Wir stellen uns den Wecker, damit
wir vor Sonnenaufgang (gegen 7.10 h Mountain Daylight Saving
Time) wach sind und das Monument
Valley im Sonnenaufgang sehen. Raus aus den Federn und rein
ins Auto. Wir fahren zur Straße durch das Tal, die direkt
neben dem Visitor Center gegenüber vom Campingplatz beginnt;
dort ist das Tor leider geschlossen. Auf einem Schild steht, dass
um 7.00 Uhr geöffnet wird, allerdings dauert es bis Viertel
nach Sieben, bis ein Indianer auftaucht und ganz gemütlich
das Tor aufsperrt. Wir haben nicht viel verpasst, aber....
trotzdem. Bevor er uns durchlässt, will er unser Ticket
sehen. Wir haben natürlich keines, weil gestern das Visitor
Center schon zu hatte. Er meint, wir sollen uns eines am Visitor
Center holen, das habe jetzt offen. Wir sind schon am Umdrehen,
da kriegen wir mit, dass man auch bei ihm zahlen kann, wenn man
das Geld passend hat. Haben wir, und zahlen gleich für den
Campingplatz mit. Ticket oder eine ähnliche Quittung
bekommen wir nicht.... so ein Chaos. Wir fahren die steile
Schotterstraße runter, die sinnvollerweise auf 10 mph
beschränkt ist, und weiter auf der
schlaglochübersäten Piste (15 mph). Wegen des
Geschwindigkeitslimits und der Aussichtspunkte (insgesamt 10)
braucht man etwa zwei Stunden, bis man die 10-Meilen-Runde
geschafft hat. Am Anfang ist vor uns ein Radler. Muss auch
lässig sein, mit dem Fahrrad; allerdings: die Entfernungen
sind einfach zu groß, mit dem Auto schon schwierig zu
schaffen. Die Aussichtspunkte sind einfache Parkbuchten
o.ä., mit einem Schild, wie sie heißen. Mehr nicht. Da
ist in den staatlichen Nationalparks schon mehr geboten, alles
sorgfältig angelegt und mit Schautafeln. Aber die Landschaft
hier ist schon toll, die Gesamtheit macht's. Zwischendrin
sind ein paar Indianersiedlungen, die ziemlich ärmlich
aussehen; an einer, an der die Straße direkt
vorbeiführt, steht ausdrücklich, dass fotografieren
verboten ist. Langsam tauchen die Pickups der geführten
Touren auf. Das funktioniert so: ein Pickup, auf der
Ladefläche sind Sitzreihen, ein Dach drüber, und der
Fahrer gibt Erläuterungen über Lautsprecher,
während er durch die Gegend heizt. Ob man da viel versteht?
Zumindest können wir uns nicht vorstellen, dass sowas
Spaß macht: auf der harten Bank, hoch auf dem Auto,
über eine steinige, unebene Piste, über die der Fahrer
mit deutlich überhöhter Geschwindigkeit fährt, so
dass eine dicke Staubwolke hinterherweht. Mit kurzen Stopps an
den Aussichtspunkten. Teuer ist es angeblich auch noch. Zentral
scheint das nicht organisiert zu sein, jeder Indianer bietet
scheinbar in seinem Pickup eine eigene Tour an, alle stehen sie
nebeneinander vor dem Visitor Center und werben um
Fahrgäste. Fazit: Das Monument Valley hat uns etwas
enttäuscht. Es ist zwar eine tolle Landschaft, so wie in der
Marlboro-Werbung, aber einerseits ist sie nicht besonders
groß (man würde aus der Werbung denken, das Land geht
noch ewig so weiter, aber es sieht nur an diesem relativ kleinen
Ort so aus. Diese 10-Meilen-Schotterstraße, sehr viel
weiter geht es nicht, keinesfalls Felsmonumente bis zum
Horizont). Zum anderen, wie unprofessionell und lieblos das von
den Indianern organisiert ist. Diese gut 10 $ Eintritt sind zwar
nicht viel, aber viel bekommt man auch nicht für sein Geld,
abgesehen davon, dass man über eine Straße durch eine
Landschaft fahren darf. Viel teuerer sind die staatlichen
Nationalparks auch nicht, v.a. mit dem Golden Eagle. Wir fahren
raus auf den Highway und südwärts. Nach 21 Meilen kommt
