Wir wachen nicht ganz erholt auf. Es war zwar nicht so saukalt wie im Bryce Canyon, sondern angenehm warm, dafür wehte ein Wind, der einen nicht ruhig schlafen ließ. Egal. Wir müssen ein paar Trails machen, viel Lust haben wir aber nicht. Von der Wanderung im Bryce Canyon gestern tun uns noch die Füße weh, Spätfolgen vom Grand Canyon. Nach dieser Tour haben wir uns nicht richtig erholt, sondern sind in Paria und in Bryce wieder eine ganze Menge gewandert, heute darf es etwas weniger sein. Wir fahren zu den Emerald Pools, ein Stück flussaufwärts am North Fork Virgin River. Vom Parkplatz geht man über eine Brücke und dann den Berg hoch; nach einer Weile kommt man zu einer Felsplatte, wo ein Bach breit darüberfließt und über die Kante hinunterstürzt. Neben dem gegenüberliegendem Berg geht gerade die Sonne auf, die Bäume am Hang links sind wunderschön beleuchtet, und hier ist dieser Bach. Ich verstehe: der Zion NP hat keine spektakulären Felsformationen oder Landschaften, die man gesehen haben muss, wie in den anderen Nationalparks. Es gibt kaum Viewpoints, an denen man anhält und eine irre Landschaft zu sehen bekommt. Nein, diesen Park muss man entdecken. Es gibt wohl viele idyllische Ecken, und es gibt endlos lange Trails. Nirgendwo ist es am schönsten, sondern alles hat irgendwie seinen Reiz, das ist kein Fast-Food-Park, sondern hier müßte man wandern - sich zwei Wochen Zeit nehmen, ein Backcountry Permit besorgen, und mit dem Zelt durch die Gegend wandern, und übernachten, wo es einem gerade gefällt. Wir wandern weiter, nach oben, und da ist er: der Upper Emerald Pool. Vor einer Felswand, zwischen Bäumen, ein Teich, smaragdgrün. Einfach schön. Wir bleiben eine Weile. Dann geht es den Weg ein Stück zurück und weiter nach unten zum Lower Emerald Pool. Zuerst sehen wir einen Wasserfall, der über die Felskante stürzt, an der wir vorher oben vorbeikamen. Der Weg führt hinter dem Wasserfall unter dem überhängenden Felsen vorbei, rund um den Lower Emerald Pool. Genauso schön gelegen zwischen Bäumen. Dann ist der Trail auch schon aus, und wir fahren weiter zum Weeping Rock. Ein sehr kurzer Trail führt dorthin: eine überhängende Felswand, aus der Wasser kommt. Als der Sandstein entstanden ist, wurden hier andere Schichten mitgepresst, so dass heute zwischen dem Sandstein auch wasserundurchlässige Gesteinsschichten sind. Das Wasser sickert von oben in den Sandstein, und wenn es auf so eine Schicht trifft, kann es nicht weiter nach unten sickern, sondern kommt schließlich an der Felswand heraus, der Stein weint. Naja, so toll ist das auch wieder nicht. Das war schon ein arg kurzer Trail, aber da geht es zum Hidden Canyon, da gehen wir gleich auch noch hin. Der Weg geht steil nach oben, in Serpentinen, dann geht es auf einem schmalen Felsvorsprung entlang, über in den Fels gehauene Stufen, und schließlich sind wir oben, im Hidden Canyon. Ab hier ist der Weg nicht mehr ausgebaut, man kann auf eigene Faust weiter in den Canyon reinmarschieren. Zwischen steilen Felswänden geht es eben dahin, am Boden ist grober Kies, es liegen große Steine und Holzstücke herum. Immer wieder versperren große Steinhaufen den Weg, man muss ca. 2-3 m nach oben klettern, dann ist man auf der nächsten Stufe, auf der es wieder ein Stück weiter geht. Das Klettern ist gar nicht so einfach mit der Videokamera in der Hand... aber ich falle nicht runter. Schließlich kommt eine sehr schwierige Stufe. Wir drehen um. Ist schön hier oben, ganz abgeschieden vom Fluss, der Straße, den Autos, den Menschen, 260 m tiefer. Auf dem Rückweg unten, auf den geteerten Serpentinen, tun uns dann die Zehen weh (die Blasen melden sich), vom Laufen auf diesen Wegen abwärts. Wir fahren weiter bis zum 'Temple of Sinawava' (die Felswände ringsrum und ein einzelner Felsblock in der Mitte stellen einen Tempel mit einem Altar in der Mitte dar). Hier ist die Straße zu Ende, wir finden keinen Parkplatz (wie viele andere) und parken etwas weiter zurück an der Straße. Hier wird das Tal enger und gewundener, mehrmals meint man, das Tal sei zu Ende, aber dann taucht doch wieder eine Öffnung auf, durch die der Fluss kommt. Ein Fußweg führt ein Stück am Fluss entlang, schließlich hört er auch auf, als das Tal noch enger wird. Weiter zu 'The Narrows' geht es nur, wenn man durch den Fluss watet. Dahinter wird das Tal angeblich richtig eng, man kann ein ganzes Stück hinterlaufen. Aber uns reicht es, es ist schon kurz vor drei. Ich laufe etwas im Fluss herum, das kalte Wasser tut den Füßen gut. Dann geht es zurück zum Auto, und wir fahren aus dem Park heraus, auf die Interstate nach Las Vegas. Die Straße führt durch eine Hügelkette, wir kommen kurz nach Arizona und bald