geworden, aber da es Sonntag Abend ist, haben wir fast
keinen Verkehr. In Slowenien tanken wir das Auto voll, und fahren
die letzten 120 km auf der Landstrasse nach Pula fast alleine.
Gegen Mitternacht kommen wir am Schiff an, es ist relativ
kühl, aber trocken. Da ich mit meinen Eltern nur 3 Tage vorher
noch an Bord war, ist es nicht zugedeckt. Schnell räumen wir
unser Gepäck in die Schapps, und fallen danach in die
Kojen.
Als wir an unserem ersten Urlaubstag aufwachen stellen wir leider fest, dass es leicht nieselt und
relativ kalt ist. Also schalte ich die Heizung an. Dannach gehe ich
mit Chrisi zum Einkaufen in den kleinen Supermarkt in der Marina,
um etwas Brot, Butter, Wurst und Marmelade fürs
Frühstück zu kaufen. Nach einem ausgedehnten
Frühstück, es regnet immer noch, fahren wir in die Stadt,
um unsere Crewlisten beim Hafenkapitän stempeln zu lassen. Wir
parken wie immer direkt am Wasser bei der Marina Pula, gottseidank
aber nicht auf den Gleisen, die da rumliegen. Es taucht nämlich
plötzlich ein Zug auf, der die Autos, die auf den Gleisen
stehen, mit wildem Getröte vertreibt. Nach dem obligatorischen
Stempel fahren wir noch in einen Supermarkt, um letzte
Einkäufe zu machen. Wir kaufen noch einige Kilo Kekse,
Orangensaft und Brot. Leider bekomme ich nirgends eine Mütze,
denn ich kann die meine leider nicht finden. Gegen Mittag sind wir
wieder an Bord, der Regen hat nachgelassen, leider ist immer noch
alles grau in grau.
Nachdem wir
Christoph zur Routinekontrolle in den Mast gewinscht haben, wo er
alle Umlenkrollen schmiert, die Bolzen, Splinte und Terminals
überprüft, und natürlich auch fotografiert, sind wir
fertig zum Auslaufen. Es ist aber kein Wind, und so haben wir keine
Lust in die Nacht hineinzusegeln, zumal wir von der Autofahrt alle
noch recht müde sind. Auch der Wetterbericht auf UKW verheisst
nicht gutes: Für die nächsten Tage ist Bora bis 45 kn
angesagt, mit Regenschauern.... Wir erledigen noch dies und das am
Boot, Chrisi, der das erste mal an Bord der Mama-mia ist, bekommt
noch eine Sichheitseinweisung, und wir schauen noch nach dem
Ölstand und dem restlichen Motor.
Abends gehen wir noch nach Banjole in den Grill Teza essen, wo wir
sehr gut verpflegt werden. Durch den Walnußschnaps auch
innerlich gewärmt, fallen wir dann bald in unsere
Kojen.
Heute wollen wir
auslaufen! Doch als wir aufwachen regnet es natürlich wieder.
Und diesmal ist auch Wind dabei. Zwar sind es nicht die
befürchteten 45 kn aus Nordost, aber warm ist es draußen auch
nicht gerade. Wir vertagen also das Auslaufen erstmal auf Mittag.
Und siehe da, gegen halb zwölf schaut es so aus, als würde der
Regen nachlassen. Wir entscheiden uns dafür, das Näschen
mal aus dem Hafen zu stecken, um zu schauen wie es draußen
zugeht. Wir packen uns möglichst dick ein, jeder zieht noch
eine zusätzliche Lage Fleece unter dem Ölzeug an. Dazu
kommen dann noch Seestiefel, Mütze, Südwester, Handschuhe
und die Rettungsweste samt Lifebelt. Aber zuerst fahren wir an der
Tankstelle vorbei. Als wir da im Regen, bei 5 bis 6 Beaufort
anlegen, schaut uns der Tankwart leicht pikiert an. Er wäre
wohl lieber in seinem warmen Häuschen geblieben. Nachdem wir
30 Liter aufgedieselt haben, rollen wir die Selbstwendefock aus und
rauschen aus der Veruda-Bucht.
