Zuerst das Finanzielle: In den USA
sind bekanntermaßen Kreditkarten extrem weit verbreitet,
daher ist es sehr sinnvoll, eine zu besitzen (am verbreitetsten
sind VISA und Mastercard). Es ist nicht nur praktisch, ohne viel
Bargeld auszukommen, sondern z.B. ein Auto zu mieten ist ohne
Kreditkarte fast unmöglich. Wer keine Karte hat, wird sogar
u.U. als nicht kreditwürdig angesehen. Entsprechend weniger
beliebt sind andere Zahlungsmittel: unsere Euroschecks oder
EC-Karten sind dort unbekannt. Bargeld wird zwar immer genommen,
aber weil die Scheine alle die gleiche Farbe, das gleiche Format
und keinerlei Sicherheitsmerkmale haben, sind sie wesentlich
leichter zu fälschen als deutsche Banknoten (was auch
gemacht wird), daher kann es sein, dass Scheine über 20 $
sehr ungern akzeptiert werden. Die Stückelung des Geldes ist
auch schlechter: es gibt als Münzen nur Nickles (5 Cent),
Dimes (10 Cent) und Quarter (25 Cent) (womöglich noch
andere, die im Alltag aber keine Bedeutung haben), und als
Scheine nur 1 $, 5 $, 10 $, 20 $ und 100 $. Speziell mit
Münzen hat man deshalb oft Probleme, wenn man einen
Münzautomaten benutzen will. Wo man in Deutschland 5 DM
reinwirft, braucht man umgerechnet 10 Quarter - und die hat man
selten, weil man viel mit der Kreditkarte bezahlt. Uns würde
interessieren, wie die Amerikaner das handhaben. Und auch bei den
Scheinen hantiert man mit größeren Päckchen. Ein
weiteres Zahlungsmittel ist der Reisescheck, der überall
akzeptiert wird, das Restgeld bekommt man bar heraus. Daher ist
es ideal, als Tourist eine Kreditkarte für
größere Ausgaben zu besitzen und einige Reiseschecks,
um problemlos an Bargeld zu kommen (wir hatten beide jeweils 6
Reiseschecks à 50 $) - die Ausgaben verteilt man am besten
so, dass die Reiseschecks gleichmäßig bis zum Ende der
Reise ausgegeben werden und man so immer etwas Bargeld hat. Beim
Einkauf muss man sich nicht wundern, wenn es an der Kasse
plötzlich teurer als erwartet ist: in den USA sind
Nettopreise auf den Waren, dazu kommt noch eine regional
unterschiedliche Steuer von 7-20%. Die Preise in den USA sind im
Allgemeinen ähnlich wie in Deutschland (abgesehen von
verschieden stark besteuerten Dingen wie z.B. Benzin). Bei den
Nahrungsmitteln bekommt man mehr für's Geld, die
Packungen sind bei ähnlichem Preis deutlich
größer - dafür ist das Produkt weniger
natürlich, sondern enthält oft Konservierungsmittel,
Zucker in rauhen Mengen oder Zuckeraustauschstoffe,
Fett-Ersatzstoffe, gentechnisch veränderte Zutaten, selten
Ballaststoffe. Es gibt manche Sachen wie z.B. Jeans, die in den
USA deutlich billiger sind, weil sie bei uns als
„Markenware“ deutlich überteuert verkauft
werden; besonders in „Factory Outlet Stores“ kann man
solche Sachen sehr günstig bekommen - aber ist der Urlaub
nicht zu schade zu Einkaufen? Billiger sind auch die Motels, weil
sie sehr schlicht und mit wenig Service, allerdings immer sauber
und großzügig angelegt sind (weil die Baukosten sehr
gering sind). Was sich vielleicht lohnt, sind Produkte, die bei
uns entweder erst sehr viel später auf den Markt kommen
(Videos, DVD) oder überhaupt nicht (manche
High-Tech-Produkte). Eingekauft wird fast nur in
Supermärkten oder Shopping Malls (Einkaufszentren),
Einzelhandelsgeschäfte gibt es kaum (bzw. nur für
Luxusgüter). Die Supermärkte haben ein gigantisches
Angebot, speziell bei „typisch amerikanischen“ Waren
(Chips, Nachos, Marshmallows, Cookies, Softdrinks) gibt es eine
große Auswahl an verschiedenen Marken auf mehreren Metern
Regalbreite, von oben bis unten. Die meisten Supermärkte
haben noch ein Zusatzangebot wie Hobbybedarf (vom Schlauchboot
bis zur Angelrute, vom Grillzubehör bis zu Autoteilen,
Jagdbedarf (in einem wurden Waffen verkauft)), eine Apotheke,
eine Musikabteilung... Was man dagegen kaum findet, ist eine
