Morgens fliegen dicht über
uns Sportflugzeuge und Paraglider mit Motor (der Landeplatz
scheint direkt nebenan zu sein). Das macht sicher Spaß, vor
allem über so einer Landschaft. Wir fahren rauf in den Arches NP und holen uns sofort
am Eingang eine Reservierung für den Campingplatz. Bis 12
Uhr müssen wir uns einen Platz ausgesucht haben. Am Balanced Rock halten wir an und
fotografieren ihn, weiter geht's zur Window Section, wo wir
zwei Trails machen, zum Double
Arch und zu North & South Window. Dann geht's weiter
zum Campingplatz, es ist kurz vor zwölf, wo wir mit Müh
und Not einen freien Platz entdecken (das funktioniert so: bei
der Reservierung erhält man ein Formular, von dem man einen
Abschnitt ausfüllt und in ein Kästchen am Zeltplatz
einwirft. In einem Glasfenster kann ihn dann jeder sehen und
sieht, ob dieser Platz schon belegt ist und von welchem
Fahrzeug-Kennzeichen etc.). Nachdem wir unser Zelt aufgebaut
haben, marschieren wir los auf dem ersten Trail zum Broken Arch
und Sand Dunes Arch. Der Weg
führt durch eine felsige Landschaft, mit kleinen
Büschen etc. (kann man nicht beschreiben), irgendwann taucht
der Broken Arch auf. Naja, nicht so besonders. Weiter geht es
über eine große freie Fläche zu
Sandsteinformationen, die wie dicke, senkrecht
nebeneinanderstehende Scheiben aussehen. Dazwischen geht man
rein: faszinierend! Irgendwo in der Mitte drin ist der Sand Dunes Arch, eigentlich winzig,
aber hier drinnen in diesen Felsspalten und dem rötlichen
Sand am Boden sieht alles so toll aus. Und man kann auf diese
Sandsteinteile auch ganz gut raufklettern, das macht Spaß.
Wir halten uns ewig dort auf, obwohl es sehr sandig, windig und
generell heiß ist. Zurück zum Campingplatz, wir
füllen unsere Wasserreserven wieder auf, und wir machen den
großen Trail. Kurz drehen wir nochmal um und bringen das
Auto zum Parkplatz am Trailhead, weil die Zeit schon wieder
drängt. Der Trail führt zuerst zum Landscape Arch (leider nicht gut zu
sehen, weil die Sonne dahinter steht), dann folgen Wall Arch, Partition Arch, Navajo Arch, Double O Arch. Jeder Bogen sieht
anders aus, jeder faszinierend, jeder muss fotografiert / gefilmt
werden. Überhaupt: Was wir in diesem Tag in diesem
Nationalpark gefilmt und fotografiert haben, Wahnsinn. Die
Landschaft sieht auch einfach toll aus. Der rote Sandstein, die
rundlichen Formen, Scheiben, Säulen, Bögen, die aus ihm
bestehen, der rötlich-sandige Boden, die kleinen harten
stacheligen Büsche, der mehr als blaue wolkenlose Himmel,
die Hitze.... das macht das eben zu einem unvergesslichen
Erlebnis, einfach unvorstellbar, bizarr, schön. Wir sind
schon ganz schön erschöpft, aber weiter geht's, zum
Dark Angel, der sich als eine
Felssäule herausstellt. Zurück zum Double O Arch, dann auf einem
„Primitive Trail“ zum Private Arch, dann weiter (so
primitiv ist der Weg gar nicht, er führt halt durch ein
vertrocknetes Bachbett und immer wieder die Felsen rauf und
runter. Empfehlenswert, aber anstrengend.) Und uns läuft die
Zeit davon, zeitweise rennen wir, und schaffen es bis zehn nach
sechs zum Auto. Sofort rasen wir los zum Delicate Arch. Es sind einige Meilen
zu fahren, vom Parkplatz geht
es dann noch eineinhalb Meilen zu Fuß weiter, 150 m nach
oben. Wir rennen den Weg fast hoch, ca. zehn vor sieben sind wir
oben. Wir biegen um die Ecke, und da ist er, der Delicate Arch. Von der Abendsonne
angestrahlt, steht er da, rötlich leuchtend, im Hintergrund
die anderen ebenfalls rötlich leuchtenden Felsformationen,
ganz hinten die La Sal Mountains. Vor uns ist ein riesiges
Sandsteinbecken, ganz glatt, wie eine Badewanne oder wie ein
Fußballstadion, über dessen Ostkurve der Delicate Arch steht. In diesem
Stadion sitzen viele Leute und bewundern den Bogen in der
untergehenden Sonne. Wir sind zwar ziemlich erschöpft, aber
das hat sich wirklich gelohnt. Sowas haben wir noch nie gesehen.