Mitterweile sind wir alle schon relativ nass,
aber noch relativ frohgemut. Wir nehmen Kurs auf den Leuchtturm
Porer, der aber immer wieder hinter den stärker werdenden
Regenschauern verschwindet. Auch der Wind legt langsam aber stetig
zu, so dass wir ab 35 kn die Fock kleinermachen müssen. Je
näher wir Porer kommen, desto grösser werden auch die
Wellen, und so wird der arme Rudergänger auch regelmässig
mit 10 Grad kalten Meerwasser geduscht. Uns wird immer kälter.
Mittlerweile sind fast 40 Knoten Wind daraus geworden, das ganze
bei 8 Grad Lufttemperatur und starkem Regen. Die Regentropfen tun
im Gesicht so weh, dass man sich eine Vollgesichtsmaske und eine
Taucherbrille sehnlich wünscht. Ich friere mittlerweile nach
einer Stunde am Ruder ganz erbärmlich, trotz dicken Pulli,
zwei Hemden, einer Fleecejacke und dem gefüttertem
Ölzeug. - Die Wind-Chill Temperatur beträgt ungefähr
-12 Grad, das haben wir später nachgeschaut - So haben wir uns
unseren Urlaub nicht vorgestellt, und da die Wellen draussen am
Kvarner erfahrungsgemäss noch höher sind, drehen wir kurz
vor Porer um. Für weitere 6 Stunden Segelei bei der Kälte
haben wir keine Lust.
Schließlich kommen wir eineinhalb Stunden später, um
einige Erfahrungen, und um geniale Videobilder, die Michael mit dem
wasserdichtem Gehäuse gemacht hat, reicher, total
durchgefroren in der Marina Veruda an. Im strömenden Regen
legen wir an, schalten die Heizung an und flüchten unter Deck.
Hier genehmigen wir uns einen wunderbaren Cappuccino mit Rum, und
legen uns in die Kojen. Langsam wird es auch im Schiff immer
nässer, das Schwitzwasser läuft an den Lukenrahmen und an
allen anderen Metallteilen herunter. Auch die beidn hinteren Kojen
sind wieder ein bisschen nass. Das Ölzeug, das wir
aufgehängt haben trocknet da natürlich auch nicht
richtig, aber wir sind sehr froh, dass die Heizung an Bord ist. So
ist es wenigstens nicht kalt.
Abends machen wir uns noch Spaghetti mit Soße bevor wir uns
in die Kojen fallen lassen.
Zurückgelegte Strecke: 8 sm, Schnitt: 4,5 kn bei 35-40 kn NO,
8°C Luft, Regen.
Heute wollen wir nach Mali Losinj fahren. Zwar weht immer noch Bora, aber es regnet nicht
mehr, und so ist die Kälte erträglicher. Es hat zwar
immer noch um die 8 Grad, aber wir wechseln uns alle Stunde am
Ruder ab. So laufen wir also gegen 10 Uhr wieder dick eingepackt in
Ölzeug und mit Schwimmwesten aus der Marina Veruda aus. Wir
setzen das Groß und die Fock und machen gute Fahrt nach
Südosten. Bald müssen wir das Groß zum Reff 2
runterreffen, da der Wind wieder auf 25 kn aufdreht. So rauschen wir
mit halben Wind über den Kvarner. Kurz vor Unije legt der Wind
plötzlich zu, so dass wir das Groß bergen, und bis wir
im Winschatten von Unije sind nur mit der Fock weiterlaufen. Das
Wetter wird mittlerweile auch immer sonniger, und wir freuen uns
über den guten Speed. Um 16 Uhr laufen wir, wieder mit
gerefftem Groß und Fock in die Bucht von Losinj ein, und
können fast bis an den Liegeplatz in der Marina Mali Losinj
segeln. Hier legen wir gegen 17 Uhr bei perfektem Sonnenschein uns
stahlblauem Himmel an. Wir füllen kurz den Wassertank auf,
spritzen das Salz und den Sand (bei der Wetterlage ist immer
Saharasand in der Luft) ab,
und machen uns dann auf den Weg in die Altstadt, zu einem kleinen Stadtrundgang. Derweil planen
wir schon das Abendessen. Heute ist der große Tag: Die 2 kg
Thunfischdose, die ich von meiner "lieben" Crew zu Weihnachten
geschenkt bekommen habe, muß dran glauben. Während wir
durch die Altstadt laufen kaufen wir noch ein paar Zucchini,
Zwiebeln und Knoblauch ein. Dannach gehen wir noch zur Kirche hoch
und laufen dann zurück. Trotz der Sonne ist die Bora noch ganz
schön kalt.
