Computerlogbuch der SY „Mama Mia“

von Basti Mühlbauer


Sonntag 7.4.2002


Felbertauern Da in den Semesterferien noch 2 Wochen Zeit waren, wollen wir diesmal im April segeln gehen. Die ersten 2 Wochen der Osterferien verbringe ich mit meinen Eltern auf der Mama-mia. Wir erledigen diverse Kleinarbeiten am Schiff, lassen das Unterwasserschiff in der Werft neu streichen und den Rumpf aufpolieren. Eigentlich wollte ich dann die Tage alleine am Boot warten, bis Michael, Christoph und Chrisi nach Kroatien kommen, aber wir werden einen Tag früher in der Werft fertig, und so entschließe ich mich, doch noch mit heimzufahren.
Und so treffen wir uns alle bei mir daheim am Sonntag nachmittag. Christoph hat Michael in Zorneding mit seinem Clio abgeholt, und sie sind zusammen nach Dachau gefahren. Chrisi, gerade aus Thailand gekommen, landet auch pünktlich in München und so können wir gegen 16 Uhr losfahren. Es ist zwar ein bisschen eng im Clio, aber das macht uns nichts aus, wir fahren ja in den Urlaub. Da wir uns das Pickerl und die Maut für den Tauerntunnel sparen wollen fahren wir über Innsbruck und dann über den Felbertauernpaß und den Plöckenpaß Richtung Trieste. Mittlerweile ist es dunkel geworden, aber da es Sonntag Abend ist, haben wir fast keinen Verkehr. In Slowenien tanken wir das Auto voll, und fahren die letzten 120 km auf der Landstrasse nach Pula fast alleine. Gegen Mitternacht kommen wir am Schiff an, es ist relativ kühl, aber trocken. Da ich mit meinen Eltern nur 3 Tage vorher noch an Bord war, ist es nicht zugedeckt. Schnell räumen wir unser Gepäck in die Schapps, und fallen danach in die Kojen.


Montag 8.4.2002


Hafen Pula Als wir an unserem ersten Urlaubstag aufwachen stellen wir leider fest, dass es leicht nieselt und relativ kalt ist. Also schalte ich die Heizung an. Dannach gehe ich mit Chrisi zum Einkaufen in den kleinen Supermarkt in der Marina, um etwas Brot, Butter, Wurst und Marmelade fürs Frühstück zu kaufen. Nach einem ausgedehnten Frühstück, es regnet immer noch, fahren wir in die Stadt, um unsere Crewlisten beim Hafenkapitän stempeln zu lassen. Wir parken wie immer direkt am Wasser bei der Marina Pula, gottseidank aber nicht auf den Gleisen, die da rumliegen. Es taucht nämlich plötzlich ein Zug auf, der die Autos, die auf den Gleisen stehen, mit wildem Getröte vertreibt. Nach dem obligatorischen Stempel fahren wir noch in einen Supermarkt, um letzte Einkäufe zu machen. Wir kaufen noch einige Kilo Kekse, Orangensaft und Brot. Leider bekomme ich nirgends eine Mütze, denn ich kann die meine leider nicht finden. Gegen Mittag sind wir wieder an Bord, der Regen hat nachgelassen, leider ist immer noch alles grau in grau.

Blick aus dem Mast Nachdem wir Christoph zur Routinekontrolle in den Mast gewinscht haben, wo er alle Umlenkrollen schmiert, die Bolzen, Splinte und Terminals überprüft, und natürlich auch fotografiert, sind wir fertig zum Auslaufen. Es ist aber kein Wind, und so haben wir keine Lust in die Nacht hineinzusegeln, zumal wir von der Autofahrt alle noch recht müde sind. Auch der Wetterbericht auf UKW verheisst nicht gutes: Für die nächsten Tage ist Bora bis 45 kn angesagt, mit Regenschauern.... Wir erledigen noch dies und das am Boot, Chrisi, der das erste mal an Bord der Mama-mia ist, bekommt noch eine Sichheitseinweisung, und wir schauen noch nach dem Ölstand und dem restlichen Motor.
Abends gehen wir noch nach Banjole in den Grill Teza essen, wo wir sehr gut verpflegt werden. Durch den Walnußschnaps auch innerlich gewärmt, fallen wir dann bald in unsere Kojen.