Kayenta. Gestern haben wir
einen Schulbus von einer Schule in
Kayenta gesehen, der auf dem Highway
beim Monument Valley
Schüler abgesetzt hat (offensichtlich Indianer, die in den
Hütten nebenan wohnen)(seltsam, sie sind ganz amerikanisch
gekleidet, mit weiten Hosen etc. und Walkman... sieht irgendwie
seltsam aus, wie sie jedes Ami-Klischee erfüllen). Nicht
schlecht, welche Strecken die Schüler hier zurücklegen
müssen. Weiter geht es, wir fahren einen riesigen Halbkreis
um das Monument Valley, weil
keine Straße direkt nach Süden führt. Selbst aus
ca. über 30 Meilen Luftlinie sieht man diese Felsmonumente
noch. Die Straße führt übrigens, wie schon so
oft, durch ein hügeliges Gelände, aber schnurgerade die
Hügel rauf und runter, immer mit 55 mph. Dann treffen wir
auf den Highway nach Süden, schnurgerade nach Chinle mit 65 mph. Michael liest mir
vor, dass die Navajos Chinle
als ihre inoffizielle Hauptstadt betrachten, weil es eine
Seltenheit ist, dass eine Stadt zu fast 100 % von Indianern
bewohnt wird. Aber sie sieht nicht anders aus als andere
Städte im Westen, eine breite Hauptstraße,
nämlich der Highway, der schnurgerade hindurchführt
(mit leichten speed limits), daneben links und rechts die
Häuser, Tankstellen, etc. großzügig und wahllos
verstreut, ohne System, kein Ortskern o.ä., ein
Straßendorf, aber mit einer riesigen Straße, mit
riesigem Abstand der Häuser zueinander und zur Straße.
(Übrigens gibt es in solchen Orten typischerweise relativ
viele Tankstellen, Autohändler u.ä.,
Fast-Food-Restaurants (alle Ketten - Burger King, McDonald's,
Wendy's, KFC, Taco Bell... - sind vertreten, meist alle
zusammen gruppiert), Motels - ein Wunder, dass die sich nicht
zuviel Konkurrenz machen.) Rein gar nichts erinnert hier an
Indianer. Wir biegen links ab zum Canyon de Chelly (der Name ist
irgendein verballhorntes Indianerwort), der praktisch direkt
hinter dem Ort liegt. Da wir nicht viel Zeit haben, fahren wir
nur am Südarm des Canyons entlang und halten an den ersten
Viewpoints. Schön, aber nichts besonderes. Wir fahren direkt
zum Viewpoint, wo man das „white house“ am
gegenüberliegenden Ende des Talgrunds sehen kann. Das ist
eine alte Indianerruine, bei der das oberste Haus eine
weiße Farbe hat, im Gegensatz zur Erdfarbe der anderen
Gebäude. Aber nicht so toll, eben ein paar kleine Ruinen,
nichts im Vergleich zu Mesa Verde o.ä. Canyon de Chelly ist übrigens
ein Nationalmonument, d.h. am Eingang gibt es die üblichen
Karten etc., aber der Talgrund gehört den Navajos, und dort
darf man nicht ohne weiteres hin. Aber die Indianer bieten
Jeeptouren zum Talgrund an, wir sahen die Jeeps dort am und durch
den Fluss fahren. Aber man sagt, es sei sehr teuer. Senkrechte
Wände, eine geschwundene Form, die dem Flusslauf folgt (oder
umgekehrt), und der Talgrund ist absolut eben. Dort wohnen die
Indianer und betreiben Ackerbau. Eher langweilig. Wir fahren
zurück nach Chinle und
dann weiter nach Süden, kommen auf eine Straße, die
meilenweit schnurgerade ist, aber immer die Hügel rauf und
runter. Man hat eine tolle Aussicht: da vorne kommt die
Straße wieder hoch, einige Meilen weit weg. Ich filme; aber
sowas muss man wohl erlebt haben. Wir tanken und fahren dann auf
die Interstate 40, die frühere Road 66. Aber bald geht es
schon wieder runter, zum Petrified
Forest Nationalpark. Am Eingang werden wir gefragt, ob wir
Steine an Bord haben (wegen der Kontrolle beim Verlassen des
Parks; damit kein versteinertes Holz geklaut wird).
