Natürlich haben wir am Vortag
Vegas nicht ganz geschafft, die Entfernungen sind einfach zu
groß. Uns fehlt noch das „Luxor“
und daneben das „Mandalay Bay“
(eigentlich fehlt uns eine ganze Menge an Hotels und Attraktionen wie z.B.
das Stardust gleich nebenan, aber wir besichtigen nur die
größten und verrücktesten). Wir fahren zum Luxor,
parken hinter dem Excalibur wie gestern. Vor dem Luxor
steht ein riesiger Obelisk (mit dem Namen des Hotels), der so groß ist, dass unten ein Auto
durchfahren könnte; wir gehen hinauf zur Sphinx, die als
Hotel-Zufahrt-Dach dient (und deren Pfoten größer sind
als ein Mensch, aber sie klingen hohl). Das Luxor
selbst besteht aus einer riesigen, schwarzen Glaspyramide und einem ebenfalls schwarzen
Glaswürfel-Komplex daneben. Wenn man in die Pyramide
hineingeht, erwarten einen natürlich Unmengen an
Slotmaschinen; das gesamte Erdgeschoß ist voll von ihnen.
Darüber gibt es noch eine Etage mit lauter anderen
Attraktionen wie zum Beispiel einem IMAX-Kino und diverse
Volksfest-Spiele. Die Hotel-Zimmer befinden sich an den
Seitenflächen der Pyramide, die oberen Etagen weiter innen
als die unteren. Innen befindet sich jeweils ein Gang, nach
außen sind die Zimmer ausgerichtet. Der restliche Innenraum
der Pyramide ist frei. Und den wollen wir uns mal von oben
anschauen, oder vielleicht irgendwie von der Pyramidenspitze aus
die Aussicht auf Las Vegas genießen können. Aber wie
kommt man rauf? Die Aufzüge gehen nur bis zum ersten Stock,
dieser Vergnügungsetage. In den Ecken gibt es auch noch
sogenannte „Inclinators“, das sind
Schrägaufzüge, die an den Kanten der Pyramiden nach
oben fahren. Es dauert eine Weile, bis wir ihren Eingang gefunden
haben; dort sitzt ein Mann, der uns fragt, wo wir hinwollen und
uns anscheinend nur widerwillig hochfahren lässt. Oben
angekommen, im 15. Stock, stellen wir fest, dass wir bei weitem
noch nicht oben sind: die Pyramide ist ein ganzes Stück
höher, aber mit diesem Inclinator nicht zu erreichen,
scheinbar führen die beiden Nachbaraufzüge nach oben;
und tatsächlich: jeweils zwei gegenüberliegende
Inclinators versorgen den 1.-15. bzw. den 16.-30. Stock. Wir
fahren hinunter und wollen mit einem anderen Aufzug bis zum 30.
Stock hochfahren, aber der Aufpasser dort lässt uns nicht
hoch - 'sorry, hotel guests only'. Dann halt nicht, dann
gehen wir eben. Mit der hoteleigenen Tram (auf Stelzen, hält
vor den Pfoten der Sphinx) wollen wir ins Mandalay Bay
fahren, aber man muss dazu zuerst in die andere Richtung zum Excalibur fahren, weil der
Zug nur in einer Richtung beim Luxor hält. Das Mandalay Bay
ist mindestens ebenso groß und luxuriös wie die anderen Hotels, allerdings
hat es keine besondere Attraktion. Dass der Pool riesig ist und
wir einige Minuten brauchen, um einmal herumzulaufen und er einen
Sandstrand und eine Wellenanlage hat, ist schon fast normal. In
Vegas herrscht der Größenwahn. Wir gehen zum Auto
zurück (ein ganz schönes Stück zu Fuß!) und
fahren nach Süden auf dem Strip aus der Stadt heraus. Wann
werden neue Hotels hier stehen? Las Vegas wächst
unaufhörlich, aus der kleinen Oase an der Eisenbahnstrecke
Los Angeles-Salt Lake City ist eine Stadt mit mehreren
hunderttausend Einwohnern und zigtausenden von Hotelbetten
geworden, der Strip ist inzwischen 5 Meilen lang (obwohl die Zahl
der Hotels gar nicht so groß ist - sie sind einfach nur
riesig), und er wächst nach Süden weiter, das neueste
Haus ist das Mandalay Bay,
und südlich davon ist bereits eine neue Baustelle. Die Stadt
hat keine Vororte, sondern fängt einfach an, besonders im
Süden: man kommt aus der Wüste, und dann steht da ein
Haus mit zig Stockwerken. Der Strip ist außerhalb der Stadt
ein kleiner Highway, zwei Fahrspuren pro Richtung, und
wächst zwischen den Hotels auf ca. 8 Spuren pro Richtung an
- genauso wie der Verkehr, rein und raus fahren nur wenige, aber
innerhalb der Stadt ist der Verkehr dicht. Je neuer die Hotels
links und rechts, desto breiter ist die Straße. Je extremer
das Auto, desto besser. Ein Autoverleih bietet z.B. einen Hummer
und eine Viper an, auf den Straßen sind viele langgezogene
Luxus-Limousinen unterwegs, die scheinbar meistens den Hotels
gehören und auch entsprechende Nummernschilder haben, z.B.