Die Sonne geht unter, egal in welchem Licht, der Bogen sieht toll
aus. Wir wollen noch warten, bis der Mond aufgeht, ich habe mal
ein Foto gesehen, wo hinter dem Bogen in der Abendsonne der Mond
aufgeht, mit den schneebedeckten La Sal Mountains. Ein anderer
Mann, der die ganze Zeit sehr viele Fotos schießt und eine
Profi-Ausrüstung hat, wartet auch. Wir kommen ins
Gespräch. Nein, Profi ist er keiner, er betreibt das halt
als teures Hobby. Er arbeitet bei der amerikanischen
Luftfahrtbehörde oder so ähnlich (er meinte, wenn ich
fliege, und das Flugzeug stürzt ab, dann sei es vielleicht
seine Schuld) und hat in mehreren Bundesstaaten zu tun - und hat
immer seine Fotoausrüstung dabei, auf der Suche nach guten
Bildern. Er war z.B. schon mehrmals beim Delicate Arch; der Mond sollte um
zwanzig nach acht aufgehen, hat er gehört. Und er hofft auf
das perfekte Foto. Allerdings geht der Mond dann ziemlich weit
links auf, bis er über dem Bogen ist, ist er schon sehr
hoch, außerdem dauert das noch ein paar Stunden, das wird
heute nichts. Aber vorher erfahre ich noch einiges von ihm: der
Bogen von Sternen rechts neben der südlichen
Milchstraße ist der Skorpion, der mittlere Stern ist
rötlich; aber der „Stern“ schräg
darüber, ebenfalls rötlich, das ist der Mars. Und
gegenüber, links von der Milchstraße, ist der
„teapot“, mit Henkel, Deckel, Ausgießer, und er
steht schräg und gießt in die Milchstraße. Er
sei erstaunt darüber, wie viele ausländische Touristen
hier seien, die Amerikaner selbst kennen das Gebiet nicht so gut.
Und was ich mache, will er wissen, Zivildienst, das sei gut
gewesen, das sollten die Amis auch machen, vielleicht
schätzen sie dann den Wert der Gesellschaft mehr. Und er ist
erstaunt über mein gutes Englisch, das besser als das vieler
Amerikaner sei. Schön. Um halb neun oder so gehen wir dann.
Zurück am Campingplatz: wo ist unser Zeltplatz? In der
Dunkelheit kann man die Tafeln mit den Nummern überhaupt
nicht lesen. Und wir sehen keinen freien Platz, der unserer sein
müsste. Michael probierts mit dem GPS, aber die Genauigkeit
reicht leider nicht ganz. Dann sehen wir es: auf unserem Platz
sind andere Leute. Wir parken das Auto, bringen unser Zeug zum
Zelt, und denken nach, wie wir sie von unserem Tisch verscheuchen
können, weil wir Hunger haben und grillen wollen. Dann
sprechen mich die Leute an: zwei Studenten, der eine aus Aachen,
der andere aus Zürich. Sie haben keinen Platz, und
übernachten schwarz in ihrem Auto; da wir nicht da waren,
sind sie der Kontrolle durch den Ranger entgangen. Sie kommen von
San Francisco und sind die
ganze Zeit durchgefahren, oft statt der erlaubten 75 mph fuhren
sie 100. Ach so. Wir unterhalten uns sehr nett mit ihnen, sie
erzählen uns, was alles in San Francisco sehenswert ist (z.B.
Haight Ashbury, das Hippie-Viertel - sie sind ganz begeistert von
dieser Stadt)... so viel, das kann man sich nicht merken. Und wir
unterhalten uns über die merkwürdige amerikanische
Gesellschaft, mit all ihrer Doppelmoral. Einerseits ist alles
Essen fat-free usw., andererseits sieht man wahnsinnig viele
dicke Leute und im Gegensatz dazu Fitness-Fanatiker und
„Silicon-Valley-Frauen“, die massiv aufgepumpt
aussehen, so dass das überhaupt nicht natürlich sein
kann. Einerseits sind sie alle sehr freundlich, aber wenn man an
der Oberfläche etwas kratzt, sieht es anders aus. Sie
meinten beide, es sei sehr schwierig, jemanden richtig
kennenzulernen. Und was sonst noch besonders an Amis ist. Das sie
z.B. alle ziemlich früh heiraten, kaum dass sie mit der
Schule fertig sind... währenddessen grillen wir, das
funktioniert perfekt mit dem Wind, der die Kohlen anfacht.
Irgendwann wird es so saukalt, dass wir uns alle verziehen, aber
wir hatten vorher schon Adressen getauscht, weil sie gerne welche
von unseren Fotos hätten, sie waren nämlich vorher auch
beim Delicate Arch, aber
leider 10 Minuten zu spät. Pech.