Natürlich nicht. Weiter geht's zum Visitor Center und dann rein in den
Park. Der gesamte Nordteil heißt „Painted
Desert“, und was das ist, sehen wir gleich am ersten Viewpoint: das Land liegt etwas
tiefer, und in dieser großen Grube (oder wie man das immer
auch bezeichnet) sind lauter Hügel: rötlich,
grünlich, weiß; teilweise gestreift; manche Hügel
sind komplett rot (so ein altrosa-Farbton), manche teilweise auch
hellgrün, und auf manchen ist der obere Teil strahlend
weiß. Das sieht faszinierend aus, weil es so bizarr und
unwirklich ist. Farbige Erde ja, aber in diesen seltsamen Farben,
und dann auch noch gestreift? Ich will mir das genauer ansehen,
und wir gehen zusammen auf einem Trail nach unten. Ist schon
faszinierend: da ist ein Bachbett (zumindest sieht der helle Sand
so aus, als würde dort gelegentlich Wasser fließen),
und haarscharf daneben beginnt der rosa Hügel, wie als
hätte man ihn aufgeschüttet. Das Grüne auf den
Hügeln ist Pflanzenbewuchs. Die rosa Hügel selber
bestehen nicht, wie man vermutet hätte, aus Erde oder Sand,
sondern aus einem ganz lockeren krümeligen Zeug. Man kann
einfach eine Handvoll davon wegnehmen, es ist überhaupt
nicht fest. Der gesamte Hügel ist locker wie ein Haufen aus
locker aufgeschüttetem Sand. Es handelt sich um Bentonit,
und die Krümel, aus denen die Hügel bestehen, schauen
auch aus wie so ein Seramis-Hydrokultur-Pflanzsubstrat. Die
verschiedenen Farben kommen von verschiedenen Einlagerungen.
Kohlenstoff macht dunkel oder bläulich,
natürlicherweise sind sie hellgrau, und
Hämatit-Eisenverbindungen oxidieren und lassen den
Hügel rötlich erscheinen. Das Zeug erodiert wahnsinnig
schnell, und bei jedem Regen wird eine ganze Portion der
Hügel weggeschwemmt (deshalb sind sie so porös), zum
Glück scheint es dort nicht so oft zu regnen. Wir kommen an
weiteren Viewpoints vorbei, an einem haben die Hügel die
Farbkombination schwarz-türkis - auch ganz schön. Bei
Viewpoint „Newspaper
Rock“ kann man unten Indianer-Felszeichnungen erkennen
- allerdings nur durch die vorhandenen Ferngläser, weil sie
so weit weg sind. Weiter bei Blue
Mesa sind die Hügel nur noch weiß, und dazwischen
liegen Holzstücke - aber das alles, was hier so achtlos
zwischen den Hügeln rumliegt, ist versteinertes Holz! Von
außen sieht es wie normales Holz aus, die Rindenstruktur
kann man noch erkennen, die Außenfarbe ist ähnlich
dunkel wie Holz, aber im Querschnitt sind diese Stämme
teilweise bunt gefärbt. Im Trias ist das entstanden, die
Bäume sind mit irgendeinem konservierenden Zeug
vollgelaufen, Kieselsäure oder so, die fest geworden ist,
und so sind sie versteinert. Beimengungen (wie Eisenverbinungen,
s.o.) ergeben die irren Farben. Das Holz ist längst
verrottet, aber der Stein hat genau die Form und Struktur von
Bäumen, man kann teilweise die Jahresringe noch erkennen.
Die Stämme sind wohl zerbrochen, deshalb gibt es heute fast
nur noch Stücke, und werden wohl aus der Erde
freigespült. Bei Blue
Mesa gibt es einen kleinen Trail, den wir gehen; zwischen den
weißen Hügeln geht es runter, und unten eine Runde
durch die erodierende Landschaft. Sieht einfach stark aus! Als
nächstes besichtigen wir Agate Bridge, das ist ein
versteinerter Baumstamm, der über einem Bachbett in der Luft
liegt. Die Entstehung ist interessant: der versteinerte Baumstamm
liegt auf Sandsteinuntergrund, der im Laufe der Zeit einfach
wegerodiert ist - weil so ein versteinertes Holz wesentlich
haltbarer ist als Sandstein. Anfang des 20. Jahrhunderts wollte
man den Stamm unterstützen und baute Mauern darunter, und
schließlich wurde ein Betonbalken darunter gebaut, den es
heute noch gibt. Allerdings würde man das heute nicht mehr
machen, sondern überlässt in den Nationalparks alles
seinem natürlichen Verfall. Als nächstes sehen wir Jasper Forest - eigentlich
nichts besonderes, unter dem Aussichtspunkt liegt halt jede Menge
versteinertes Holz rum. Es muss früher noch viel mehr
gewesen sein, die Leute haben das versteinerte Holz
eisenbahnwagenweise abtransportiert. Am nächsten Stopp, Crystal Forest, gibt es wieder
einen kleinen Trail. Da sehen wir das eindrucksvollste
versteinerte Holz. In allen Arten und Größen, und in
der Mitte teilweise richtig bunt (rot , grün, weiß),
manche Stücke sehen auch wie richtiges Holz aus. Das Holz
liegt verstreut über den Hügeln, über die sich der
Weg schlängelt. Schön. Leider wird es bereits dunkel.
