Wir stehen schon um 6 Uhr auf, vor
Sonnenaufgang, damit wir abhauen können, bevor uns jemand
entdeckt. Wir fahren weiter nach Norden durch das Death Valley,
vorbei an einigen Trailheads - wandern, das muss jetzt wirklich
nicht sein. Das Schild „Natural Bridge“ klingt aber
zu verlockend, ich fahre rein, es geht einen fürchterlichen
Schotterweg ein ganzes Stück den Berg hinauf. Dort ist der
Trailhead, eine Tafel, sonst
nichts. Der Trail verläuft durch ein trockenes Flusstal, das
sich S-förmig aus den Felswänden herauswindet. Im Tal
soll es Skorpione und Klapperschlangen geben, man soll nicht an
Stellen fassen, die man nicht einsehen kann. Wie beruhigend zu
wissen, dass uns in der Nacht eine Klapperschlange besucht haben
könnte... in den Schlafsack kriecht, weil es schön warm
ist... aber in Badwater
hatten wir das Gefühl, dass weit und breit kein Leben ist,
nur der Kiesboden mit einer dicken Salzkruste. Wir fahren weiter;
das Tal ist ganz schön groß. Es ist schon deutlich
später, aber die Sonne ist hinter den Bergen noch nicht
aufgegangen. Wir kommen nach Furnace Creek, wo ein paar
Häuser sind (Palmen, natürlich, und ein Tennisplatz.
Die spinnen, die Amis.) und biegen nach rechts ab zum Zabriskie Point. Es geht noch ein
Stück den Berg hinauf, dann sind wir am Parkplatz. Einige
andere Autos sind auch da, ein kurzer Pfad führt nach oben,
und man sieht die Gesteinsformationen. Wie aufgeschüttete
Sandhügel, abwechslungsreich geformt, gestreift,
natürlich nackt und unbewachsen (wie der Rest des Tals). Das
sieht in der Beleuchtung der aufgehenden Sonne wirklich gut aus.
Deshalb sind die ganzen Leute da, nach dem Sonnenaufgang
verschwinden sie bald. Wir fahren auch, wieder zurück nach
Furnace Creek, und weiter zum
Visitor Center des Death Valley
Nationalparks. Dort muss man auch Eintritt für den Park
zahlen (verständlich, dass es hier keine Kassierer an den
Parkeingängen mitten im Nirgendwo gibt) bzw. in unserem Fall
den Golden Eagle vorzeigen und bekommt dann die übliche
Karte. Wir schauen uns noch einen kurzen Film dort an und die
Ausstellung. Es ist ja noch recht früh am morgen und
außerdem schon Oktober. Wie heiß es hier im Sommer
werden muss, kann man sich nicht ganz vorstellen; die bisherige
Maximaltemperatur wurde 1913 gemessen mit 57°C (und das war
für eine Weile der Weltrekord). Erwähnt sind in der
Ausstellung auch die „fourty-niner“, eine Gruppe von
Leuten, die 1849 mit Pferdewagen nach Westen gezogen sind und im
Death Valley gestrandet sind und dort eine Weile ausharren
mussten, bis zwei Kundschafter von ihnen einen Ausweg nach Westen
gefunden haben. Wir fahren weiter (Scotty's Castle wäre
ein Umweg von zig Meilen), aus dem Tal heraus. Die Straße
verläuft schnurgerade den Berg hinauf, man sieht keine
Steigung, aber das Auto tut sich wieder mal merklich schwer,
regelmäßig steht ein Schild an der Straße, wo es
Kühlwasser für einen überhitzten Kühler gibt,
dass man die Klimaanlage ausschalten soll (um den Motor nicht
unnötig zu belasten)(kein Problem bei unserem Auto: die
Temperatur hat sich nie geändert, egal was man macht und wo
man ist - hat die Anzeige je funktioniert?), und es geht relativ
schnell von 0 auf über 4000 Fuß hoch. Dann geht es
wieder herunter, durch das Panamint Valley, das ebenfalls noch
zum Nationalpark gehört, unten ist die Straße wieder
ewig lang schnurgerade durch ein salziges Flussbett, an einer
einsamen Tankstelle, die bereits 100 Meilen vorher
angekündigt wurde aber kein Benzin hat, sondern nur das
lapidare Schild 'sorry no gas', vorbei (wer hier
liegenbleibt, hat ein Problem), und wieder hinauf in Serpentinen
(oben ist ein schöner Aussichtspunkt), und dann geht es ins
nächste Tal Richtung Lone
Pine, ewig lang schnurgerade an einem Salzsee entlang;
Michael schläft, und ich bin auch todmüde (die Nacht im
Death Valley war irgendwie nicht so erholsam). Endlich der Ort Lone Pine, ein Wegweiser zeigt
zurück ins Death Valley: 104 Meilen. Nicht schlecht. Im
Visitor Center von Lone Pine erfahren wir, dass man für den
Mt Whitney ein Permit in der Ranger Station bekommt, und dort
fahren wir hin - nachdem wir im Supermarkt eingekauft haben.
Für heute bekommen wir kein Overnight Permit, sondern nur
eines für morgen auf übermorgen. Das nehmen wir, und
mieten uns gleich für 6$ einen bärensicheren Kanister
für's Essen. Zurück im Visitor Center erkundigen
wir uns nach einem Campingplatz in der Stadt (uns wird einer oben
Richtung Mt Whitney
empfohlen). Dann fahren wir hoch und bauen unser Zelt auf (leider
gibt es nicht viel auf dem Campingplatz, keine richtigen
Waschräume), legen uns hin und schlafen erstmal zwei
Stunden. Dann fahren wir nochmal runter und kaufen uns noch
Grillfleisch ein. Lone Pine
ist ein seltsamer, untypischer Ort. Keine breite
Hauptstraße, wo links und rechts die Gebäude locker
verstreut sind, sondern ein Haus reiht sich an das andere, viele
Fassaden im Western-Stil. Viele Leute sind unterwegs, hier
läuft gerade das Filmfest. Hier, in einem kleinen,
abgelegenen Ort... (später erfahren wir aus dem
Reiseführer, dass hier tatsächlich viele Western und
sogar eine Folge von Star Trek gedreht worden sind, speziell
oberhalb des Ortes, ganz in der Nähe unseres Campingplatzes; daher gibt es da auch
eine „Movie Rd.“). Auf dem Campingplatz zurück
packen wir unsere Rucksäcke, essen und legen uns schlafen.
Das Essen haben wir vorher in bärensicheren Metallcontainern
verstauen müssen; das sind verschließbare Kisten,
denen der Drehgriff zum Öffnen abgenommen wird und an einer
Kette danebenhängt; der Bär schafft es nicht, den Griff
an das Schloss zu setzen und zu öffnen. Das ist nötig,
weil die Bären durch den Geruch von Essen oder auch anderen
stark duftenden Stoffen angelockt werden und auf der Suche danach
Schaden anrichten, Zelte zerstören, Menschen verletzen und
Autos aufbrechen (im Yosemite NP im letzten Jahr über 1000
Autos).