großzügige Obst- und Gemüseabteilung, Brot wie in
Deutschland (sogar „Pumpernickel“ ist dort weich wie
ein Schwamm, obwohl es dunkel (gefärbt) ist), Diafilme
(heißen „color slides“, sind so gut wie
unbekannt und doppelt so teuer). An der Kasse wird einem der
Einkauf oft von einem weiteren Angestellten in Tüten
verpackt, überhaupt gibt es ausreichend Personal und selten
lange Schlangen. Ein weiterer Unterschied betrifft das
Telefonieren: mit dem deutschen Mobiltelefon kann man in den USA
nicht viel anfangen, weil die Netze meist eine andere Frequenz
verwendet (1,9 GHz statt 900 Mhz/1,8 GHz), und es nur selten
einen Roaming-Vertrag mit dem deutschen Mobilfunkbetreiber gibt,
und schließlich fast nur in den Städten eine
ausreichende Netzabdeckung vorhanden sein dürfte. US-Handies
kann man sich aber mieten. Ob das wirklich nötig ist, ist
die Frage, weil es sehr viel mehr öffentliche Telefonzellen
als in Deutschland gibt, selbst in den entlegensten Nationalparks
gibt es an vielen Parkplätzen ein Telefon. Die meisten sind
Münztelefone, aber Calling Cards sind sehr viel weiter
verbreitet als in Deutschland, daher gibt es keinen Grund,
Kartentelefone aufzustellen und Telefonkarten zu verkaufen. Kein
Wunder, dass sich die Telekom beklagt, dass ihre Telefonzellen
oft unrentabel seien - das liegt vielleicht am aufwändigen
Telefonkartensystem, die amerikanischen Telefonzellen sind
technisch viel einfacher. Ortsgespräche kosten nur einmalig
ca. 15 Cent, in Motels sind sie komplett kostenlos (in der
Grundgebühr enthalten). Die Leitungsqualität scheint
allerdings schlechter zu sein, aus Motels bekamen wir nie auch
nur annähernd eine Modemverbindung mit 56000 bit/s zustande
- vielleicht liegt das aber auch an den Telefonanlagen der
Motels.
Ein weiterer interessanter Punkt sind die Nationalparks. Sie
unterstehen dem Bund und werden vom 'National Park
Service' (http://www.nps.gov) verwaltet.
Gemeinsam ist die gute Erschließung (überall kann man
sich auf ein bequemes Straßennetz, gepflegte
Campingplätze mit Waschmöglichkeit und einen Grill
neben jeden Zeltplatz verlassen), gutes Personal (die zahlreichen
Ranger haben polizeiliche Befugnisse, sind aber immer freundlich
und sehr kompetent), eine gute Ausschilderung (an den
Aussichtspunkten und Trails gibt es oft lehrreiche Tafeln), und
es gibt mindestens ein Visitor Center mit
Informationsmöglichkeiten, manchmal einer Diashow, einem
kleinen Museum, einem kleinen Geschäft für Souvenirs,
Postkarten, Lehrbücher und anderes
'Edutainment'-Material. Am Parkeingang erhält man
eine gut gemachte Karte des Parks mit interessanten Artikeln und
oft auch noch eine Nationalpark-Zeitung, die über aktuelle
Ranger-Programme (Wanderungen, Sunset Talk) und Vorkommnisse
berichtet, oft gibt es auch ein Park-Radio (Frequenz: ca 1600
kHz). Die Trails sind sehr gut ausgeschildert und in gutem
Zustand, und sie führen tatsächlich zu den
spektakulärsten und sehenswertesten Teilen der
Nationalparks. Man muss durch die Parks mit dem Auto fahren, weil
sie so groß sind, allerdings sollte man auch möglichst
viele Trails machen, weil man dann die Natur erst richtig erlebt
- es wäre falsch, mehr sehen zu wollen und dafür nur
mit dem Auto vorbeizufahren und an den Parkplätzen kurz
auszusteigen. Der Eintritt ist günstig, 10-20 $, und es gibt
auch den „Golden Eagle“ für 50 $, mit dem man
ein ganzes Jahr lang sämtliche Nationalparks und
Nationalmonumente besichtigen kann.
Die Landschaft in den USA ist zwar sehr weitläufig, aber man
ist nie ganz verloren im totalen Outback: überall
führen Straßen hin, auch wenn dort fast kein Verkehr
ist und auch zig Meilen keine Ortschaft kommt, wo ein Ort ist,
ist eine Tankstelle und ein kleines Geschäft, wo ein Haus
ist, da ist die „moderne Zivilisation“ (anders kann
man das z.B. in Afrika erleben).