Dienstag 9.4.2002


Hack vor Porer Heute wollen wir auslaufen! Doch als wir aufwachen regnet es natürlich wieder. Und diesmal ist auch Wind dabei. Zwar sind es nicht die befürchteten 45 kn aus Nordost, aber warm ist es draußen auch nicht gerade. Wir vertagen also das Auslaufen erstmal auf Mittag. Und siehe da, gegen halb zwölf schaut es so aus, als würde der Regen nachlassen. Wir entscheiden uns dafür, das Näschen mal aus dem Hafen zu stecken, um zu schauen wie es draußen zugeht. Wir packen uns möglichst dick ein, jeder zieht noch eine zusätzliche Lage Fleece unter dem Ölzeug an. Dazu kommen dann noch Seestiefel, Mütze, Südwester, Handschuhe und die Rettungsweste samt Lifebelt. Aber zuerst fahren wir an der Tankstelle vorbei. Als wir da im Regen, bei 5 bis 6 Beaufort anlegen, schaut uns der Tankwart leicht pikiert an. Er wäre wohl lieber in seinem warmen Häuschen geblieben. Nachdem wir 30 Liter aufgedieselt haben, rollen wir die Selbstwendefock aus und rauschen aus der Veruda-Bucht.

Michael Mitterweile sind wir alle schon relativ nass, aber noch relativ frohgemut. Wir nehmen Kurs auf den Leuchtturm Porer, der aber immer wieder hinter den stärker werdenden Regenschauern verschwindet. Auch der Wind legt langsam aber stetig zu, so dass wir ab 35 kn die Fock kleinermachen müssen. Je näher wir Porer kommen, desto grösser werden auch die Wellen, und so wird der arme Rudergänger auch regelmässig mit 10 Grad kalten Meerwasser geduscht. Uns wird immer kälter. Mittlerweile sind fast 40 Knoten Wind daraus geworden, das ganze bei 8 Grad Lufttemperatur und starkem Regen. Die Regentropfen tun im Gesicht so weh, dass man sich eine Vollgesichtsmaske und eine Taucherbrille sehnlich wünscht. Ich friere mittlerweile nach einer Stunde am Ruder ganz erbärmlich, trotz dicken Pulli, zwei Hemden, einer Fleecejacke und dem gefüttertem Ölzeug. - Die Wind-Chill Temperatur beträgt ungefähr -12 Grad, das haben wir später nachgeschaut - So haben wir uns unseren Urlaub nicht vorgestellt, und da die Wellen draussen am Kvarner erfahrungsgemäss noch höher sind, drehen wir kurz vor Porer um. Für weitere 6 Stunden Segelei bei der Kälte haben wir keine Lust.

Frierender Skipper Schließlich kommen wir eineinhalb Stunden später, um einige Erfahrungen, und um geniale Videobilder, die Michael mit dem wasserdichtem Gehäuse gemacht hat, reicher, total durchgefroren in der Marina Veruda an. Im strömenden Regen legen wir an, schalten die Heizung an und flüchten unter Deck. Hier genehmigen wir uns einen wunderbaren Cappuccino mit Rum, und legen uns in die Kojen. Langsam wird es auch im Schiff immer nässer, das Schwitzwasser läuft an den Lukenrahmen und an allen anderen Metallteilen herunter. Auch die beidn hinteren Kojen sind wieder ein bisschen nass. Das Ölzeug, das wir aufgehängt haben trocknet da natürlich auch nicht richtig, aber wir sind sehr froh, dass die Heizung an Bord ist. So ist es wenigstens nicht kalt.
Abends machen wir uns noch Spaghetti mit Soße bevor wir uns in die Kojen fallen lassen.

Zurückgelegte Strecke: 8 sm, Schnitt: 4,5 kn bei 35-40 kn NO, 8°C Luft, Regen.


