Wir fahren zum Sunrise Point, von wo aus wir loswandern wollen. Es ist eiskalt, wir haben lange Hosen und Pullis an. Vor uns beginnt der Pferdeweg; warum nicht gleich den nehmen, finde ich, und los geht's. Weil der Weg ein Stück weiter unten voller Pferdemist ist. Aha. Weiter unten im Canyon laufen wir durch eine Hügellandschaft, rote Erde, an manchen Stellen sind die Hügel weiß, auf manchen stehen die charakteristischen Felsnadeln, gegen den stahlblauen Himmel sehen sie einfach stark aus. Der Weg windet sich weiter zwischen den Hügeln, mal rauf, mal runter, etwas entfernt sehen wir mehr Felsnadeln, da müßten wir gleich hinkommen, auf dem Weg zum Bryce Point, von wo aus wir oben auf dem Canyonrand zurückwandern wollen. Der Weg wird eben, wir laufen zwischen Bäumen, sehen immer weniger vom Bryce Canyon, obwohl wir bald am Bryce Point sein sollten. Laut GPS sind wir aber noch eine Meile entfernt. Beim Vergleich mit der Karte stellen wir fest, dass wir einen falschen Weg erwischt haben und nach Osten statt nach Süden laufen und somit aus dem halbkreisförmigen, nach Osten offenen Canyon rauswandern Richtung Parkgrenze, Richtung Tropic... stopp und zurück, und auf den richtigen Weg Richtung Bryce Point. Bald teilt sich der Weg, man kann auf zwei Routen weiterlaufen (Peekaboo Loop Trail). Wir wählen die östliche, der Weg steigt steil an, und schlängelt sich bald zwischen den Felsnadeln durch. Das ist der richtige Bryce Canyon, wie man ihn kennt, und es sieht einfach irre aus. Gigantisch. In verschiedenen Richtungen stehen Gruppen von roten Felsnadeln, ragen aus Hügelketten von rotem Sand, dazwischen Täler, die einige Meter tief sind, alles sieht etwas unwirklich aus, dazwischen stehen vereinzelte Bäume (u.a. 'Bristlecone Pines', die sehr alt werden und überall dort wachsen, wo sonst nichts mehr wächst - es gibt sie sehr zahlreich im Bryce Canyon NP), und auf den Sandhügeln, die wie aufgeschüttet aussehen, windet sich der Trail um die Felsnadeln herum, einmal führt er auch durch ein Tor, das in den Fels gebaut wurde. Die Felsen sind wie um den Trail herumdekoriert, man biegt um die Ecke oder läuft über die Hügelkuppe, und steht vor einer neuen, unerwartet faszinierenden Szenerie. Entstanden ist diese Landschaft, weil der leicht verwitternde, rote Sandstein des Colorado-Plateaus hier in dieser Höhe vor allem dem Frost ausgesetzt ist. Durch Frostsprengung brechen immer wieder Stückchen vom Sandstein ab, wodurch die schroffen Felsnadeln ihre Form erhalten. Das heruntergebrochene Material bleibt als grober Schotter um die Felsnadeln liegen und bildet diese roten Hügel. Auf diesen Hügeln, die wir ganz am Anfang der Wanderung gesehen haben, müssen auch einmal Felsformationen gewesen sein, inzwischen ist alles verwittert und nur noch das abgebröselte Material übrig. Schließlich treffen sich die beiden Routen wieder und der Weg steigt weiter an zum Bryce Point. Wir laufen ein Stück nach oben, wegen der Aussicht, aber beschließen, umzudrehen, und die andere Route zurück zu gehen - von oben haben wir schließlich die Gegend schon gestern gesehen, den Rim Walk können wir uns sparen, von unten zwischen den Felsen sieht es viel spektakulärer aus. Diese andere Route führt genauso schlängelnd durch die Felsnadeln (ist aber in kleines bisschen weniger spektakulär). Weiter geht es dann über den Queens Garden Trail zurück zum Sunrise Point. Wir sind insgesamt gut 3 Stunden gewandert, einige Meilen weit, und haben wohl so ziemlich alles gesehen. Das war anstrengend, weil die Sonne ganz schön brennt obwohl wir uns auf etwa 3000m Höhe befinden, aber gut - das ist eigentlich das Wesentliche, was man machen sollte. Der Weg in den Süden des Parks, den wir gestern gefahren sind, mit seinen ganzen Viewpoints, ist zwar interessant, aber man sieht nur jeweils kleine Gruppen von Felsnadeln am Abhang, von oben aus. Wesentlich mehr gibt es im eigentlichen Bryce Canyon, und runterwandern sollte man auf jeden Fall - es sieht viel beeindruckender aus als von oben, besonders in der Abend- bzw. Morgendämmerung. Wir setzten uns ins Auto, das in der Sonne brät (morgens hat man sich nicht vorstellen können, dass es so warm wird), und fahren zum Picknickplatz bei der Wäscherei, wo wir als Mittagessen Salat mit Dip futtern. Dann füllen wir noch schnell unsere Kanister mit Wasser beim Campingplatz auf und fahren los zum Zion NP. Am späten Nachmittag kommen wir an; vom Parkeingang aus geht es erstmal zwischen runden, rötlichen Bergen durch, die links und rechts stehen und zwischen denen sich die Straße durchwindet. Sehen echt gut aus. In wie vielen verschiedenen Formen dieser Sandstein auftritt, in jedem Park sieht er ganz anders, aber immer wieder faszinierend aus. Aber wir halten nicht an, sondern fahren zügig weiter. Irgendwann folgen zwei Tunnels (erstaunlich, ein Tunnel in den USA! Sowas hat Seltenheitswert!), die bereits in den zwanziger Jahren angelegt wurden und daher nicht ganz so großzügig bemessen sind - Leute mit Wohnmobilen u.ä. können nicht einfach durchfahren, sondern müssen den Tunnel für 10$ sperren lassen, damit sie ganz in der Mitte fahren können, weil er nur dort hoch genug ist. Danach windet sich die Straße nach unten in den Zion Canyon, und wir fahren weiter bis zum Visitor Center. Dort schauen wir uns um, aber nicht lange, weil das Ding um 17 Uhr zu macht. Gut, dann fahren wir weiter bis zum Campingplatz 'Watchman', der ganz in der Nähe beim Parkausgang liegt. Wir bekommen einen Platz zugewiesen, bauen unser Zelt auf und werfen den Grill an. Diesmal funktioniert es sehr gut, obwohl es einer am Boden ist... anscheinend braucht man eine gewisse kritische Masse an Holzkohle. Während das Teil brutzelt, schreiben wir Karten, ich tippe weiter an diesem Bericht. Während wir essen, kommt der Grill richtig in Fahrt, heruntertropfendes Fett entzündet sich in der Glut, und bald steht die Alufolie in Flammen. Nicht schlecht... zum Glück war nichts mehr drauf.