danach nach Nevada. Hinter den Hügeln ist die Wüste. War vorher die Vegetation schon nicht so üppig, hier ist wirklich sehr wenig. Bis zu den Bergen, die ewig weit weg sind, nur eine monotone Kieslandschaft mit harten Büschen im Abstand von ca. 1 Meter. Dazwischen nichts, kein Gras, garnichts. Wir müssen tanken, und beim nächsten Ort fahren wir raus. Mesquite liegt mitten in der Wüste an der Interstate. Das Benzin ist sauteuer, irgendwie verständlich. Aber es gibt auch einen Komplex, Motel, Campground und Golfplatz oder so ähnlich (wir sahen es auf riesigen Werbetafeln angeschrieben) namens 'Oasis': grüner Rasen und Palmen, und das mitten in der Wüste. Muss denn das sein? Irrsinn pur. Wir fahren weiter, jetzt kommt tatsächlich nichts mehr, die Ausfahrten, die gelegentlich noch auftauchen, führen alle mehr oder weniger ins Nichts. Der Mittelstreifen, in den USA generell sehr breit (breiter als eine komplette Fahrbahn) ist hier sehr großzügig, zig Meter breit. Irgendwann, als wir über einen Hügel fahren, taucht vor uns eine Stadt auf, mit einem großen Turm in der Mitte, dem Stratosphere Tower: Las Vegas. Mitten in der Wüste. Es dauert eine ganze Weile, bis wir dort sind, dann fahren wir weiter durch die Stadt und verlassen den Highway erst am Südende. Wir fahren auf den Las Vegas Boulevard, genannt 'The Strip', an dem alle großen Hotels liegen. Man solle sich bei der Tourismus-Information erkundigen, welches Hotel am billigsten sei. Aber wo? Überall am Strip gibt es 'offizielle' Tourismus-Info-Stellen. Ganz klar..... Die wirklich offizielle ist angeblich beim Hilton, wir beeilen uns und fahren dorthin (langsam, weil so viel Verkehr ist) und erreichen das Hilton, kurz bevor das Ding zu macht (um 17 Uhr). Wir parken das Auto... aber wo ist diese Info? Wir laufen herum, aber finden diese Informationsstelle nicht. Aber wir bekommen zumindest einen Eindruck von der Größe: Wir sind insgesamt einmal komplett um den Vorplatz/Vorgarten des Hilton herumgelaufen und waren schlappe 20 Minuten unterwegs. Wahnsinn. Wir setzen uns ins Auto und fahren auf den Strip, um die anderen Tourismus-Infos zu befragen. Der erste rät uns zum 'Stardust', 60$ pro Nacht. Der Nächste bietet uns das 'New Frontier' zu Sonderkonditionen, 39$ pro Nacht. Die anderen Hotels seien jeweils über 100$, meinen beide, und wir haben den Verdacht, dass sie jeweils von bestimmten Hotels gesponsert werden. Die Budget-Autovermietung bietet auch eine Tourismus-Info, die vielleicht unabhängig ist. Die nette Dame rät uns zum Stardust für 60$, aber ruft noch in ein paar anderen Hotels für uns an, die aber nicht billiger sind. Aha, scheinbar ist heute tatsächlich das Stardust regulär am billigsten, aber wenn wir das New Frontier für 39$ kriegen können, umso besser; wir gehen zu dem Typ zurück und buchen uns für 2 Nächte ein (20$ bekommt er gleich; Provision?). Das Hotel ist sehr weitläufig, es dauert eine ganze Weile, bis wir die Rezeption gefunden haben (einen Großteil des Platzes nimmt nämlich das Labyrinth der Slotmaschinen ein). Wir räumen unser Gepäck ein, machen uns fertig und marschieren los ins 'Circus Circus', wo es ein bekanntes All-you-can-eat-Buffet gibt. Für gut 7$ kann man sich sattessen... nicht schlecht. Wir marschieren los, und obwohl das Circus Circus das übernächste Hotel ist, sind wir eine ganze Weile unterwegs, weil hier alles so gigantisch ist. Am Eingang stellen wir fest, dass die hunderte von Glühbirnen unter dem Vordach eine ziemliche Wärme erzeugen, und kämpfen uns durch hunderte von Slotmaschinen bis zum Buffet. Wir sind leider etwas spät dran, um 22 Uhr ist es aus, wir müssen uns beeilen. Schlecht ist das Essen nicht, aber so umwerfend ist die Auswahl nicht. Aber günstig. Das Getränk wird immer wieder nachgeschenkt, aber wir haben Eistee genommen, der sich als ein ungesüßtes wässeriges Zeug herausstellt... widerlich. Dann versuchen wir, ins Hotel hinauf zu fahren (bis man erstmal den Aufzug entdeckt, der bis ganz oben geht!), aber irgendwie gibt es keine Fenster, also keine Aussicht. Schade. Aber unten gibt es eine Einschienenbahn... aber wir finden den Eingang nicht. Danach schauen wir uns noch etwas um: im ersten Stock gibt es allerhand Arcade-Spiele, Simulatoren, Volksfest-Spiele wie Pfeile-auf-Luftballons-werfen usw. Hintergedanke vermutlich: während die Eltern unten in der Spielhölle zocken, können sich die Kinder oben an den Computerspielen austoben, verdienen tut in jedem Fall das Hotel. Es gibt auch ein Zirkustrapez, wo dann eine kostenlose Live-Show geboten wird. Richtig professionell, spektakulär, sehenswert. Einfach so. Wir gehen zurück in unser Hotel, bauen erstmal Internet Access auf, und gehen dann ins Bett.