Am Schiff
angekommen starten wir zunächst die Heizung, und fangen dann
zum Kochen an: Zuerst dünsten wir die Zucchini, die Zwiebeln
und den Knoblauch in Öl an, dann werfen wir den Thunfisch in
die Reine, nun kommt eine Dose passierte Tomaten drüber, und
schließlich eine Schicht Käse. Wir sind gespannt als wir
den 2 Kilo-Bomber nach einer halben Stunde wieder aus dem Backrohr
holen, aber das Gericht schmeckt erstaunlich gut, und wir sind so
durchgefroren und hungrig, dass nicht ein Krümelchen
übrigbleibt. Pappsatt gehen wir bald in die Kojen.
Zurückgelegte Strecke: 34,7 sm, Schnitt: 5,4 kn bei 18-28 kn NO,
9° Luft, wechselnd bewölkt.
Als wir in der Frühe den Kopf aus der Luke strecken, ist
es leider schon wieder total grau, überall Wolken. Die
Nachbarschiffe brechen hastig auf, sie wollen um 9 Uhr durch den
Privlaka Kanal motoren, um dadurch den Weg aus der Bucht von Losinj
zu sparen. Da auch wir nach Süden wollen, entscheiden wir uns
auch durch den Kanal zu fahren. Wir brechen also auf und kommen
gerade noch rechtzeitig an.
Wo gestern fast 3 kn Strom gegen unsere Fahrtrichtung im Kanal waren
sind es heute 3 kn mit der Fahrtrichtung. Da wird man dann
unangenehm schnell. Zudem ist der Kanal nur 7m breit und 3m tief
ist, was auch nicht gerade viel Platz ist. Ich habe zwar immer ein
blödes Gefühl im Bauch bei solchen Sachen, aber
natürlich ist es kein Problem. Dann, auf der anderen Seite
überlegen wir, wohin wir uns wenden sollen. Noch ist NO Wind,
der Wetterbericht gibt aber schon eine Warnung bis 45 Kn SO aus.
Damit fallen Ist, Brgulje und Ilovik aus. Silba Ost ist mir wegen
dem NO zu unsicher. Wir nehmen also Kurs nach Olib. Die ersten paar
Meilen motoren wir noch, dann setzten wir die Segel und fahren bei
frischem Wind Richtung Olib. Kurz vor Olib fängt es wieder zu
regnen an und der Wind schläft uns ein. Also beschließen
wir, Olib zu verschieben, und die letzten 15 sm nach Molat zu
dieseln. Um 15 Uhr legen wir im strömenden Regen längs am
Kai in Molat an. Wir sind das einzige Schiff! Die Entscheidung
weiterzufahren erweist sich als richtig, denn langsam dreht der
Wind auf SO. Uns stört das aber nicht, denn hier liegen wir
sehr geschützt, und deshalb machen wir uns ersteinmal einen
Cappuccino mit Keksen und Rum.
Der große Schreck kommt dann etwas später, als wir den
Ölstand und das Kühlwasser kontrollieren wollen: Der
Turbolader, der voher grün lackiert wie der ganze Motor war,
hat sich schwarz verfärbt. Das bedeutet, dass er
überhitzt, oder sogar ausgeglüht ist. Sofort rufe ich
daheim an, und mein Pa organisiert einen Techniker in Utting mit
dem ich telefonieren kann. Die Gespräche ergeben, daß
wir den Motor nur sehr kurz benutzen dürfen, sonst riskieren
wir einen Motorschaden, oder sogar einen Motorbrand. Das ist bei
dem schlechten Wetter natürlich ganz besonders blöde. Uns
bleibt nur eine Möglichkeit: So bald wie möglich nach
Zadar segeln, hier gibt es kompetente Hilfe. Nach Zadar sind es
18 sm nach Südosten. Leider sagt der Wetterbericht mittlerweile
bis 50 kn SO voraus. Wir sind ziemlich niedergeschlagen, da wir gar
nichts machen können und einfach zum Abwarten verdammt sind.
Der Begriff "Frustkekse" wir an diesem Tag erfunden.