Die nächsten Viewpoints können wir nicht mehr
besichtigen, weil sie bereits um halb sechs schließen.
Schade, zumindest das Agate House wäre interessant gewesen,
ein Haus, das komplett aus versteinertem Holz gebaut wurde. Am
Parkausgang werden wir gar nicht nach versteinertem Holz
kontrolliert, sondern nur durchgewunken - da hätten wir
problemlos ein fettes Stück klauen können. Gleich
dahinter gibt es Geschäfte, wo dieses Holz, allerdings
außerhalb des Parks gesammelt, verkauft wird. Wir kaufen
uns jeder drei Stücke für 5$. Erstaunlich, wie viel
„Holz“ es hier gibt, das Geschäft ist randvoll,
wir sehen auch einen Stamm, ca. 1 m hoch, oben poliert, für
30000$. Weiter geht's nach Holbrook, wo wir in einem Motel
übernachten wollen. Auf dem Highway in den Sonnenuntergang,
hinter uns färbt sich der Himmel lila, und auf dem
schnurgeraden Highway sehen die Autos, die bereits Scheinwerfer
an haben, einfach toll aus. Links und rechts sehen wir ein paar
verstreute Windräder in der Landschaft. In Holbrook soll es billige Motels
geben; es gibt billigere als das Motel 6, wir checken ins Sahara Inn
für 19,95$ (netto) für zwei Personen ein. Dann:
Abendessen. Fast Food. Es gibt wieder die ganze Palette der
Fast-Food-Ketten. Wir entscheiden uns für mexikanisch, Taco
Bell. Richtig gemütlich ist es da nicht, aber man bekommt
ein großes kühles Getränk dazu. Und jetzt wissen
wir, was ein Taco ist: eine Art Döner, halt mit
mexikanischen Zutaten und Tortilla statt Semmel außenrum.
Ich hol mir noch einen Bean Borrito: das ist so eine Rolle aus
Tortilla-Teig, mit einer Bohnenfüllung. Macht eigentlich
ganz gut satt für 75 Cent. Zurück im Motel wird der
Laptop ausgepackt, wir wollen den Internet-Access ausprobieren.
Ich frage an der Rezeption nach, wie das funktioniert: mit den
Telefonen kann man nur andere Zimmer oder 1800-Nummern anrufen
oder Ortsgespräche führen. Für Ferngespräche
braucht man eine Calling Card oder man benutzt den Operator einer
Telefongesellschaft. Das ist ganz schön praktisch, die vom
Motel müssen überhaupt nichts abrechnen o.ä., nur
die Grundgebühr bezahlen. So eine Calling Card brauche ich
zuhause auch, das System gefällt mir langsam. Der
Internet-Zugang funktioniert folgendermaßen: nachdem die
Einwahl über Ortsverbindung (Ortsnetz Flagstaff) nicht klappt, nehmen wir
die 1800-Einwahlnummer. Nach etwas rumprobieren finden wir
heraus, dass wir „8 W 1800“ als Anfang der Nummer
eintragen müssen. Dann klappt alles. (Michael hat
übrigens einen T-Online-Zugang, bei dem er internationales
Roaming freigeschaltet hat. So kann er sich fast überall auf
der Welt einwählen, hier über eine kostenlose
1800-Nummer, und es kostet nur 5 Pf/min in den USA/Kanada bzw. 10
Pf. im Rest der Welt). Wir setzen E-Mails bzw. Faxe nach zu Hause
ab, lesen unsere Mails (über GMX), versuchen, uns Infos
über den Grand Canyon zu holen oder sogar die
Übernachtungs-Permits zu reservieren... mit begrenztem
Erfolg. Zip-Programm und Windows-Commander werden auch noch
schnell runtergeladen. Ist das genial, auch von unterwegs
Internet-Zugang zu haben.... währenddessen läuft auf
dem Fernseher ein bescheuerter Film (aber lustig), und wir
duschen uns.