haben die vom MGM Grand Hotel „MGM 1“, „MGM
2“ usw. Hier, ein Stück außerhalb der Stadt,
sind noch verstreut ein paar kleine Häuser, u.a. eine
Tankstelle, wir tanken voll, denn hier gibt es das billigste
Benzin unserer Reise (131 Cent/Gallone). Dann fahren wir wieder
ein Stück einwärts, halten am Flughafen an (so
groß ist Vegas ja gar nicht, aber dafür haben sie
einen verhältnismäßig sehr hohen Flugverkehr -
irgendwo müssen die Leute ja herkommen, die mitten in der
Wüste zocken sollen). Man kann direkt zum Zaun hingehen und
beobachten: es kommen auch viele kleine Flugzeuge rein,
Privatjets; einen sehen wir landen und parken, und sofort
fährt die Stretch-Limousine vor. So muss es sein. Michael
will nochmal ins „Venetian“ und fotografieren, O.K.,
wir fahren dort ins Parkhaus, und nach einem längeren
Fußmarsch im Hotel haben wir auch Erfolg. So kommt es, dass
wir erst nachmittags um drei die Stadt verlassen. Das tut gut;
denn Las Vegas ist keine richtig gemütliche Stadt. Alles ist
eine Scheinwelt, eine Illusion, ein gigantischer Wasser- und
Energieverbrauch, mitten in der Wüste, vieles gibt es sehr
billig (Essen, Benzin, Übernachtungen etc.), weil das Geld
aus den Casinos kommt, man erlebt märchenhaften Prunk, aber
- das Glücksspiel zählt, überall stehen die
Slotmaschinen zu hunderten herum, viel anderes gibt es nicht.
Obwohl die Hotels perfekt und fein aussehen, sie sind es nicht.
Man würde erwarten, in einem derartigen Luxusschuppen
würde eine feine, zurückhaltende Atmosphäre
herrschen, Leute in Abendkleidung, aber wir mit unseren Shorts
und T-Shirts sind überhaupt nicht aufgefallen - hier ist
jeder, es sieht nur fein aus, Leute aller sozialer Schichten
sitzen stumm vor den einarmigen Banditen und füttern eine
Münze nach der anderen rein, und zwischendrin dudeln die
Automaten und werfen gelegentlich Haufen von Geld heraus (das
liegt daran, dass man durchschnittlich einen erstaunlich hohen
Teil des Geldes wieder herausbekommt, bis zu 97%; die restlichen
3 Prozent reichen den Casinos, wenn jeder Besucher
durchschnittlich einige hundert Dollar verspielt). Gut, wir sind
weg, und tschüss. Die Straße führt zuerst
schnurgerade Richtung Pahrump,
schlängelt sich durch eine Bergkette, und nach einer Weile taucht dieser Ort auf. Auch
mitten in der Wüste gelegen, vor uns weht demonstrativ ein
vertrockneter Busch über die Straße, wie im Film, wir
sind im Nichts. Pahrump ist
ein seltsamer Ort: nicht groß, aber die Häuser haben
einen derartigen Abstand zueinander, dass wir fast eine halbe
Stunde brauchen, bis wir durchgefahren sind. Und schon verlassen
wir Nevada und sind in Kalifornien. Die Straße zieht sich
weiter, mit langen schnurgeraden Stücken, die
entgegenkommenden Autofahrer grüßen uns - weil man
hier so selten jemanden sieht. Langsam geht die Sonne unter, wir
kommen an einer letzten Kreuzung mit einer Tankstelle, sonst fast
nichts, vorbei und fahren ins Death Valley. Die Sonne
verschwindet immer mehr - aber wir wollen von dem Tal was sehen.
Ich fahre schneller, viel schneller als erlaubt - hier im Nichts
kontrolliert sowieso kein Polizist. In der Dämmerung
erreichen wir schließlich Badwater,
den tiefsten Punkt der USA. Neben der Straße ist ein Parkplatz, ein Klo, eine
Infotafel, ein großer Salzsee. Wir fotografieren und filmen
in der Abenddämmerung, es sieht genial aus, die Salzkruste,
das leere Tal. Wir wanderen ein ganzes Stück hinaus auf dem
Salz und wieder zurück und beschließen, hier zu
übernachten. Einfach so, Plane ausgelegt, Isomatten drauf,
und schlafen. Ist eigentlich nicht erlaubt in Nationalparks, man
bräuchte ein Backcountry Permit. Wir wollen am nächsten
Tag früh aufstehen, damit uns keiner entdeckt. Wir reden
noch lange und bewundern den gigantischen Sternenhimmel (hier ist
ja bis zum Horizont gar nichts, was Licht macht!), Michael baut
seinen Fotoapparat für eine Langzeitbelichtung des
Sternenhimmels auf (die Aufnahme, mehrere Stunden belichtet,
sieht gut aus!), und schlafen ein, nach einer Weile wachen wir
auf und holen uns doch noch unsere Schlafsäcke, ist einfach
bequemer und wärmer.