Nachdem der Regen nachgelassen hat, machen wir noch einen kurzen
Spaziergang und erkunden die Insel. Alles ist ziemlich verfallen
und verlassen. Abends kochen wir Reis mit Gemüse, und essen
noch einen Fruchtsalat aus der Dose. Dann gehen wir ins Bett.
Zurückgelegt Strecke: 31,6 sm, Schnitt 5,6 sm, Wind wechselnd,
Vereinzelte Regenschauer.
Heute werde ich von einem kleinen Gewitter geweckt, das in
aller Frühe über uns zieht. Ein paar Blitze, ein paar
Regentropfen, das wars. Aber der Himmel ist unheimlich gelb. Der SO
ist stärker geworden. Draußen zeigen sich die ersten
Roller und Schaumkronen. Hoffentlich hat der Wetterbericht nicht
recht!
Gegen 8 Uhr legen wir unter Segeln ab, um den Motor nicht
länger als notwendig laufen zu lassen. Unter Selbstwendefock
laufen wir aus. Als wir um die Ecke biegen, trifft uns der Jugo wie
ein Hammer und legt uns flach! Waren es in der Bucht nur 15 kn, so
sind es hier über 35! Wir rollen die Fock zur Hälfte weg,
aber immer noch schieben wir zu viel Lage. Auch ist mit der halb
gerollten Fock keine gute Höhe am Wind mehr möglich. Und
so sollen wir 18 sm durch den engen Kanal nach Zadar kreuzen? Und
das ganze ohne im Notfall auf eine funktionierende Maschine
zurückgreifen zu können? Deshalb kehren wir um, und legen
wieder in Molat an der gleichen Stelle an. Zwei Stunden später
hat der Wind noch mehr zugelegt, so daß draußen jetzt
alles weiß ist. Wir liegen auf Preß an der Mole. Da das
Wasser immer mehr steigt, und so die Fender drohen, über die
Kaikante zu rutschen werden wir das Schiff 50m weiter, auf die
Leeseite des Fähranlegers verlegen. Das schaffen wir mit
einigen Gezerre auch ganz gut. Hier liegen wir jetz viel besser,
der Wind heult zwar gewaltig im Rigg, aber er zieht uns vom Kai
weg. Am Nachmittag erkunden wir die Insel noch ein wenig, uns
fällt ein verfallenes großes Haus am Ortsrand auf. Innen
ist es ziemlich verwüstet, scheint einmal eine Schule oder ein
Parteigebäude gewesen zu sein. Abends macht uns Christoph eine
Riesenportion wunderbare Crêpes, die wir mit Marmelade oder Nutella
essen. Wir gehen früh ins Bett, da wir morgen sehr früh
nach Zadar wollen, denn morgen ist schon Samstag, und da wird es
schwierig sein einen Mechaniker aufzutreiben.
Zurückgelegte Strecke: 1,5 sm, 35-40 kn SO,
bewölkt.
Um 5 Uhr werden wir unsanft vom Wecker aus den Kojen geworfen. Es ist noch dunkel. Wie
bisher jeden Tag legen wir die volle Kluft aus Ölzeug,
Handschuhen und Rettungswesten an. Wir motoren vorsichtig aus der
Hafenbucht, und setzten die Segel. Mittlerweile dämmert es
etwas. Der Wind hat gottseidank nachgelassen, und so kreuzen wir
kleingerefft bei 25 kn SO den Zadarski Kanal hinab. Öfters
passieren uns Regenschauer, die fallen aber bei dem Spritzwasser
nicht weiter auf. Wir sind ziemlich müde, und wechseln uns
öfters am Ruder ab. Um zehn Uhr kommen wir schließlich
in Zadar an, wo ich eine Stunde vorher unser Kommen per Handy
angekündigt habe.
Wir bekommen einen Liegeplatz zugewiesen, holen die Mechaniker, und Chrisi geht
frisches Brot kaufen. Als die Mechaniker anfangen die Maschine zu
zerlegen, fressen wir im Cockpit fast 2 Laib Brot auf, und
gönnen uns eine heiße Dusche um uns wiederherzustellen.