Mittwoch 10.4.2002

Chrisi ud Basti Heute wollen wir nach Mali Losinj fahren. Zwar weht immer noch Bora, aber es regnet nicht mehr, und so ist die Kälte erträglicher. Es hat zwar immer noch um die 8 Grad, aber wir wechseln uns alle Stunde am Ruder ab. So laufen wir also gegen 10 Uhr wieder dick eingepackt in Ölzeug und mit Schwimmwesten aus der Marina Veruda aus. Wir setzen das Groß und die Fock und machen gute Fahrt nach Südosten. Bald müssen wir das Groß zum Reff 2 runterreffen, da der Wind wieder auf 25 kn aufdreht. So rauschen wir mit halben Wind über den Kvarner. Kurz vor Unije legt der Wind plötzlich zu, so dass wir das Groß bergen, und bis wir im Winschatten von Unije sind nur mit der Fock weiterlaufen. Das Wetter wird mittlerweile auch immer sonniger, und wir freuen uns über den guten Speed. Um 16 Uhr laufen wir, wieder mit gerefftem Groß und Fock in die Bucht von Losinj ein, und können fast bis an den Liegeplatz in der Marina Mali Losinj segeln. Hier legen wir gegen 17 Uhr bei perfektem Sonnenschein uns stahlblauem Himmel an. Wir füllen kurz den Wassertank auf, spritzen das Salz und den Sand (bei der Wetterlage ist immer Saharasand in der Luft) ab,
Mali Losinj und machen uns dann auf den Weg in die Altstadt, zu einem kleinen Stadtrundgang. Derweil planen wir schon das Abendessen. Heute ist der große Tag: Die 2 kg Thunfischdose, die ich von meiner "lieben" Crew zu Weihnachten geschenkt bekommen habe, muß dran glauben. Während wir durch die Altstadt laufen kaufen wir noch ein paar Zucchini, Zwiebeln und Knoblauch ein. Dannach gehen wir noch zur Kirche hoch und laufen dann zurück. Trotz der Sonne ist die Bora noch ganz schön kalt.

Kirchtum Mali Losinj Am Schiff angekommen starten wir zunächst die Heizung, und fangen dann zum Kochen an: Zuerst dünsten wir die Zucchini, die Zwiebeln und den Knoblauch in Öl an, dann werfen wir den Thunfisch in die Reine, nun kommt eine Dose passierte Tomaten drüber, und schließlich eine Schicht Käse. Wir sind gespannt als wir den 2 Kilo-Bomber nach einer halben Stunde wieder aus dem Backrohr holen, aber das Gericht schmeckt erstaunlich gut, und wir sind so durchgefroren und hungrig, dass nicht ein Krümelchen übrigbleibt. Pappsatt gehen wir bald in die Kojen.

Zurückgelegte Strecke: 34,7 sm, Schnitt: 5,4 kn bei 18-28 kn NO, 9° Luft, wechselnd bewölkt.


Donnerstag 11.4.2002


Verkokelter Turbolader Als wir in der Frühe den Kopf aus der Luke strecken, ist es leider schon wieder total grau, überall Wolken. Die Nachbarschiffe brechen hastig auf, sie wollen um 9 Uhr durch den Privlaka Kanal motoren, um dadurch den Weg aus der Bucht von Losinj zu sparen. Da auch wir nach Süden wollen, entscheiden wir uns auch durch den Kanal zu fahren. Wir brechen also auf und kommen gerade noch rechtzeitig an. Wo gestern fast 3 kn Strom gegen unsere Fahrtrichtung im Kanal waren sind es heute 3 kn mit der Fahrtrichtung. Da wird man dann unangenehm schnell. Zudem ist der Kanal nur 7m breit und 3m tief ist, was auch nicht gerade viel Platz ist. Ich habe zwar immer ein blödes Gefühl im Bauch bei solchen Sachen, aber natürlich ist es kein Problem. Dann, auf der anderen Seite überlegen wir, wohin wir uns wenden sollen. Noch ist NO Wind, der Wetterbericht gibt aber schon eine Warnung bis 45 Kn SO aus. Damit fallen Ist, Brgulje und Ilovik aus. Silba Ost ist mir wegen dem NO zu unsicher. Wir nehmen also Kurs nach Olib. Die ersten paar Meilen motoren wir noch, dann setzten wir die Segel und fahren bei frischem Wind Richtung Olib. Kurz vor Olib fängt es wieder zu regnen an und der Wind schläft uns ein. Also beschließen wir, Olib zu verschieben, und die letzten 15 sm nach Molat zu dieseln. Um 15 Uhr legen wir im strömenden Regen längs am Kai in Molat an. Wir sind das einzige Schiff! Die Entscheidung weiterzufahren erweist sich als richtig, denn langsam dreht der Wind auf SO. Uns stört das aber nicht, denn hier liegen wir sehr geschützt, und deshalb machen wir uns ersteinmal einen Cappuccino mit Keksen und Rum.