Die Amerikaner sind alle sehr freundlich und aufgeschlossen, und
man kommt auch leicht mit ihnen ins Gespräch. Fast schon
auffällig war, was für ein entspanntes Verhältnis
sie zur Technik haben, ein Laptop ist nicht ungewöhnlich,
auch nicht eine Videokamera (doch: meine alte Hi8-Kamera ist
deutlich größer als die digitalen Apparate der Amis,
weshalb sie mich mit meinem Stativ oft für einen Profi
gehalten haben), das Internet ist viel selbstverständlicher
als bei uns, und ein GPS ist für Bergsteiger auch nicht
ungewöhnlich. Bestätigt hat sich das Vorurteil, dass
sie ziemlich legere und sportliche Kleidung bevorzugen,
Cowboystiefel und –hüte werden auch getragen, auch
alte Menschen haben oft Jeans oder Jogginghosen an. Dafür
wird fast jeder über 60 in einen Rollstuhl gesetzt und durch
die Gegend gefahren (so erklären sich die breiten, oft
betonierten Fußwege in den Nationalparks) - die Amis sind
nun mal kein Volk der Fußgänger. In Mesa Verde sah ich
einen alten Mann, aus dessen Nase ein Schlauch zur
Sauerstofflasche führte, die er in einem Gestell hinter sich
her zog; man ist für nichts zu alt.
Für unsere Reise haben wir uns einen Zeitplan ausgearbeitet,
der nicht zu knapp kalkuliert war, wir hatten sogar noch zwei
Tage freigelassen, die wir während der Reise auch wieder
aufgebraucht haben - es dauert immer etwas länger, als man
denkt. Ansonsten hat die Zeitplanung perfekt geklappt, und auch
die Route, die wir uns vorgenommen hatten, war realistisch. Wir
können sagen, dass wir eine Menge gesehen haben, vor allem
in dieser kurzen Zeit, und in den meisten Nationalparks kaum
etwas verpasst haben. Man könnte zwar immer noch viel mehr
Zeit in den Parks verbringen, aber schlecht war unsere Einteilung
sicher nicht. Schade war nur, das wir für die
Rangerprogramme fast nie Zeit hatten, und wir uns die Trails auch
genau einteilen mussten, damit wir rechtzeitig zum nächsten
Park aufbrechen konnten. Wir haben auf jeden Fall die wichtigsten
Parks und Sehenswürdigkeiten besucht, und mehr wäre in
dieser Zeit nicht möglich gewesen. Die Strecken sind
groß genug, auch wenn andere Leute deutlich mehr in drei
Wochen gefahren sind - viel mehr als unsere 3800 Meilen wäre
uns zu anstrengend (man müsste auf die interessanten Trails
verzichten - und verpasst dabei das eigentliche Erlebnis), mit
viel weniger dürfte man kaum auskommen, wenn man soviel
sehen will. Sehenswürdigkeiten gibt es im Westen der USA
genug, sie sind aber gut verstreut - spontan fällt mir im
Süden der Joshua Tree NP ein, die Forschungsstation
Biosphere II oder die berühmte Westernstadt Tombstone, im
Norden der Große Salzsee, die Landschaft der großen
intramontanen Becken, der Yellowstone NP, das Mount
Rushmore-Monument, vielleicht Black Canyon of the Gunnison, und
weiter im Westen Hollywood, die großen Redwood-Wälder,
und was es noch so alles in Kalifornien gibt. Im Herbst unterwegs
zu sein, war auch nicht falsch - das Wetter war angenehm warm bis
heiß (außer nachts), im Sommer wären Touren wie
der Abstieg in den Grand Canyon in einem Tag nicht mehr so
einfach, und zur Hauptreisezeit muss auch ein irrsinniger
Besucheransturm auf die Nationalparks stattfinden. In den
höheren Lagen der Rocky Mountains war das Laub der
Bäume schon golden gefärbt, aber noch kein Schneefall
hat uns z.B. beim Mount Whitney behindert - wenige Wochen
später kann das ganz anders sein. Wegen der Trockenheit
entging uns z.B. der Yosemite Fall, andererseits hat uns auch
nirgendwo Schlamm oder Wasser behindert, zum Wandern war es
ideal. Wir können uns im Nachhinein keine bessere Reisezeit
vorstellen (obwohl wir uns danach nicht gerichtet hatten). Es hat
perfekt geklappt, es war ein wunderschöner Urlaub.