Beim Zerlegen des Motores finden die zwei Mechaniker ein kleines
Gummistück in der Kühlwasserleitung zum Turbo. Außerdem
ist Wasser über 2 kleine Löcher im Abgaskrümmer in
den Turbo gelangt, und hat dazu geführt, dass dieser
festkorrodiert war. Außerdem hatten die Techniker in der
Veruda wohl den Kühlwasserausgleichsbehälter zu wenig
befüllt, so dass im Turbo eine Luftblase war. Die
Mechaniker schrauben weiter, und haben gegen 14 Uhr einen neuen
Turbolader montiert. Ich bin schon ganz glücklich, dass
das so schnell gegangen ist, aber es ergeben sich neue Probleme:
der neue Turbolader wird wieder zu heiß! Das bedeutet
für uns daß wir den Sonntag festsitzen, am Montag geht
die Reperatur weiter. Niedergeschlagen gehen wir in die Altstadt
und machen einen kleine Spaziergang.
Wieder an Bord haben wir alle Hunger und ich fange mit den Pizzen an die ich heute backen will. Nach einem
kurzem Kampf mit dem Teig, der überall klebenbleibt, belegen
wir die Pizzen mit Tomaten, Salami, Käse, Oliven und ein wenig
Thunfisch. Nach 20 Minuten im Ofen riechen sie ganz wunderbar, und
schmecken auch so! Dazu vernichte ich an diesem Abend mit Chrisi
zusammen noch einen Liter Rotwein und ein wenig Rum, so dass ich
sehr müde bin und nicht mal ein kleines Gewitter bemerke, das
in der Nacht ziemlich rumpelt.
Zurückgelegte Strecke 209 sm, Schnitt 4,7 kn, bei SO 25-27 kn,
vereinzelte Regenschauer
Heute scheint - wie passend - die Sonne. Und wir sitzen mit einem halb
zerlegten Motor in Zadar. Wir überlegen also, was wir
unternehmen könnten: Zum Beispiel mit der Fähre nach Pag
fahren, und die Insel anschauen. Auch der Velebit interessiert uns
wegen seiner imposanten Landschaft. Wir entscheiden uns
schließlich, den Paklenica Gebirgsnationalpark zu besuchen.
Wir lassen uns in der Rezeption der Marina den Weg zum Busbahnhof
auf einem Stadtplan zeigen, und marschieren los. Nach circa 3 km
kommen wir an, suchen uns den passenden Bus heraus, kaufen die
Karten, die recht billig sind. Wir staunen über das gut
funktionierende, pünktliche und schnelle Bussystem. Es
fährt fast jede Stunde ein Bus, der die gesamte Küste von
Dubrovnik bis Rijeka abfährt. Wir warten noch ein bisschen bis
unser Bus kommt,
und steigen in einen relativ neuen ein, der scheinbar früher in Deutschland
im Einsatz war (alle Schilder sind deutsch). Nach 40 Minuten
Busfahrt, wo wir auch am Novigradsko More vorbeikommen, erreichen
wir Starigrad-Paklenica.
Nach einem kurzen Fußweg erreichen wir den Eingang zum Park.
Der Weg führt in eine steile Schlucht hinein, die eine
beeindruckende Kulisse, und auch viele Kletterrouten bietet. Ein
Bach rauscht neben dem Weg nach unten. So abweisend der Velebit von
außen wirkt, so grün ist es in der Schlucht. Wir
genießen die Natur und das schöne Wetter, als wir den
guten Weg das breiter werdende Tal hinauflaufen. Chrisi
erklärt mir die verschiedenen Kletterrouten. Nach einiger Zeit
machen wir an einem Wasserfall eine kurze Pause, trinken etwas und
entspannen. Um drei Uhr kommen wir nach 8 km Weg und 500
Höhenmeter in der Gebirgshütte an. Der Blick auf den
Hauptkamm des Velebit ist frei und beeindruckend (ca 1700m).
Hier wurden auch einige Winnetou-Filme
gedreht. Auch gibt es seltene Vögel, wie zum Beispiel den
scheuen Steinadler, den wir natürlich nicht sehen. Nach einer
Pause, wo wir die mitgebrachten Kekse und Chips vernichten, machen
wir uns auf den Rückweg. Etwas müde kommen wir dann gegen
kurz vor sechs wieder an der Küstenstraße an. Wir warten
noch kurz auf den Bus, der 5 Minuten zu früh ist, und sind
dann bald wieder in Zadar. Wir überlegen, ob wir noch eine
Stadtwanderung
in der Abendsonne machen sollen, aber der Hunger treibt uns aufs
Schiff zurück. Nur Christoph geht noch kurz in die Stadt, um
noch ein paar Bilder zu machen, während der wir uns an den
Herd begeben. Das Kilo Spaghetti vernichten wir dann
anschließend problemlos, ratschen noch ein wenig und gehen
dann in die Kojen.