längs in Molat Der große Schreck kommt dann etwas später, als wir den Ölstand und das Kühlwasser kontrollieren wollen: Der Turbolader, der voher grün lackiert wie der ganze Motor war, hat sich schwarz verfärbt. Das bedeutet, dass er überhitzt, oder sogar ausgeglüht ist. Sofort rufe ich daheim an, und mein Pa organisiert einen Techniker in Utting mit dem ich telefonieren kann. Die Gespräche ergeben, daß wir den Motor nur sehr kurz benutzen dürfen, sonst riskieren wir einen Motorschaden, oder sogar einen Motorbrand. Das ist bei dem schlechten Wetter natürlich ganz besonders blöde. Uns bleibt nur eine Möglichkeit: So bald wie möglich nach Zadar segeln, hier gibt es kompetente Hilfe. Nach Zadar sind es 18 sm nach Südosten. Leider sagt der Wetterbericht mittlerweile bis 50 kn SO voraus. Wir sind ziemlich niedergeschlagen, da wir gar nichts machen können und einfach zum Abwarten verdammt sind. Der Begriff "Frustkekse" wir an diesem Tag erfunden.

ganz alleine in Molat Nachdem der Regen nachgelassen hat, machen wir noch einen kurzen Spaziergang und erkunden die Insel. Alles ist ziemlich verfallen und verlassen. Abends kochen wir Reis mit Gemüse, und essen noch einen Fruchtsalat aus der Dose. Dann gehen wir ins Bett.

Zurückgelegt Strecke: 31,6 sm, Schnitt 5,6 sm, Wind wechselnd, Vereinzelte Regenschauer.


Freitag 12.4.2002

Heute werde ich von einem kleinen Gewitter geweckt, das in aller Frühe über uns zieht. Ein paar Blitze, ein paar Regentropfen, das wars. Aber der Himmel ist unheimlich gelb. Der SO ist stärker geworden. Draußen zeigen sich die ersten Roller und Schaumkronen. Hoffentlich hat der Wetterbericht nicht recht!
Gegen 8 Uhr legen wir unter Segeln ab, um den Motor nicht länger als notwendig laufen zu lassen. Unter Selbstwendefock laufen wir aus. Als wir um die Ecke biegen, trifft uns der Jugo wie ein Hammer und legt uns flach! Waren es in der Bucht nur 15 kn, so sind es hier über 35! Wir rollen die Fock zur Hälfte weg, aber immer noch schieben wir zu viel Lage. Auch ist mit der halb gerollten Fock keine gute Höhe am Wind mehr möglich. Und so sollen wir 18 sm durch den engen Kanal nach Zadar kreuzen? Und das ganze ohne im Notfall auf eine funktionierende Maschine zurückgreifen zu können? Deshalb kehren wir um, und legen wieder in Molat an der gleichen Stelle an. Zwei Stunden später hat der Wind noch mehr zugelegt, so daß draußen jetzt alles weiß ist. Wir liegen auf Preß an der Mole. Da das Wasser immer mehr steigt, und so die Fender drohen, über die Kaikante zu rutschen werden wir das Schiff 50m weiter, auf die Leeseite des Fähranlegers verlegen. Das schaffen wir mit einigen Gezerre auch ganz gut. Hier liegen wir jetz viel besser, der Wind heult zwar gewaltig im Rigg, aber er zieht uns vom Kai weg. Am Nachmittag erkunden wir die Insel noch ein wenig, uns fällt ein verfallenes großes Haus am Ortsrand auf. Innen ist es ziemlich verwüstet, scheint einmal eine Schule oder ein Parteigebäude gewesen zu sein. Abends macht uns Christoph eine Riesenportion wunderbare Crêpes, die wir mit Marmelade oder Nutella essen. Wir gehen früh ins Bett, da wir morgen sehr früh nach Zadar wollen, denn morgen ist schon Samstag, und da wird es schwierig sein einen Mechaniker aufzutreiben.

Zurückgelegte Strecke: 1,5 sm, 35-40 kn SO, bewölkt.


