Reisebericht

1. Tag: München - Philadelphia - Denver (21.09.1999)

Der längste Tag unseres Lebens. Um 9 Uhr fährt mich mein Vater zum Michael, von dort aus bringt uns seine Mutter zum Flughafen München, weil sie das neue Munich Airport Center besichtigen will. Sofort 001 Denver Motel Auto geht's zum Einchecken, alles klappt gut (die Befürchtung meines Vaters, es gäbe ein Gewichtslimit von 20 kg war falsch, man kann bis zu 64 kg mitnehmen), die Leute sind sehr nett, stellen aber viele Fragen (z.B. „Haben Sie Ihr Gepäck unbeaufsichtigt gelassen? Nehmen Sie etwas für jemand anderen mit?“), ganz amerikanisch, wie wir später feststellen werden. Nachdem wir uns das MAC anschauen und von Michaels Mutter noch zu einer Cola eingeladen werden, geht's um 12.35 h los. Der Flug in einer Boeing 767 ist eher langweilig, weil die Musikauswahl schlecht und dürftig ist, wir nicht am Fenster sondern in der Mittelreihe sitzen und das eigentlich gar nichts ausmacht, weil wir den ganzen Flug über Wolken haben und vom Boden sowieso nichts sehen. Etwas verfrüht landen wir um 15.40 h (Ortszeit) in Philadelphia (obwohl der Pilot sehr seltsame Warterunden zu drehen scheint; generell sind wir von seinen Flugmanövern etwas verwundert...). Das Wetter ist scheiße, Nieselregen, und über der Stadt liegen mehrere Wolkenschichten, so dass es um 17 Uhr schon sehr dämmerig ist. Der Flughafen ist stark überlastet, überall stauen sich die Flugzeuge, an einem Ende wird gebaut, und überhaupt sieht die Umgebung sehr amerikanisch aus, wie ich bei der Landung gesehen habe (Autobahn, typische Wassertürme, die Fahrzeuge auf dem Vorfeld sind Pickups). Durch endlose Gänge gehen wir durch Immigration, Customs, holen unser Gepäck und checken es dann sofort wieder ein und gehen zu B4, wo der Weiterflug nach Denver startet (die Leute an den verschiedenen Stationen sind oft schwer zu verstehen; Hauptsache die Formalitäten stimmen, egal ob es Sinn macht oder nicht). Ein erstes Bild der Amerikaner: den typischen Ami gibt es nicht (wie etwa den typischen Deutschen), alle sehen verschieden aus, eben eine multikulturelle Gesellschaft. Es gibt viele Farbige, im Warteraum sitzt auch ein Geistlicher (was für einer?), manche trinken irgendwelche Softdrinks, die Erwachsene in ihrem Alter bei uns nicht anrühren würden, es gibt erstaunlich viele übergewichtige Leute, die Geschäfte sind auch typisch: „Auntie Ann's Pretzels“ oder so ähnlich, da gibt es nicht nur normale Brezen, Vollkornbrezen oder Sesambrezen, sondern auch mit sour cream and onion! Und bei manchen Geschäften gibt es die typischen Werbeangebote, kauf drei und du bekommst eins gratis etc. Weiter geht es, der Flug 002 Denver Motel nach Denver hat Verspätung, das Flugzeug steht da, aber das Boarding fängt einfach nicht an. Es gibt zwar viel Personal, das aber etwas hilflos erscheint. Es stellt sich raus, dass das Flugzeug, eine alte Boeing 737, Probleme mit der Tür hat, die Techniker basteln verzweifelt dran rum... sehr vertrauenerweckend, wenn's weiter nichts ist... Dafür ist der Flug schön, wir verlassen schnell die dicke Wolkendecke und können bald den Erdboden sehen, vermutlich irgendwo bei Cincinatti oder so, der Fluss war vielleicht der Ohio, das Land ist hügelig, bald kommen aber die Great Plains: endlose Weite, schnurgerade Straßen rechtwinklig angelegt in regelmäßigen Abstand, quadratische Felder mit Farmen, verstreut über das Land. Alles gleich. Dann taucht Denver auf und wir landen, auf dem neuen Flughafen. Der Pilot checkt die Landung voll. Der Flughafen ist sehr großzügig und neu, wenige Menschen sind dort (im Vergleich zu Philadelphia, der platzte ja aus allen Nähten). Zur Gepäckausgabe muss man mit der U-Bahn fahren (die Türen haben beim Schließen elektronische Geräuscheffekte, überhaupt scheinen die Amis solche Gadgets zu lieben)! Der Angestellte am Schalter der Autovermietung Budget will uns zuerst ein größeres Modell andrehen, dann behauptete er, wir seinen nicht genug versichert, obwohl wir bereits in Deutschland eine Zusatzhaftpflicht- und Kaskoversicherung abgeschlossen haben, und schließlich will er nicht akzeptieren, dass ich als Fahrer keine Kreditkarte habe und Michael als zweiten Fahrer eintragen für eine Zusatzgebühr von mehreren $ täglich, weil er noch nicht 21 ist. Schließlich einigen wir uns auf 1 Cent Zusatzgebühr pro Tag, das gibt dann auch noch 3 $ Trinkgeld. Danach werden wir von einem Shuttle-Bus auf einem großen verlassenen Parkplatz neben einem Kia Sportage ausgesetzt, wie sich herausstellt befindet sich der Schlüssel im Waagen. Der Kia ist ausreichend groß (eigentlich ein Mini-Jeep), ich freunde mich mit der Automatikschaltung an und los geht's auf den Highway (orientierungslos), irgendwie weg vom Flughafen, nach Denver.... bereits nach einigen Meilen macht uns ein unmissverständliche Handzeichen eines Pickup-Fahrers klar, dass sich hier wohl nicht jeder an die Geschwindigkeitslimits hält .... nach einer Weile finden wir ein Motel 6. Wird genommen, weil wir schließlich schon fast 24 Stunden am Stück wach sind....