Heute kommen die Mechaniker schon um acht Uhr, um das Problem im
Kühlwassersystem zu suchen. Während der Motor langsam
läuft tasten sie alle Rohre ab, fühlen ob der
Wärmetauscher warm wird, testen den Thermostaten, und bauen
schließlich den Kühlwasserausgleichsbehälter ein
wenig höher ein. Der war sehr niedrig eingebaut, und von den
Technikern in der Marina Veruda recht wenig befüllt worden.
Das ergab eine Luftblase im Turbo, der so nicht richtig
gekühlt wurde. Nach einer halbstündigen Probefahrt vor
Zadar mit einem der Mechaniker scheint alles in Ordnung zu sein.
Ich jedenfalls sitze während dieser halben Stunde auf Kohlen,
als der Mechaniker da am Motor tastet, und kroatisch in seinen Bart
murmelt. Sehr froh über die Reperatur trinken wir erstmal
einen Cappuccino als Frühstückersatz, füllen den
Wassertank auf, spritzen das Boot nochmal ab und kaufen noch
frisches Brot.
Um 12 Uhr laufen wir dann aus, das erste mal ohne Ölzeug und
Schwimmweste. Die Sonne scheint, eine leichte Brise weht. Wir
setzten die große Topgenua und gleiten nach Nordwesten.
Chrisi klettert auf die untere Saling, wir ziehen ihm die
Videokamera hoch, und er macht ein paar Aufnahmen aus luftiger
Höhe. Anschließend montieren wir die Kamera noch an den
Spibaum, und schwenken diesen aussenbords, und filmen uns selbst.
Der Wind dreht dann leider auf Nordwest, so daß wir wieder
kreuzen müssen. Wir rollen die Topgenua ein und die
Selbstwendefock aus, um optimale Höhe zu laufen. Die Topgenua
ist zudem so groß, dass wir schon bei wenig Wind sehr viel
Lage schieben. Wir fahren dann zwischen Ugljan und Rivanj durch,
und und rauschen nach Westen. Da wir zu unserem Ziel Bozava wieder
kreuzen müßten, fahren wir kurzerhand nach Brbinj, das
wir bequem anliegen können. Am späten Nachmittag laufen
wir in Brbinj ein, wir sind wieder das einzige Schiff, und wir
machen einen Längsanleger unter Segeln an den Kai. Brbinj
gefällt und immer wider besonders gut! Wir liegen noch eine
Zeit in der Sonne, Christoph geht sogar in das saukalte Wasser, um
seine Hülle für seine Kamera zu testen. Danach machen wir
noch einen Landspaziergang, wo wir einen kleinen Weg auf den
Bergrücken hochgehen, um den Sonnenuntergang anzuschauen. Eine
Zeitlang sitzen wir alle vier auf einem Steinmäuerchen
und schauen in die Sonne. Danach, wieder am Schiff, kocht Michael eine ziemlich
verunglückte Preßreisversion, weil er die
Kochanweisungen für den Reis nicht genau gelesen hat - er
nimmt viel zu wenig Wasser - aber wir haben so Hunger, daß
wir den Pamp mit Tabasco scharfmachen, und trotzdem essen. Als
Nachspeise gibt es noch eine Straciatellacreme, die zwar etwas
flüßig ist, aber gut schmeckt, und gut zum Kekse
eintunken ist.
Zurückgelegte Strecke 18,6 sm, Schnitt 3,8 kn bei NW 0-12 kn,
sonnig.
Heute können wir zum ersten Mal im Cockpit frühstücken! Die Sonne ist so hell, dass wir
Sonnenbrillen brauchen. Christoph macht noch einen kurzen Rundgang
durch Brbinj um zu fotografieren, wir andern liegen faul am Schiff
herum. Gegen elf Uhr legen wir wieder ohne Motoreinsatz ab, und
gleiten aus der Bucht. Natürlich müssen wir wieder
kreuzen, und so schleichen wir langsam Richtung Nordwesten hinauf.