Samstag 13.4.2002


Chrisi am Rad Um 5 Uhr werden wir unsanft vom Wecker aus den Kojen geworfen. Es ist noch dunkel. Wie bisher jeden Tag legen wir die volle Kluft aus Ölzeug, Handschuhen und Rettungswesten an. Wir motoren vorsichtig aus der Hafenbucht, und setzten die Segel. Mittlerweile dämmert es etwas. Der Wind hat gottseidank nachgelassen, und so kreuzen wir kleingerefft bei 25 kn SO den Zadarski Kanal hinab. Öfters passieren uns Regenschauer, die fallen aber bei dem Spritzwasser nicht weiter auf. Wir sind ziemlich müde, und wechseln uns öfters am Ruder ab. Um zehn Uhr kommen wir schließlich in Zadar an, wo ich eine Stunde vorher unser Kommen per Handy angekündigt habe.
zerlegter Motor Wir bekommen einen Liegeplatz zugewiesen, holen die Mechaniker, und Chrisi geht frisches Brot kaufen. Als die Mechaniker anfangen die Maschine zu zerlegen, fressen wir im Cockpit fast 2 Laib Brot auf, und gönnen uns eine heiße Dusche um uns wiederherzustellen. Beim Zerlegen des Motores finden die zwei Mechaniker ein kleines Gummistück in der Kühlwasserleitung zum Turbo. Außerdem ist Wasser über 2 kleine Löcher im Abgaskrümmer in den Turbo gelangt, und hat dazu geführt, dass dieser festkorrodiert war. Außerdem hatten die Techniker in der Veruda wohl den Kühlwasserausgleichsbehälter zu wenig befüllt, so dass im Turbo eine Luftblase war. Die Mechaniker schrauben weiter, und haben gegen 14 Uhr einen neuen Turbolader montiert. Ich bin schon ganz glücklich, dass das so schnell gegangen ist, aber es ergeben sich neue Probleme: der neue Turbolader wird wieder zu heiß! Das bedeutet für uns daß wir den Sonntag festsitzen, am Montag geht die Reperatur weiter. Niedergeschlagen gehen wir in die Altstadt und machen einen kleine Spaziergang.

Zadar Wieder an Bord haben wir alle Hunger und ich fange mit den Pizzen an die ich heute backen will. Nach einem kurzem Kampf mit dem Teig, der überall klebenbleibt, belegen wir die Pizzen mit Tomaten, Salami, Käse, Oliven und ein wenig Thunfisch. Nach 20 Minuten im Ofen riechen sie ganz wunderbar, und schmecken auch so! Dazu vernichte ich an diesem Abend mit Chrisi zusammen noch einen Liter Rotwein und ein wenig Rum, so dass ich sehr müde bin und nicht mal ein kleines Gewitter bemerke, das in der Nacht ziemlich rumpelt.

Sonnenuntergang in Zadar
Zurückgelegte Strecke 209 sm, Schnitt 4,7 kn, bei SO 25-27 kn, vereinzelte Regenschauer


Sonntag 14.4.2002


Paklenica Nationalpark Heute scheint - wie passend - die Sonne. Und wir sitzen mit einem halb zerlegten Motor in Zadar. Wir überlegen also, was wir unternehmen könnten: Zum Beispiel mit der Fähre nach Pag fahren, und die Insel anschauen. Auch der Velebit interessiert uns wegen seiner imposanten Landschaft. Wir entscheiden uns schließlich, den Paklenica Gebirgsnationalpark zu besuchen. Wir lassen uns in der Rezeption der Marina den Weg zum Busbahnhof auf einem Stadtplan zeigen, und marschieren los. Nach circa 3 km kommen wir an, suchen uns den passenden Bus heraus, kaufen die Karten, die recht billig sind. Wir staunen über das gut funktionierende, pünktliche und schnelle Bussystem. Es fährt fast jede Stunde ein Bus, der die gesamte Küste von Dubrovnik bis Rijeka abfährt. Wir warten noch ein bisschen bis unser Bus kommt,
Karl May Kulisse und steigen in einen relativ neuen ein, der scheinbar früher in Deutschland im Einsatz war (alle Schilder sind deutsch). Nach 40 Minuten Busfahrt, wo wir auch am Novigradsko More vorbeikommen, erreichen wir Starigrad-Paklenica.
Nach einem kurzen Fußweg erreichen wir den Eingang zum Park. Der Weg führt in eine steile Schlucht hinein, die eine beeindruckende Kulisse, und auch viele Kletterrouten bietet. Ein Bach rauscht neben dem Weg nach unten. So abweisend der Velebit von außen wirkt, so grün ist es in der Schlucht. Wir genießen die Natur und das schöne Wetter, als wir den guten Weg das breiter werdende Tal hinauflaufen. Chrisi erklärt mir die verschiedenen Kletterrouten. Nach einiger Zeit machen wir an einem Wasserfall eine kurze Pause, trinken etwas und entspannen. Um drei Uhr kommen wir nach 8 km Weg und 500 Höhenmeter in der Gebirgshütte an. Der Blick auf den Hauptkamm des Velebit ist frei und beeindruckend (ca 1700m).
Velebit Hier wurden auch einige Winnetou-Filme gedreht. Auch gibt es seltene Vögel, wie zum Beispiel den scheuen Steinadler, den wir natürlich nicht sehen. Nach einer Pause, wo wir die mitgebrachten Kekse und Chips vernichten, machen wir uns auf den Rückweg. Etwas müde kommen wir dann gegen kurz vor sechs wieder an der Küstenstraße an. Wir warten noch kurz auf den Bus, der 5 Minuten zu früh ist, und sind dann bald wieder in Zadar. Wir überlegen, ob wir noch eine Stadtwanderung
Sonnenuntergang in Zadar in der Abendsonne machen sollen, aber der Hunger treibt uns aufs Schiff zurück. Nur Christoph geht noch kurz in die Stadt, um noch ein paar Bilder zu machen, während der wir uns an den Herd begeben. Das Kilo Spaghetti vernichten wir dann anschließend problemlos, ratschen noch ein wenig und gehen dann in die Kojen.


