Wir wachen schon gegen 6 Uhr auf, eine Nachwirkung der Zeitverschiebung, die nicht unbedingt schlecht ist. Nachdem wir uns geduscht haben und die neuesten Nachrichten im Fernsehen angeschaut (= durchgezappt) haben, ist es sieben Uhr, es muss ein Frühstück her. Gleich nebenan gibt es einen Burger King, aber da frühstücken? Daneben ist noch ein Lokal einer anderen Restaurantkette, wo wir dann auch hingehen. Sofort bekommt man Kaffee und Wasser mit Eis („Hi guys, how are you?“), als Essen entscheiden wir uns für scrambled egg mit ham und toast. Auf der Karte war vor allem britisches Frühstück, Eier in allen Variationen mit allen Arten von Fleisch und Würstchen, es gab aber auch mexikanische Sachen. Kaffee bekommt man immer nachgeschenkt, wenn man einmalig 99 cent bezahlt hat (schmeckt ganz gut, nicht so stark und heiß wie in Deutschland, mit Milch und Süßstoff richtig gut). Dann bekommen wir die Rechnung, aber die Kellnerin holt irgendwie die Kreditkarte nicht ab. Schließlich gehen wir zur Theke und bezahlen dort. Merke: zuerst die Kreditkarte geben, danach auf den ausgedruckten Beleg das Trinkgeld draufschreiben. Anschließend räumen wir unser Zimmer und fahren in die Stadt (verfahren uns leicht, weil wir weiter westlich waren als gedacht, da wir am Vortag ohne Karte rumgeirrt sind; dann kommen wir halt von Westen rein). Nachdem wir einen Parkplatz ganz in der Nähe des Capitols gefunden haben, besichtigen wir das gleich. Schaut schon fein aus, nicht einmal kitschig; es ist sehr aufwendig ausgestattet mit viel Marmor und Gold, an den Wänden verschiedene Bilder, unter der Kuppel Gemälde von allen Präsidenten der USA. Ein Mann poliert gerade das Messing der Brüstung. Dann gehen wir auf die Kuppel, von der man einen schönen Blick über Denver hat (die Stadt ist doch sehr groß, hat viele Bäume, einen konzentrierten Central Business District, und schnurgerade mehrspurige Ausfallstraßen, ein Freizeitpark ist auch zu erkennen). Dann gehen wir zur US Mint, wo täglich 20 Millionen Münzen geprägt werden (eine weitere gibt es in Philadelphia) und wo ein Viertel der US-Goldreserven gelagert werden (darum die strengen Sicherheitsvorkehrungen: Durchleuchtung des Handgepäcks, keine Foto- oder Videoaufnahmen). Die Führung ist kostenlos. Dann geht es weiter zur 16th Avenue, einer Fußgängerzone mit kostenlosen Shuttle-Bussen. Aber interessant sind die Geschäfte eigentlich nicht. Schon eher die Fußgängerzone selber, die ist ganz schön gemacht (auf der Straße zwei Fahrspuren für die Busse, dazwischen Bäume, Bänke, Telefonzellen etc., und an jeder Querstraße eine Bushaltestelle), außerdem gigantische Ausblicke auf die spiegelverglasten Hochhäuser. Und Denver hat auch eine Straßenbahn! Wir gehen in einen AT&T-Laden, wo wir uns eine Calling Card für 15$ kaufen (da die Verkäuferin Probleme mit der Bedienung der Kasse hat, dauert es eine Ewigkeit...). Dann rufe ich zuhause an, sage dass alles klar ist (die Calling Card hat nur 15 Minuten für Gespräche nach Europa). Jetzt ist es Viertel nach zwölf, wir machen uns auf den Weg zum Auto und fahren dann auf der Interstate 25 Richtung Norden (ist z.T. auch recht breit, 6 Spuren). Bald sehen wir etwas Supermarkt-ähnliches und fahren raus, es ist aber nur ein home improvement-Geschäft, aber auf der Rückseite von diesem riesigen Gebäude ist auch noch ein normaler Supermarkt. Dort kaufen wir Getränke, Chips, Nachos mit Dip, Bananen und Pudding ein... alles was man so zwischendurch essen kann. Und wir sind immer wieder erstaunt, wie groß der Supermarkt ist; es gibt ganze Regale nur mit Limo, x-verschiedene Sorten von Orangensaft, ganze Regale voller Chips.... Dann geht es weiter auf der Interstate Richtung Norden, wir kommen flott voran, weil das Tempolimit z.T. 75 mph ist. An der Ausfahrt Loveland (wo wir uns kurz verfahren) machen wir eine kurze Mittagspause, dann geht es weiter Richtung Rocky Mountains National Park. Die Straße wird enger und hügeliger, an den Seiten erheben sich plötzlich steile Felswände, wir fahren durch ein kurvenreiches Flusstal, das dann plötzlich breiter wird, und sind vor dem Nationalpark. Am Visitor Center sehen wir uns ein Modell des Parks an, erfahren, dass man Eintritt erst am Parkeingang bezahlt, und kaufen dann dort den Golden Eagle (erstaunlich: man kann nicht mit Kreditkarte bezahlen! => Reisescheck). Weiter geht's zum Moraine Campingplatz, wo wir uns einen Platz aussuchen und reservieren; danach fahren wir hinter zum Bear Lake, stellen das Auto dort ab und machen eine Wanderung (dann ist es schon fast halb sechs). Durch den Wald geht es nach oben (die Wege sind sehr gut ausgebaut, anfangs ca. 1 m breit und betoniert). Wir kommen an verschiedenen Seen vorbei, die alle ziemlich flach und von Wald umgeben sind, der sich im Wasser wunderschön spiegelt; hin und wieder liegt Schnee. Am höchsten See gibt es viele große Felsbrocken (auf denen ich rumklettere), im Wasser liegen ausgebleichte Baumstämme, und außenrum ist der Wald und die Bergkulisse... phantastisch. Allerdings ist von der Videokamera jetzt der Akku leer... viel gibt es aber sowieso nicht festzuhalten, weil die Sonne untergegangen ist. Beim Abstieg wird es immer dunkler, vor allem im Wald, so dass wir teilweise kaum noch den Weg sehen. Wir laufen zügig, unterhalten uns über alles Mögliche, und hoffen, dass wir keinem Bären begegnen. Gegen halb neun kommen wir beim Auto an, essen ein paar Chips und fahren zum Campingplatz. Wir bauen das Zelt vor der Einfahrt auf und tragen es rein, um keine Leute zu stören; allerdings kommen immer wieder andere Leute mit dem Auto, die reinfahren, so dass wir das Auto schließlich doch reintun. Auf das Überzelt verzichten wir, hauptsache wir kommen schnell ins Bett.