Bald legt der Wind ein bisschen zu, so daß wir richtig gut
vorankommen. So macht Segeln Spaß! Im Zverinacki Kanal fahren
wir wieder das berühmte Fock OFF Manöver, der
Schäkel am Schothorn ist aufgebogen, wir erstezten ihn durch
ein Stück Kevlartampen. So kreuzen wir weiter, der Wind wird
immer stärker, aber wir haben nicht mehr weit bis Ist, und so
reicht es, wenn wir das Groß ersteinmal schön
flachziehen. Leider versteckt
sich auch die Sonne hinter dünnen
Schleierwolken, so wird es recht kühl am Ruder. Um kurz nach
Vier legen wir in Ist im Hafen an, leider sind die Murings am Grund
so verheddert, so dass es eine Zeit dauert bis wir gut liegen. Es
folgt der obligatorische Anlegecappucino, gefolgt von vielen
Keksen. Nachher gehe ich noch mit Chrisi auf den Berg zur Kapelle
hoch, und wir genießen den Ausblick. Christoph und Michael
versuchen in der zwischenzeit die Digitalkamera mit dem Psion
ferzusteuern, und machen so eine Belichtungssequenz mit 600
Bildern, die sie dann zu einem Film zusammensetzen. Man sieht
deutlich, wie sich dann die Wolken im Zeitraffer bewegen und
verändern.
Als Abendessen gibt es diesmal wieder Spaghetti, diesmal mit Knoblauch und Öl, die sehr gut schmecken.
Zurückgelegte Strecke: 22,1 sm, Schnitt 4,4 kn bei NW 6-16 kn,
heiter, später leicht bewölkt.
Heute stehen Michael und Christoph recht früh auf, sie wollen eine Zeitrafferaufnahme
vom Sonnenaufgang machen, was leider wegen dem relativ dunstigen
Wetter nicht gut gelingt. Anschließend steigen auch sie auf
den Berg, um ein paar Aufnahmen zu machen. Währenddessen
frühstücke ich mit Chrisi zusammen im Cockpit. Bevor wir
heute auslaufen, kaufen wir noch ein paar Kleinigkeiten ein, und
legen dann, wieder ohne Motor ab. Es weht ein netter Nordost, so
daß wir einen wunderbaren Halbwindkurs haben. Wir rauschen
unter vollen Segeln Richtung Mali Losinj, so daß es eine
wahre Freude ist. Leider hält der NO natürlich nicht
durch, und so müssen wir die letzten zwei Meilen nach Ilovik
motoren. Dort legen wir an einer der Bojen an. Es sind nur wenige
Bojen besetzt, was ein krasser Gegensatz zum Sommer ist. Im Sommer
hat man nach 14 Uhr wenig Chancen, noch eine freie Boje zu
bekommen. Auch müssen wir nichts zahlen, da es sich für
die wenigen Schiffe wohl nicht lohnt, die Runde zu machen, um
abzukassieren. Ich pumpe mit Chrisi das Schlauchboot auf, wir
wollen einen kurzen Landausflug machen. Als wir durch den Ort
laufen ist alles relativ leer, an einigen Häusern wird
renoviert, die meisten aber sind verrammelt. Wir schlagen uns noch
eine Zeit durchs Unterholz, wo wir immer wieder Ziegen sehen.
Danach kaufen wir noch im Inselladen Brot von gestern zum Preis von
übermorgen, bringen unseren Müll an Land, und legen uns
noch in die Sonne.
Christoph war schon wieder im, immer noch
saukalten Wasser, um zu fotografieren, wir andern frieren allein
bei dem Anblick schon mit. Da wir uns nicht entscheiden
können, was wir zu Abend essen wollen, Pizza oder Pfannkuchen,
programmiert Christoph kurzerhand ein Programm auf seinem Psion,
das zufallsgeneriert Pizza oder Pfannkucken auswirft. - Die Pizza
soll es also sein, wird wieder sehr gut. Nachts sitzen wir noch mit
unseren Kuscheldecken im Cockpit, ratschen, Christoph fotografiert,
und wir beobachten die Sterne.