Montag 15.4.2002


Chrisi auf der Saling Heute kommen die Mechaniker schon um acht Uhr, um das Problem im Kühlwassersystem zu suchen. Während der Motor langsam läuft tasten sie alle Rohre ab, fühlen ob der Wärmetauscher warm wird, testen den Thermostaten, und bauen schließlich den Kühlwasserausgleichsbehälter ein wenig höher ein. Der war sehr niedrig eingebaut, und von den Technikern in der Marina Veruda recht wenig befüllt worden. Das ergab eine Luftblase im Turbo, der so nicht richtig gekühlt wurde. Nach einer halbstündigen Probefahrt vor Zadar mit einem der Mechaniker scheint alles in Ordnung zu sein. Ich jedenfalls sitze während dieser halben Stunde auf Kohlen, als der Mechaniker da am Motor tastet, und kroatisch in seinen Bart murmelt. Sehr froh über die Reperatur trinken wir erstmal einen Cappuccino als Frühstückersatz, füllen den Wassertank auf, spritzen das Boot nochmal ab und kaufen noch frisches Brot.
Brbinj
Um 12 Uhr laufen wir dann aus, das erste mal ohne Ölzeug und Schwimmweste. Die Sonne scheint, eine leichte Brise weht. Wir setzten die große Topgenua und gleiten nach Nordwesten. Chrisi klettert auf die untere Saling, wir ziehen ihm die Videokamera hoch, und er macht ein paar Aufnahmen aus luftiger Höhe. Anschließend montieren wir die Kamera noch an den Spibaum, und schwenken diesen aussenbords, und filmen uns selbst. Der Wind dreht dann leider auf Nordwest, so daß wir wieder kreuzen müssen. Wir rollen die Topgenua ein und die Selbstwendefock aus, um optimale Höhe zu laufen. Die Topgenua ist zudem so groß, dass wir schon bei wenig Wind sehr viel Lage schieben. Wir fahren dann zwischen Ugljan und Rivanj durch, und und rauschen nach Westen. Da wir zu unserem Ziel Bozava wieder kreuzen müßten, fahren wir kurzerhand nach Brbinj, das wir bequem anliegen können. Am späten Nachmittag laufen wir in Brbinj ein, wir sind wieder das einzige Schiff, und wir machen einen Längsanleger unter Segeln an den Kai. Brbinj gefällt und immer wider besonders gut! Wir liegen noch eine Zeit in der Sonne, Christoph geht sogar in das saukalte Wasser, um seine Hülle für seine Kamera zu testen. Danach machen wir noch einen Landspaziergang, wo wir einen kleinen Weg auf den Bergrücken hochgehen, um den Sonnenuntergang anzuschauen. Eine Zeitlang sitzen wir alle vier auf einem Steinmäuerchen
Sonnenuntergang und schauen in die Sonne. Danach, wieder am Schiff, kocht Michael eine ziemlich verunglückte Preßreisversion, weil er die Kochanweisungen für den Reis nicht genau gelesen hat - er nimmt viel zu wenig Wasser - aber wir haben so Hunger, daß wir den Pamp mit Tabasco scharfmachen, und trotzdem essen. Als Nachspeise gibt es noch eine Straciatellacreme, die zwar etwas flüßig ist, aber gut schmeckt, und gut zum Kekse eintunken ist.

Zurückgelegte Strecke 18,6 sm, Schnitt 3,8 kn bei NW 0-12 kn, sonnig.


