Gegen zehn Uhr stehen wir auf,
packen unsere Sachen und machen uns an den Abstieg (ganz
gemütlich). Bevor wir losgehen, begegnet uns der Typ von
gestern abend, der ganz oben übernachtet hat. Mit dem ganzen
Gepäck geht es runter doch viel einfacher als rauf, trotzdem
sind wir wieder erstaunt, wie lange wir unterwegs sind, und vor
allem, wie lange das letzte Stück, die Serpentinen, ist (der
Weg ist hier nicht sehr steil, aber weil er lang ist, merkt man
es bald in den Zehen). Um dreizehn Uhr sind wir endlich beim
Auto. Eigentlich sollte man hier unten einen kurzen Bericht
schreiben, steht auf einer Tafel, aber nachdem wir kein Formular
finden, lassen wir das. Wir lassen uns Zeit beim Umräumen
und Aufräumen, die Rucksäcke müssen
ausgeräumt werden, das Essen aus dem Bärencontainer im
Auto verstaut werden, wir essen eine Kleinigkeit und fahren dann
los. Wir wollen bis etwa zum Yosemite NP kommen, das ist nicht
allzu weit, und uns dort ein gemütliches Motel suchen, das
haben wir uns verdient (seit Las
Vegas waren wir nur auf Campingplätzen ohne Waschraum -
und jetzt sind wir müde und verschwitzt, nach dieser Tour).
Unten in Lone Pine bringen
wir den gemieteten Bärenkanister zur Ranger Station
zurück (faszinierend, heute ist Sonntag, und die haben
geöffnet) und fahren weiter Richtung Norden, das Tal
entlang. Hier ist nicht viel (vom Mt Whitney aus sah es ja wie
eine Mondlandschaft aus): auf dem spärlichen Gras weiden
Rinder, links und rechts sind gigantische Weiden abgezäunt,
und irgendwo in der Ferne sieht man lauter schwarze Punkte,
große Viehherden. Die Straße verläuft wieder
einmal ganz gerade, hat streckenweise einen Mittelstreifen, der
an manchen Stellen so breit ist, dass man die andere Fahrbahn nur
in der Ferne sieht, einige hundert Meter sind das auf jeden Fall.
Und zwischen den Fahrbahnen Verbindungsstraßen!!!
Außerdem überqueren wir den Los Angeles Aqädukt,
das ist ein Kanal, einige Meter breit, mit dem Trinkwasser nach
Los Angeles geleitet wird (in Betrieb seit 1941, angelegt vom Los
Angeles Water Department) - hier, in dieser sowieso schon
trockenen Gegend, wird Wasser von verschiedenen Flüssen
abgezapft und in das gut 300 Meilen (!!!) entfernte L.A.
geleitet. Wir kommen durch Bishop, einen größeren
Ort, (das weiß man vorher nie so genau, auf den Karten
hängt die Größe des Punktes wohl eher von der
Bedeutung der Stadt und weniger von ihrer Einwohnerzahl ab) sehen
aber kein Postamt, und fahren daher weiter, und schließlich
nach Lee Vining. Wir halten
an einem Aussichtspunkt an, von dem man den Mono Lake sehen kann (aber keine
berauschende Aussicht) und bei dem einiges interessantes
über das L.A. Aquädukt zu lesen ist. Für den Bau
in den 30er Jahren wurde hier eine eigene Stadt für die
Arbeiter angelegt, die aber danach wieder abgerissen wurde; der
Wasserspiegel des Mono Lake (ähnliche Größe wie
der Chiemsee) ist bis 1981 durch die Wasserentnahme um 15 Meter
gefallen, heute ist man nach langen Streitereien zu dem
Kompromiss gelangt, dass der Wasserspiegel des Mono Lake auf 7
Meter unter dem ursprünglichen Niveau gehalten werden muss.
Lee Vining stellt sich als
winziges Kaff heraus, mit zwei Tankstellen und drei kleinen
Motels, wir fahren erst einmal durch und weiter bis zum Mono Basin Visitor Center ein
Stück dahinter. Natürlich hat das Ding seit zehn
Minuten geschlossen, sogar die Toiletten sind abgesperrt, also
bleibt uns nichts anderes übrig als zurückzufahren und
ein Motel zu suchen. Wie gesagt: es gibt nur wenige kleine
Motels, gleich das erste hat keine Zimmer mehr frei, im zweiten
wird für das Zimmer über $80 verlangt (150 DM für
ein einfaches Motelzimmer!!!), und im dritten ist auch kein
Zimmer frei - und vermutlich ist das Preisniveau überall
ähnlich. Um wenigstens noch irgendwas zu sehen, fahren wir
wieder zurück zum Mono Lake, zur „South Tufa“-Gesteinsformation.
Das sind schornsteinartige Röhren aus Tuffstein, die am Ufer
aus dem See ragen, und charakteristisch für den Mono Lake.
Sie entstanden, weil unterseeische Quellen mit mineralreichem
Wasser rund um die Austrittsöffnung dieses Gestein
abgelagert haben, so ähnlich wie die vulkanischen schwarzen
Raucher in der Tiefsee (deshalb ist das Wasser auch sehr salz-
und sodahaltig). Nachdem durch die Wasserentnahme der
Wasserspiegel um einige Meter gefallen ist, liegen diese
Schornsteine nun frei. Es gibt einen großen Parkplatz
(natürlich mit Klo) und einen Trail, und es sind schon viele
Leute zum fotografieren dort - die Sonne geht gerade unter. Und
es sieht wirklich schön aus - der See, der Tuffstein, die
kargen Büsche mit ihren kleinen gelben Blüten am
salzigen Ufer. Wir schauen noch eine Weile, und machen uns dann
auf, einen Campingplatz zu suchen. Wir entscheiden uns für
die Plätze an der Straße zum Tioga Pass, weil das am
nächsten liegt. Der erste Platz überzeugt nicht so sehr,
nicht einmal fließendes Wasser gibt es. Aber es ist schon
dunkel, deshalb nehmen wir ihn (kostet $7 - ganz schön viel,
dafür dass fast nichts geboten wird). Ein Lagerfeuer
wäre jetzt was feines, und wir sammeln Holz (natürlich
ist alles schon gut abgegrast, es liegt nicht viel rum) und
registrieren uns, wie üblich per Formular am Eingang. An
unserem Zeltplatz liegt eine riesige Baumwurzel herum, eine Menge
Holz, aber wir schaffen es nicht, sie zu zerteilen (Wir haben nur
Taschenmesser dabei, und mit spitzen Steinen lässt sich das
Teil auch nicht spalten. Man sieht, dass wir nicht die ersten
sind, die an diesem Ding scheitern...). Schließlich finde
ich im Wald ein kleines Bäumchen, das umgefallen ist. Sofort
fällen wir es mit der Säge des Taschenmessers und
zerlegen es in handliche Stücke. Das gibt ein schönes
Feuer, und wir braten darin unsere restlichen Vorräte und
rösten uns ein paar Marshmallows.