Zurückgelegte Strecke 17,7 sm, Schnitt 5,3 kn bei NO 16 kn,
wechselnd bewölkt bis heiter
In der Nacht hat es wieder zu regnen begonnen, dazu weht ein
frischer Wind aus Nord mit gut 25 kn. Wieder einmal Kreuzkurs. Wir
steigen ins Ölzeug, legen die Schwimmwesten an, und zusammen
mit Christoph übernehme ich die erste Wache. Wir fahren an der
Westküste von Losinj hoch, und machen kleingerefft gute Fahrt.
Bald sind wir schon an der Südspitze von Unije, wo wir
überlegen, Pause zu machen, um auf besseres Wetter zu warten,
aber wir fahren dann doch weiter, um den guten Wind zu nutzen. Wir
müssen uns dann aber öfters am Ruder abwechseln, da es
schon wieder recht kalt ist. Der Wind dreht dann doch noch in die
richtige Richtung, und wir können den Leuchtturm Porer
anliegen, ohne zu kreuzen. Nach ein paar Stunden nasser, kalter,
aber schneller und schöner Segelei sind wir wieder fast
daheim.
Die letzten Meilen müssen wir noch motoren,
da uns der Wind einschläft, und so laufen wir um halb
fünf in der Marina Veruda ein. Die heutigen 41 sm haben wir mit
einem Schnitt von fast 6 kn geschafft, das ist ein stolzer
Wert.
Insgesamt haben wir etwa 200 sm gesegelt, davon 30 unter Motor. Bis
auf einen Tag haben wir immer kreuzen müssen, oder hatten
Kurse sehr hoch am Wind. Zwei Mal knapp 40 kn Wind, meist 25 bis
30 kn. Das ganze bei Lufttemperaturen von minimal 8 Grad, nachts oft
weniger. Fast jeden Tag hat es geregnet. Die ganze Misere, der
Wechsel von Bora auf Jugo und hin und her, hat eine Kette von
Tiefdruckgebieten verursacht, die alle vom Atlantik über
Gibraltar Richtung Adria zogen. Dabei schaufeln sie warme Luft von
Afrika nach Norden, daher der Sand an Deck. Wenn sich die Tiefs
dann über der Adria festsetzten, denn übers Gebirge
kommen sie nicht, füllen sie sich auf, das ergibt dann die
schwarze, regnerische, eiskalte Bora. In dieser kurzen Reihenfolge
habe ich das vorher noch nicht an der Adria erlebt, obwohl ich
schon oft um diese Zeit am Boot war. Trotzdem, oder auch deswegen
hats uns viel Spaß gemacht.
Den Rest des Tages verbringen wir mit aufräumen, wir schlagen
die Segel ab, räumen unser Gepäck zusammen, putzen das
Schiff innen und außen. Zu Abend machen wir nocheinmal
Pfannkuchen und ratschen dann noch bevor wir in die Kojen
gehen.
Zurückgelegte Strecke 41,2 sm, Schnitt 5,7 kn, bei 20 bis 22 kn N
drehend auf NO, bewölkt, Schauer.
Wir räumen noch den Rest des Gepäcks
ins Auto, decken das Schiff mit der Persenning zu, und fahren gegen
11 Uhr los. Wir wollen uns, da es nicht regnet noch die Innenstadt
von Trieste anschauen, wo wir gegen zwei Uhr ankommen. Zuvor hatte
der slowenische Grenzer misstrauisch unseren Koffer mit
Medikamenten, natürlich auch Spritzen und Kanülen
begutachtet, wir können ihn aber doch überzeugen, dass
wir nur harmlose Segler sind. Wir laufen eine Weile durch Trieste,
wo wie uns den gigantischen Hauptplatz, das Rathaus und das
umliegende Bankenviertel anschauen. Der Rest von Trieste ist leider
nicht sehr schön. Wir essen noch ein Eis, und fahren dann
weiter. Je näher wir den Alpen kommen, desto schlechter wird
das Wetter, und am Plöckenpaß liegt erschreckend viel
frischer Schnee. Gegen Abend kommen wir dann im Regen beim Michael
daheim an, wo Chrisi und ich von meinem Pa abgeholt werden.
Facts: 5!!!! KILO FRUSTKEKSE, das sagt eigentlich alles übers
Wetter