Dienstag 16.4.2002


Frühstück Heute können wir zum ersten Mal im Cockpit frühstücken! Die Sonne ist so hell, dass wir Sonnenbrillen brauchen. Christoph macht noch einen kurzen Rundgang durch Brbinj um zu fotografieren, wir andern liegen faul am Schiff herum. Gegen elf Uhr legen wir wieder ohne Motoreinsatz ab, und gleiten aus der Bucht. Natürlich müssen wir wieder kreuzen, und so schleichen wir langsam Richtung Nordwesten hinauf. Bald legt der Wind ein bisschen zu, so daß wir richtig gut vorankommen. So macht Segeln Spaß! Im Zverinacki Kanal fahren wir wieder das berühmte Fock OFF Manöver, der Schäkel am Schothorn ist aufgebogen, wir erstezten ihn durch ein Stück Kevlartampen. So kreuzen wir weiter, der Wind wird immer stärker, aber wir haben nicht mehr weit bis Ist, und so reicht es, wenn wir das Groß ersteinmal schön flachziehen. Leider versteckt
Mama-mia sich auch die Sonne hinter dünnen Schleierwolken, so wird es recht kühl am Ruder. Um kurz nach Vier legen wir in Ist im Hafen an, leider sind die Murings am Grund so verheddert, so dass es eine Zeit dauert bis wir gut liegen. Es folgt der obligatorische Anlegecappucino, gefolgt von vielen Keksen. Nachher gehe ich noch mit Chrisi auf den Berg zur Kapelle hoch, und wir genießen den Ausblick. Christoph und Michael versuchen in der zwischenzeit die Digitalkamera mit dem Psion ferzusteuern, und machen so eine Belichtungssequenz mit 600 Bildern, die sie dann zu einem Film zusammensetzen. Man sieht deutlich, wie sich dann die Wolken im Zeitraffer bewegen und verändern.

Als Abendessen gibt es diesmal wieder Spaghetti, diesmal mit Knoblauch und Öl, die sehr gut schmecken.

Zurückgelegte Strecke: 22,1 sm, Schnitt 4,4 kn bei NW 6-16 kn, heiter, später leicht bewölkt.
segeln


Mittwoch 17.4.2002


Blick von Ist Heute stehen Michael und Christoph recht früh auf, sie wollen eine Zeitrafferaufnahme vom Sonnenaufgang machen, was leider wegen dem relativ dunstigen Wetter nicht gut gelingt. Anschließend steigen auch sie auf den Berg, um ein paar Aufnahmen zu machen. Währenddessen frühstücke ich mit Chrisi zusammen im Cockpit. Bevor wir heute auslaufen, kaufen wir noch ein paar Kleinigkeiten ein, und legen dann, wieder ohne Motor ab. Es weht ein netter Nordost, so daß wir einen wunderbaren Halbwindkurs haben. Wir rauschen unter vollen Segeln Richtung Mali Losinj, so daß es eine wahre Freude ist. Leider hält der NO natürlich nicht durch, und so müssen wir die letzten zwei Meilen nach Ilovik motoren. Dort legen wir an einer der Bojen an. Es sind nur wenige Bojen besetzt, was ein krasser Gegensatz zum Sommer ist. Im Sommer hat man nach 14 Uhr wenig Chancen, noch eine freie Boje zu bekommen. Auch müssen wir nichts zahlen, da es sich für die wenigen Schiffe wohl nicht lohnt, die Runde zu machen, um abzukassieren. Ich pumpe mit Chrisi das Schlauchboot auf, wir wollen einen kurzen Landausflug machen. Als wir durch den Ort laufen ist alles relativ leer, an einigen Häusern wird renoviert, die meisten aber sind verrammelt. Wir schlagen uns noch eine Zeit durchs Unterholz, wo wir immer wieder Ziegen sehen. Danach kaufen wir noch im Inselladen Brot von gestern zum Preis von übermorgen, bringen unseren Müll an Land, und legen uns noch in die Sonne.
Ilovik Christoph war schon wieder im, immer noch saukalten Wasser, um zu fotografieren, wir andern frieren allein bei dem Anblick schon mit. Da wir uns nicht entscheiden können, was wir zu Abend essen wollen, Pizza oder Pfannkuchen, programmiert Christoph kurzerhand ein Programm auf seinem Psion, das zufallsgeneriert Pizza oder Pfannkucken auswirft. - Die Pizza soll es also sein, wird wieder sehr gut. Nachts sitzen wir noch mit unseren Kuscheldecken im Cockpit, ratschen, Christoph fotografiert, und wir beobachten die Sterne.

Zurückgelegte Strecke 17,7 sm, Schnitt 5,3 kn bei NO 16 kn, wechselnd bewölkt bis heiter


Donnerstag 18.4.2002

In der Nacht hat es wieder zu regnen begonnen, dazu weht ein frischer Wind aus Nord mit gut 25 kn. Wieder einmal Kreuzkurs. Wir steigen ins Ölzeug, legen die Schwimmwesten an, und zusammen mit Christoph übernehme ich die erste Wache. Wir fahren an der Westküste von Losinj hoch, und machen kleingerefft gute Fahrt. Bald sind wir schon an der Südspitze von Unije, wo wir überlegen, Pause zu machen, um auf besseres Wetter zu warten, aber wir fahren dann doch weiter, um den guten Wind zu nutzen. Wir müssen uns dann aber öfters am Ruder abwechseln, da es schon wieder recht kalt ist. Der Wind dreht dann doch noch in die richtige Richtung, und wir können den Leuchtturm Porer anliegen, ohne zu kreuzen. Nach ein paar Stunden nasser, kalter, aber schneller und schöner Segelei sind wir wieder fast daheim.
Dream Team Die letzten Meilen müssen wir noch motoren, da uns der Wind einschläft, und so laufen wir um halb fünf in der Marina Veruda ein. Die heutigen 41 sm haben wir mit einem Schnitt von fast 6 kn geschafft, das ist ein stolzer Wert.
Insgesamt haben wir etwa 200 sm gesegelt, davon 30 unter Motor. Bis auf einen Tag haben wir immer kreuzen müssen, oder hatten Kurse sehr hoch am Wind. Zwei Mal knapp 40 kn Wind, meist 25 bis 30 kn. Das ganze bei Lufttemperaturen von minimal 8 Grad, nachts oft weniger. Fast jeden Tag hat es geregnet. Die ganze Misere, der Wechsel von Bora auf Jugo und hin und her, hat eine Kette von Tiefdruckgebieten verursacht, die alle vom Atlantik über Gibraltar Richtung Adria zogen. Dabei schaufeln sie warme Luft von Afrika nach Norden, daher der Sand an Deck. Wenn sich die Tiefs dann über der Adria festsetzten, denn übers Gebirge kommen sie nicht, füllen sie sich auf, das ergibt dann die schwarze, regnerische, eiskalte Bora. In dieser kurzen Reihenfolge habe ich das vorher noch nicht an der Adria erlebt, obwohl ich schon oft um diese Zeit am Boot war. Trotzdem, oder auch deswegen hats uns viel Spaß gemacht.
Den Rest des Tages verbringen wir mit aufräumen, wir schlagen die Segel ab, räumen unser Gepäck zusammen, putzen das Schiff innen und außen. Zu Abend machen wir nocheinmal Pfannkuchen und ratschen dann noch bevor wir in die Kojen gehen.

Zurückgelegte Strecke 41,2 sm, Schnitt 5,7 kn, bei 20 bis 22 kn N drehend auf NO, bewölkt, Schauer.


Freitag 19.4.2002


Trieste Wir räumen noch den Rest des Gepäcks ins Auto, decken das Schiff mit der Persenning zu, und fahren gegen 11 Uhr los. Wir wollen uns, da es nicht regnet noch die Innenstadt von Trieste anschauen, wo wir gegen zwei Uhr ankommen. Zuvor hatte der slowenische Grenzer misstrauisch unseren Koffer mit Medikamenten, natürlich auch Spritzen und Kanülen begutachtet, wir können ihn aber doch überzeugen, dass wir nur harmlose Segler sind. Wir laufen eine Weile durch Trieste, wo wie uns den gigantischen Hauptplatz, das Rathaus und das umliegende Bankenviertel anschauen. Der Rest von Trieste ist leider nicht sehr schön. Wir essen noch ein Eis, und fahren dann weiter. Je näher wir den Alpen kommen, desto schlechter wird das Wetter, und am Plöckenpaß liegt erschreckend viel frischer Schnee. Gegen Abend kommen wir dann im Regen beim Michael daheim an, wo Chrisi und ich von meinem Pa abgeholt werden.
Trieste
Facts: 5!!!! KILO FRUSTKEKSE, das sagt eigentlich alles übers Wetter